Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung Iustinianus-Solidus abgebildet, was zugleich die erste veröffentlichte Fotografie einer awarenzeit­lichen Fundmünze ist. 4'' Über die Münze selbst verliert Fettich kein Wort. Er stellt jedoch fest, dass die Goldmünze des Iustinianus die Zeit der Grablegung etwas vor dem Ende des 6. Jahrhun­derts bestimmt. 5 0 Als Analogie zur Cloisonné-Ver­zierung des Anhängerbeschlages von Csepel er­wähnt Fettich den cloisonnierten Fingerring und die ebenfalls cloisonnierten zwei scheibenförmigen Mantelschließen von Ozora-Tótipuszta, die durch eine Goldmünze des Constantinus IV. genau in jene Zeit datiert sind. 5 1 Dass ich ausgerechnet diese Arbeiten aus den 1920er Jahren bezüglich byzantinischer Fundmün­zen näher betrachtet habe, hatte natürlich nicht den Hintergrund, dass ich den guten Ruf des András Alföldi und des Nándor Fettich, deren Verdienste um die Awarenforschung unvergänglich sind, an­kratzen wollte. Nein. Ich habe sie ausgewählt, weil in diesen Arbeiten bereits die zwei „Grundübel" auszumachen sind, die dann den Zugang der Awa­renforschung zu den byzantinischen Fundmünzen im Laufe des beinahe gesamten 20. Jahrhunderts prägen werden. Das erste „Grundübel" besteht darin, dass auf die genauere Bestimmung der für die Awarenfor­schung relevanten byzantinischen Fundmünzen, ob­wohl dies seit 1908 bzw. 1912-1914, seit der Veröffentlichung der Kataloge Wroth bzw. Tolstoj, durchaus möglich war, kein oder nur wenig Wert gelegt wird. Bei ihrer Bestimmung beschränkt man sich auf die Nennung der jeweiligen Münzherren und des Münzmetalles, ohne auf die Nominalien, Prägestätten, kürzeren Prägeperioden oder im Falle der Kupfermünzen auf die in ihrem Revers fest­gehaltenen Prägejahre hinzuweisen. Nicht einmal die noch von Ferenc Pulszky und József Hampel für die Grabfundmünzen von Kunágota, Szentendre und Ozora-Tótipuszta vorgeschlagenen Prägezeiten werden überprüft. Obendrein werden die Ham­pefschen Bestimmungen zur Datierung der Gräber oder der mit den Münzen vergesellschafteten Fundtypen oft falsch oder ungenau verwendet. Das zweite „Grundübel" liegt dann im Zugang zu der Münzdatierung selbst. Der von Ferenc Pulszky bereits im Jahre 1874 formulierte metho­dische Grundsatz, wonach die Münzdatierung, zu­mal die Prägezeit der Münzen nur den terminus post quem für die Grablegung liefert, immer mit der aus der typochronologischen Analyse des Fundinventars resultierenden sog. archäologischen Datierung zu vergleichen ist, wird nur selten an­gewendet. Die meisten Forscher bedienen sich der bereits auch von József Hampel verwendeten For­mel: Das Grab oder Fundobjekt X wird durch eine Goldmünze des Münzherren Y datiert. Oder wenn man sich genauer festlegen wollte: Das Grab oder Fundobjekt X wird durch eine Goldmünze des Münzherren Y in die Zeit Z datiert. Dabei bleibt es den Forschern überlassen, ob sie die in den meisten Fällen unbekannte Umlaufzeit einer Grabfundmün­ze aufgrund typochronologischer Hintergrundin­formationen, aufgrund des Erhaltungszustandes der Münze (prägefrisch oder abgenützt, evtl. zum Schmuck umgearbeitet) oder einfach intuitiv be­stimmen. Oft wird die Zeit der Grablegung „exakt" berechnet, wobei die nicht einmal genau bestimmte Prägezeit der Grabfundmünze mit 20-30 Jahren, mit einer pauschal angenommenen Umlaufzeit, erhöht wird. Es versteht sich, dass die auf diesem Wege abgeleiteten „Absolutdaten" auch im Falle desselben Grabfundes oder Fundtypus von For­scher zu Forscher unterschiedlich sein können. Trotzdem oder gerade aus diesem Grund hat sich diese methodisch fragwürdige Vorgangsweise in der Awarenforschung eingebürgert. Da Beispiele für die zwei „Grundübel" in der Literatur auf Schritt und Tritt zu finden sind, sind meine obigen Feststellungen auch ohne Belegstel­len leicht zu kontrollieren. Indes möchte ich auf die Arbeiten näher eingehen, deren Verfasser be­müht waren, die byzantinischen Fundmünzen, die sie zu ihren historisch-archäologischen Ausführun­gen über die Awarenzeit als Quelle verwerteten, entgegen dem allgemeinen Trend möglichst genau zu bestimmen. 49 FETTICH 1926. 5-6. Taf. VIII. Abb. 18 und die einschlägigen Kommentare von BÓNA 1983. 91-97. 50 FETTICH 1926. 6- ..La monnaie d or de Justinien prouve que I 'époque de I 'enfouissement doit étre fixée á peu prés á la fin du vr s." 51 FETTICH 1926. 10-11 - Hague d or et les deux feuilles d'or de Pusztatóti (...) qui sont hien datées de cette époque par la monnaie d 'or de Constantin IV Pogonat ... " 193

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