Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter bemerkt und konnte deshalb auch das Material nicht vollständig ausnützen, welches zu Verfügung stand. " (ALFÖLDI 1924, 19). Seine numismatische „Uninteressiertheit" ge­genüber dieser Quellengruppe änderte er jedoch auch später nicht. In dem zwei Jahre später er­schienenen zweiten Band des „Unterganges", in dem Kapitel, wo András Alföldi Hampels zweite Gruppe unwiderlegbar als awarisch bestimmt hatte, befasst er sich auch mit der dritten, d.h. immer schon den Awaren zugesprochenen Gruppe und zählt die ,,gut datierten Leitfunde" der Gruppe, die Grabfunde von Szentendre und Ozora-Tótipuszta bzw. das Reitergrab von Kunágota auf. Dass sich hinter den „Grabfunden" von Szentendre und Ozo­ra-Tótipuszta in Wirklichkeit jeweils drei Bestat­tungen verstecken, konnte Alföldi, der sich dabei auf Hampels „Alterthümer" stützte, selbstverständ­lich nicht wissen. Zu der genaueren Bestimmung der byzantinischen Goldmünzen, deren Prägezeit letztendlich den terminus post quem für die Grab­legung der münzführenden Bestattungen liefert, hätte er jedoch sehr wohl die Kataloge des War­wick W. Wroth oder des Grafen Ivan I. Tolstoj zu Rate ziehen können, die im Vergleich zu dem Sa­batier wesentlich mehr Emissionsvarianten enthal­ten und eine weiterentwickelte Prägechronologie anbieten. 4' Dennoch machte Alföldi von diesen ak­tuellen Katalogen keinen Gebrauch. Zu den „Grabfunden" von Szentendre und Ozo­ra-Tótipuszta sind immer noch die von Hampel festgelegten Prägejahre 602-610 für den Solidus des Focas und 669/670 für den Solidus des Con­stantinus IV. zitiert, wobei Constantinus IV. nicht einmal namentlich aufscheint. Aus dem Solidus des Iustinianus I. von Kunágota ist merkwürdi­gerweise „ein Triens des Justiniangeworden. Über diesen rätselhaften Fehlgriff des András Al­földi hat sich bereits István Bona gewundert. 4 6 Ver­mutlich hatte Alföldi den von ihm gar nicht erwähnten Tremissis des Iustinus II. (damals im­mer noch ein Halbsolidus des Iustinus I.) aus Szentendre mit dem Solidus von Kunágota ver­wechselt. Von dem Heraclius-Solidus aus Szeg­hegy nimmt Alföldi keine Notiz. Dafür erwähnt er zu dem Pressmodelfund von Fönlak, meines Wis­sens zum ersten Mal in der ungarischen Awaren­forschung, den goldenen Gürtelbeschlag aus dem Münzhortfund von Akalan, 4 7 der „auf die Zeit zwi­schen 613-41 datiert ist". Bemerkenswert ist noch, dass Alföldi das Grab von Kunágota nicht mit dem „ Triens des Justinian " datiert, sondern aufgrund der Ähnlichkeit der gepressten Gürtelbeschläge mit denen von Ozora-Tótipuszta, die zusammen mit einer nach 669 geprägten Münze gefunden wurden, zu dem Schluss kommt, dass auch Kunágota stark ins 7. Jahrhundert hineinreichen muss (ALFÖLDI 1926, 14). Auch wenn die von ihm aufgestellte typo­logische Reihe, worin die Gürtelbeschläge von Kunágota die letzten, d.h. die jüngsten sind, ver­fehlt war, 4 X ist sein Ansatz, wonach die Anlegungs­zeit auch eines münzführenden Grabes immer die jüngsten Fundobjekte bestimmen, die ge­gebenenfalls viel jünger als die Prägezeit der Münze sein können, vollkommen richtig. Es ver­steht sich, dass seine Feststellung, wonach der „ Triens des Justinian (...) hier aber nur einen ter­minus post quem bietet ...", nicht nur für Kun­ágota, sondern generell für alle Grabfundmünzen gilt (ALFÖLDI 1926. 14). In einem bereits am 20. Dezember 1924 in der Ungarischen Archäologischen Gesellschaft präsen­tierten Aufsatz, der erst im Jahre 1926 in der April­nummer der Aréthuse erschien, befasste sich der junge Nándor Fettich mit den Anhängerbeschlägen der awarischen Hiebwaffen. Dabei kam er auch auf das Grab von Kunágota zu sprechen, nachdem er das dreilappige Beschlagpaar, dessen Funktion früher keinem bekannt war, als Anhängerbeschläge der Hiebwaffe bestimmen konnte. Fettichs kurze Fundbesprechung und die von ihm zusammenge­stellte Fototafel hat István Bona als eine maßhal­tende, sogar gute Edition des Fundes bezeichnet, offensichtlich weil sie wenigstens einen Teil der Fremdobjekte nicht mehr enthält. Unter den aus­gewählten Fundobjekten ist auch der Avers des 45 Wroths Werk, das BMC, basiert auf dem byzantinischen Münzbestand des British Museum. Ivan I. Tolstoj beschreibt die byzantinischen Münzen seiner Sammlung in neun Bänden. Die in Manuskript gebliebene zehnte und letzte Folge dieses Monumentalwerkes wurde im Nachlass Tolstoj in der Eremitage entdeckt und 1991 veröffentlicht. 46 BONA 1983, 97-„A numizmata Alföldi András rejtélyes okokból Triens des Justinian-ként említi könnyű solidusunkat... " 47 Die primäre Literatur zu Akalan und wie sie in der Awarenforschung bis zur Mitte der 1970er Jahre zitiert und verwertet worden ist, fasste BÓNA 1983, 128-129 zusammen. Bei der Frage der Ersterwähnung gibt er Nándor Fettich den Vorrang, dessen Arbeit mit Hinweis auf den Schatzfund ebenfalls 1926 erschien. 48 Die Frage wurde von BÓNA 1983. 97-98 ausführlich behandelt. 192

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