Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung pa angesiedelten Völkern, bei denen Adelsons Ma­terialaufnahme zufolge solche Münzen in größerer Menge umliefen, gedacht und produziert wurden (ADELSON 1957, 78-103, 104-137). Während Adelsons Werk und Theorie aus dem Jahre 1957 unter den Byzantinisten heftig disku­tiert wurden, blieben sie in der Awarenforschung, ähnlich wie die vor 20 Jahren erschienene Arbeit des Friedrich Stefan, ohne Resonanz. Wegen des sehr bescheidenen Bearbeitungsniveaus der Quel­lengruppe war es nämlich gar nicht möglich, The­men wie die Tributzahlungen oder die leichtge­wichtigen Solidi als Problem zu erkennen. Das Uninteresse vonseiten der Mitarbeiter des Münz­kabinetts ist trotzdem etwas verwunderlich, zumal sie bereits zu Beginn der 1920er Jahre dem ita­lienischen Archäologen und Orientalisten Ugo Monneret de Villard die wichtigsten Angaben von 13 gewichtsreduzierten Solidi in ihrer Sammlung mitteilten.' 0 Seine Arbeit, die erste numismatische Studie, die sich ausschließlich mit den leichtge­wichtigen Solidi befasste, erschien dann im Jahre 1923 (MONNERET DE VILLARD 1923). In den Jahren vor 1937 erkundigte sich auch Friedrich Stefan über die leichtgewichtigen Solidi im Münzkabinett. Sein Informant war Elemér Jónás.Adelson war also bereits der dritte ausländische Forscher, der sich für die im Münzkabinett verwahrten leicht­gewichtigen Solidi interessierte. Trotzdem ist mir aus der ungarischen Literatur dieser Zeit nur eine einzige kurze Bemerkung über Solidi zu 20 Sili­quae bekannt. Sie stammt aus der Feder des Ele­mér Jónás, 6 der sich vermutlich wegen Stefans Anfrage mit diesem Solidustypus etwas eingehen­der befasst haben dürfte. Stefans Aufsatz aus dem Jahr 1937 ist einem Solidusfund gewidmet, der „... etwa 1924, inner­halb der Reste des spätantiken Kastells auf dem Hoischhügel bei Maglern (...) gehoben werden konnte ..." (STEFAN 1937, 45). Aus dem Fund sind ausführlich jedoch nur die sechs Goldmünzen be­sprochen, die ins Museum Villach gelangten. Da­bei handelt es sich um vier Solidi des Iustinianus I. aus Ravenna, einen Imitativsolidus, dessen Vorlage ein Solidus gleichen Typus war, und einen leicht­gewichtigen Solidus des Iustinus II. zu 21 Siliquae, den Stefan der westlichen Gruppe der gewichts­reduzierten Solidi zuordnete (sog. solidi gallici ) (STEFAN 1937, 46^9, 59, Münzverzeichnis Nr. 1-6, Taf. 9, 1-6). Weil Stefan den Imitativsolidus als ein lan­gobardisches Gepräge ansprach, liegt die zuerst von ihm nachgewiesene langobardische Münzprä­gung in den Jahrzehnten vor 584/5 im Fokus seiner Abhandlung (STEFAN 1937, 49-52). Auf die Fragen der gewichtsreduzierten Solidi geht er natürlich ebenfalls ein, wobei dem damaligen Forschungs­tand entsprechend auch er von einer westlichen und einer östlichen Gruppe spricht (STEFAN 1937, 52-54). Weil ihm die meisten Münzen der östlichen Gruppe aus Ungarn und der pontischen Steppe be­kannt waren, in erster Linie die des Heraclius und des Constans IL, und weil ihre Produktion unter Constantinus IV. ungefähr gleichzeitig mit der von ihm zu spät angesetzten Einstellung der byzan­tinischen Tributzahlungen an die Awaren endete, kommt Stefan zu dem Schluss, dass sie fur die historisch wohlbelegten Tributzahlungen herge­stellte Münzen waren. Durch sie war es nämlich gut möglich, die auszuzahlende Goldmenge unbe­merkt zu reduzieren. Die Verbreitung der leicht­gewichtigen Solidi des Heraclius in Deutschland, die dort in merowingerzeitlichen Gräbern zu finden waren, erklärt er durch den Handel. Von den Awa­ren dürften sie Stefan zufolge über die Langobar­den dorthin gekommen sein (STEFAN 1937, 55-56). Die Schwachstellen der Stefan'schen Beweis­führung sind offensichtlich. Während er die Ver­breitung der leichtgewichtigen Solidi in der Ukrai­ne und in Deutschland unter Hinweis auf die Arbeit des Nikolaj P. Bauer und des Joachim Wer­ner glaubhaft belegen konnte, erwähnt er aus Un­garn keine einzige Fundmünze. Wie hätte er dies auch machen können, wenn zu dieser Zeit in der älteren ungarischen Literatur nur ganz wenige und versteckte Hinweise auf leichtgewichtige Solidi des 6.-7. Jahrhunderts zu finden waren. Deshalb vermute ich, dass Stefans Behauptung über die un­garländische Verbreitung der leichtgewichtigen So­lidi auf die im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums verwahrten Stücke unbekannter 65 ADELSOS 1957, 177, Anm. 25. 178. Anm. 30. 180, Anm. 52. 181. Anm. 70. 182, Anm. 85 versucht, „seine Münzen" mit denen des Monneret de Villard mit Hilfe der Gewichtsangaben zu identifizieren. 66 STEFAN 1937, 58. Anm. 82 worin Elemér Jónás unter den Personen aufscheint, die Stefan Vergleichsmaterial ..gütig beistellten ". 67 JONAS 1935. 136 bemerkt nämlich zu den Gewichtsangaben der von ihm besprochenen Imitativprägungen: „Lespiéces d'or avares se rapprochent des solidi de vingt siliques. " 203

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