Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter ZWEI GEGENBEISPIELE AUS DEN 1930ER JAHREN In den numismatischen Bearbeitungen des Miinzschatzes von Firtosváralja aus den Jahren 1934 und 1939 legte Sándor Ferenczi alle Münzen vor, die ihm aus der älteren Literatur oder aus Sammlungen, konkret aus der Sammlung des reformierten Kollegiums Székelyudvarhely und des Siebenbürgischen Museumsvereins Kolozsvár, zugänglich waren. Weil Ferenczi der Solidus des Mauritius Tiberius nur aus der Liste des Elek Jakab bekannt war, konnte er selbstverständlich diese Angabe nicht weiter präzisieren. Die Münzen mit ausreichend dokumentiertem Avers- und Reversbild bespricht er jedoch ausführlich, falls er denen ähnliche Stücke in den Münzkatalogen Sabatier, Cohen oder Tolstoj fand, verwies er immer auch auf sie (FERENCZI 1934, 47-54; FERENCZI 1939, 62-70). So ging Ferenczi auch mit dem Solidus des Heraclius vor, dessen Münzbilder ihm nicht nur aus dem Katalog Fekete, sondern auch in Form eines vom Original gefertigten Stanniolabdrucks verfügbar waren. Als Vergleichstücke nennt er Sabatier Nr. 48 bis und Tolstoj Nr. 148. Abschließend führt Ferenczi auch noch den Durchmesser und das Gewicht des Stückes an, Angaben, die er, wie auch den Stanniolabdruck, von Rezső Haáz, dem Kustos der Kollegiumssammlung, erhielt. Somit stellt die Edition des Heraclius-Solidus die erste numismatisch beinahe vollständige Vorlage einer Fundmünze aus der Awarenzeit dar (FERENCZI 1934, 54; FERENCZI 1939, 69-70). Jedoch nur beinahe, denn in Ermangelung jeglicher Abbildung, nur aufgrund der Münzbeschreibung, worin von einer Krone auf dem Haupt des Heraclius und des Heraclius Constantinus, vom Hauptmerkmal für die Emission MIB 8 (613-616), die Rede ist, hätte man, wie es mittlerweile bekannt ist, auf die eigentliche Emission MIB 11 (616-625) doch nicht schließen können. Zu Ferenczis Zeit war die Prägechronologie für die Solidi des Heraclius bei weitem nicht vollständig erarbeitet. Im Sabatier sind alle Solidi des Heraclius und des Heraclius Constantinus in die Jahre 613-641 datiert (SABATIER 1862, 1, 273). Erst im Katalog Wroth sind die Solidi mit der Darstellung des langbärtigen Heraclius von denen mit dem kurzbärtigen Imperator auch chronologisch getrennt, wonach die Prägezeit der Letzteren als „circ. A.D. 613/14 - circ. A.D. 630 or later " angegeben ist (BMC 1, 186). Weil Ferenczi den Katalog Wroth nicht kannte, konnte er von dieser Datierung auch nichts wissen. Stattdessen verwendete er die Jahreszahlen, die sich im Sabatier für die Solidi aus der Zeit der Mitregentschaft des Heraclius und des Heraclius Constantinus finden. Dass man in Ferenczis beiden Aufsätzen statt 613-641 die Jahreszahlen 610-641 antrifft, lässt sich nur durch die Unachtsamkeit des Autors erklären. Ferenczi wusste nämlich sehr wohl, dass der 612 geborene Heraclius Constantinus erst im Jahre 613 zum Mitkaiser gekrönt wurde. Mit dieser zu breiten Datierung der vermeintlichen Schlussmünze des Schatzes gab sich Ferenczi jedoch nicht zufrieden. Anschließend versuchte er, aufgrund der im Katalog Tolstoj abgebildeten Solidusvarianten ein genaueres Prägedatum für sie zu finden. Weil er so dachte, dass auf der Münze Heraclius Constantinus, nach seinem Gesicht und seiner Gestalt zu schließen, im Alter von 8-9 Jahren abgebildet war, kam er zu dem Schluss, dass der Solidus in den Jahren 620-621 die Prägewerkstatt verlassen haben dürfte (FERENCZI 1934, 56; FERENCZI 1939, 71). Wie wir heute schon wissen, handelte es sich dabei um eine grundlos zu eng gefasste Datierung, die nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb der für diese Emission veranschlagten Prägejahre 616-625 zutreffen konnte.Trotzdem müssen wir vor Ferenczis Leistung, die seinen ausgezeichneten numismatischen Spürsinn lobt, das Haupt neigen. Aber auch Ferenczis Zugang zur historisch-archäologischen Deutung des Münzfundes ist beispielhaft. Zur Unterstützung seiner diesbezüglichen Überlegungen versuchte er, sämtliche numismatischen Angaben, die ihm zugänglich waren, von der Prägezeit der Schlussmünze an, über die Zusammensetzung des überlieferten Teilbestandes mit besonderer Rücksicht auf die Typenvielfalt bis hin zum Erhaltungszustand der einzelnen Stücke, als Ganzes zu verwerten (FERENCZI 1934, 56-57; FERENCZI 1939, 71-74). Und er beharrte nicht einmal auf der daraus zuerst abgeleiteten historischen Erklärung, wonach die Goldmünzen die von den Awaren ins Karpatenbecken mitgerissenen pontischen Ogur-Völker thesauriert haben dürften (FERENCZI 1934, 57-58). In der deutschen Fassung seines Aufsatzes überarbeitete er sie dahingehend, dass der Schatz von den in Siebenbürgen angesiedelten Gepiden thesauriert wurde. Die älteren Münzen, bis einschließlich der Prägungen des Iustinianus I., stammen aus den Tributzahlungen, 194