Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung sehe Münzen zum Kauf angeboten oder zur Bestimmung eingesendet. Es liegt natürlich auf der Hand, diesen auffälligen Rückgang damit zu er­klären, dass das Königreich Ungarn durch den Ver­trag von Trianon im Jahre 1920 zwei Drittel seines ursprünglichen Staatsgebietes verlor, wodurch sich das Einzugsgebiet des Ungarischen Nationalmu­seums und der ungarisch gebliebenen Provinz­museen im Hinblick auf zukünftige Fundmünzen erheblich reduzierte. Gegen diese Annahme spre­chen jedoch zugleich zwei Umstände. Zum einen zeigen die Sammlungen der Folgestaaten keinen signifikanten Zugang an byzantinischen Fundmün­zen, die aus den jetzt ihnen zufallenden Regionen des awarischen Siedlungsraums zutage gekommen sein dürften, zum anderen brachten die awaren­zeitlichen Gräber, die nach 1901, nach der Ent­deckung des münzführenden Grabes von Szeg­hegy, freigelegt oder zufällig angeschnitten wurden, bis 1924 ebenfalls keine einzige byzanti­nische Münze hervor. 4 2 Dafür kamen 1908 die ers­ten runden Goldplättchen aus den Gräbern 1(7) und 11(10) von Dunapentele-Öreghegy (heute Dunaúj­város) zutage, woraus sich dann später ein eigener Fundhorizont entwickelte. Gemeint sind die mitt­lerweile mehr als 20 mittelawarenzeitlichen Bestat­tungen, worin die byzantinischen Goldmünzen durch kleine, dünne Goldplatten, manchmal mit dem Abdruck spätrömischer Bronzemünzen, er­setzt sind. 4 . Da sie jedoch im numismatischen Sinn keine Münzimitationen sind, sollte man sie von den drei Gruppen der awarenzeitlichen Imitativ­prägungen, bei denen die byzantinischen Münzvor­lagen gut erkennbar sind, unbedingt unterscheiden (SOMOGYI 1997, 125-127). DIE ZWEI „ GRUNDUBEL " In seinem epochalen Werk „Der Untergang der Römerherrschaft in Pannonién" aus dem Jahre 1924 legte András Alföldi einen Katalog der spät­römischen und frühbyzantinischen Fundmünzen vor (von 379 bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts), die er im Münzkabinett des Kroatischen Nationalmu­seums Zagreb und in diversen ungarischen Samm­lungen als vermeintliche Funde aus pannonischen Römersiedlungen aufnehmen konnte. Während Al­földi zu den meisten spätrömischen Bronzemünzen die signifikanten Reverslegenden, Reverszeichen und Münzstättensiglen mitteilt, viele auch noch nach den Münzkatalogen Cohen oder Tolstoj be­stimmt, führt er die byzantinischen Kupfermünzen nur mit den Namen der Münzherren wie Anas­tasius I., Iustinus I., Iustinianus I. oder Iustinus II. auf. 4 4 Die Ausnahmen sind einige Solidi des 5. Jahrhunderts, die des Anastasius I. und des Iusti­nianus I., lauter Einzelfunde, vermutlich aus der Gegend von Mursa (heute Osijek) und Siscia (heute Sisak) ( ALFÖLDI 1924, 30, 35). Diese selektive, durchaus merkwürdige Vorgangsweise lässt darauf schließen, dass zu dieser Zeit nicht einmal der Numismatiker András Alföldi an byzantinischen Kupfermünzen des 6. Jahrhunderts besonders inte­ressiert war. Und diese Vermutung wird auch von ihm selbst bestätigt: „Leider entdeckte ich den Wert der zur Zeit Justinians nach Pannonién ge­kommenen Münzen aus Byzanz nur allzu spät; erst während der Arbeit wurde ich gewahr, daß es sich hier nicht um zufällig eingetauschte Kupfermünzen handelt, sondern daß sie über die Handelsbezie­hungen des neuerstarkten oströmischen Reiches zu den noch teilweise romanisierten Völkern Sirmiens und zu den Barbarenvölkern jenseits der Donau Aufklärung erteilen. Dies hatte ich anfangs nicht 42 Allgemein gilt, dass die Kriegsjahre und die schwierigen Verhältnisse in den Jahren danach sich auch auf die Entwicklung des Museumswesens und der archäologischen Forschungen negativ auswirkten. Dazu s. FETTICH 1927.232! Wie es FETTICH 1926a. 268-269 zu entnehmen ist. ging die Erforschung awarischer, bei Fett ich noch hunnischer und awarischer Gräberfelder auch in dieser Zeit ungebremst weiter. 43 Zur kritischen Neubewertung der vier awarenzeitlichen Gräber von Dunapentele-Öreghegy mit besonderem Augenmerk auf die kleinen Münzersätze s. BÓNA 1983. 120-125! 44 ALFÖLDI 1924. 21 66 (Repertórium zum Aufhören des Münzumlaufs in Pannonién). Auf diesen Umstand weist Alföldi selber hin. indem er schreibt: „ Drittens kann beanstandet werden, daß die äußere Form der Bearbeitung nicht überall einheitlich ist (Anm. 18. Z. B. sind die Werke von Cohen bzw. Tolstoj nicht überall zitiert). Dies liegt in der Verzögerimg der Materialsammlung, nach deren Abschluß ich nicht mehr Gelegenheit hatte, neue Forschungsreisen anzutreten. " (ALFÖLDI 1924. 20). 191

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