Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter fig. Carl Gooss, der im Jahre 1876 seine „ Chronik der archäologischen Funde Siebenbürgens " veröffentlichte, wusste davon nachweislich nichts. Zu dem Fund von Firtosváralja edierte er nur die von Friedrich Müller besprochenen vier Goldmünzen des 5. Jahrhunderts, wenn auch mit Fehlern, neu. 39 Der Münzkatalog Fekete war dem siebenbürgischen Historiker und Archivar Elek Jakab, der den Fund von Firtosváralja in seiner in den Jahren 1896/97 verfassten Geschichte des Komitates Udvarhelyszék unter den archäologischen Beweisen für die hunnisch-szeklerische Verwandtschaft behandelte, auch nicht bekannt. Jakab dürfte jedoch zu anderen Quellen Zugang gehabt haben, weil er nicht nur von den Fundumständen und dem Ergebnis der durch Beamten des Fiscalis Directoratus in Firtosváralja durchgeführten Befragung ausführlich berichtete, sondern auch eine Liste der byzantinischen Imperatoren vorlegte, deren Münzen sich unter den Firtoscher Goldstücken befanden (JAKAB-SZÁDECZKY 1901. 141-142). Der einzige Schönheitsfehler dabei ist, dass der namhafte Historiker einfach vergaß mitzuteilen, wo er auf diese Angaben stieß. Wie wir heute schon wissen, schrieb Jakab alles aus den unveröffentlicht gebliebenen Aufzeichnungen und Aufsätzen des István Kovács ab, in denen Kovács die Ergebnisse seiner jahrelangen Recherchen nach dem Fund noch in den 1860er Jahren zusammenfasste. Aber auch die Erkenntnis, dass die Münzen des Leo I. und seiner Nachfolger nicht mehr aus dem an die Hunnen gezahlten Tribut kommen und dass die Münzen des Mauritius Tiberius und des Heraclius bereits mit den Tributzahlungen an die Awaren in Zusammenhang stehen, 4 0 geht auf einen im Manuskript gebliebenen Aufsatz des István Kovács zurück, 41 welchen Umstand Jakab leider ebenfalls unerwähnt ließ. Wie dem auch gewesen war, über die Fundumstände, über die Zusammensetzung des Fundes und darüber, dass die jüngsten erfassten Münzen, die des Iustinianus I., des Mauritius Tiberius und des Heraclius mit den byzantinischen Tributzahlungen an die Awaren in Zusammenhang stehen, konnte man zum ersten Mal in dem historischen Werk des Elek Jakab lesen, das erst im Jahre 1901, vier Jahre nach dem Ableben des Autors, erschien. Auf einem anderen Blatt steht wiederum, dass die damalige ungarische Frühmittelalterforschung davon keine Notiz nahm. Wie es der obigen Übersicht zu entnehmen ist, konnte bis 1914 eine beachtliche Anzahl byzantinischer Fundmünzen der Provenienzklassen I-III dokumentiert werden. Und dabei habe ich nur die Fundmünzen angeführt, die meiner Auffassung und meinen Auswahlkriterien nach als authentisch awarenzeitliche Funde zu betrachten sind (SOMOGYI 1997, 115; SOMOGYI 2009. 232, Anm. 2). Es versteht sich, dass außer diesem nach bestimmten methodischen Überlegungen selektierten Bestand sowohl im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums als auch in den Schul- und Vereinssammlungen noch weitere Fundmünzen des 6.-7. Jahrhunderts unbekannter Provenienz aufbewahrt waren. Die Angaben zu der sich so erfreulich entwickelten Quellengruppe lagen in Form von entweder unveröffentlichten oder veröffentlichten, jedoch sehr knapp gehaltenen Einzelbelegen vor. Letztere fanden sich in den ersten Repertorien über Fundmiinzen einer ausgewählten Region oder in den von Zeit zu Zeit veröffentlichten Zugangsprotokollen der Schul- oder Vereinssammlungen, worin sie neben den vielen römischen und mittelalterlichen Münzfunden kaum ins Auge fielen. Deshalb, und wegen der geringen Anzahl der awarenzeitlichen Grabfundmünzen, die man direkt mit der archäologischen Hinterlassenschaft der Awaren verbinden konnte, erweckte diese potenzielle Quellenbasis das Interesse der Frühmittelalterforscher noch nicht. Obendrein brach in den Jahren nach 1914 auch noch die latente Ansammlung dieser Quellenbasis für längere Zeit ein, eine Entwicklung, die letztendlich dazu führte, dass sich die Awarenforschung noch lange nur auf die von Ferenc Pulszky und József Hampel vorgelegten Grabfundmünzen von Kunágota, Szentendre und Ozora-Tótipuszta bezog. Im Vergleich zu der in den Jahren zwischen 1881 und 1914 stattgefundenen Konjunktur wurden in den Nachkriegsjahren sogar dem Ungarischen Nationalmuseum nur vereinzelt byzantini39 GOOSS 1876, 332-333 unter Verweis auf NEIGEBAUR 1851, ACKNER 1856. MÜLLER 1858, lauter Arbeiten aus der Werkstatt der siebenbürgisch-sächsischen Altertumsforschung. 40 JAK4B-SZÁDECZKY 1901. 142 - „... azon másik lehetőség áll elő, hogy az aranyak nem az Attila királynak fizetett hadi sarczból valók, hanem későbbi avar-korszakbeliek..." 41 Nagyajtai Kov ács István; Székelyek, avarok, gepidák, hunok, rómaiak története a székelvekre vonatkozóan. Manuskript. Biblioteca Academiei Cluj, UnitKtár MsU 1179/XII, 1-33. 190