Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenf orschung drei Jahre vergangen, als im Ungarischen National­museum Funde aus einem weiteren münzführen­den Grab eintrafen. Im Jahre 1861 schenkte der evangelische Pfarrer Károly Jeszenszky eine Gold­münze des Heraclius und des Heraclius Constanti­nus, ein fragmentiertes Bronzearmband in zwölf Stücken, sechs Perlen und zwei kleine Ringe aus einer Bestattung, die in Mezőberény, neben dem damaligen Slowakenfriedhof, gefunden wurden. Wie István Bona erst in den 1970er Jahren heraus­fand, handelt es sich bei der Goldmünze um eine awarische Imitativprägung nach einem Solidus des Heraclius aus den Jahren 616-625, der im Münz­kabinett mit unbekanntem Fundort inventarisiert war (Sa-49). Es ist ein interessantes forschungs­geschichtliches Detail, dass Arnold Ipolyi das Münzgrab von Mezőberény in der Archaeologiai Közlemények bereits im Jahr der Schenkung kurz erwähnte, während der erste Hinweis auf das Grab von Kunágota in der ungarischen Literatur erst aus dem Jahre 1866 bekannt ist.~ s Während der Solidus des Focas aus dem 1862 entdeckten spätmittelalterlichen Münzfund von Bernecebaráti nicht ins Museum kam und nur in der Beschreibung des Flóris Römer überliefert ist, erhielt im selben Jahr das Ungarische National­museum einen anderen Focas-Solidus, der im Ge­meindegebiet von Kula (heute Kulo) beim Aus­heben eines Brunnens zutage kam. Deshalb ist es nicht auszuschließen, dass die Münze aus einem zufällig angeschnittenen und zerstörten Grab stammt. Die Münze ist ein sog. leichtgewichtiger Solidus zu 20 Siliquae, zu dem im Museum bereits ein mit demselben Prägestockpaar geschlagenes Stück aus der Sammlung Weszerle vorlag. Welches der beiden Exemplare der Solidus von Kula und welches das Stück aus der Sammlung Weszerle war, ist nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. In Kenntnis dessen, dass die Solidi des Focas zu 20 Siliquae durch Fundmünzen der Provenienzklassen I-III in keinen Regionen außerhalb des awarischen Siedlungsraums belegt sind, ist das Stück in der Sammlung Weszerle aus der ursprünglichen Pro­venienzklasse IV in die Provenienzklasse III, awa­renzeitliche Fundmünze mit unbekanntem Fundort, unbedingt umzustufen. Es ist auch sehr gut vor­stellbar, dass die zwei prägestockidenten Focas­Solidi mit derselben Tributzahlung an die Awaren kamen (Sa-43). Die ersten informativen Aufzeichnungen über awarenzeitliche byzantinische Fundmünzen, die außerhalb des Sammelkreises des Ungarischen Na­tionalmuseums zutage kamen, beginnen ebenfalls in diesen Jahren zu fließen. Michael J. Ackner, der Vater der siebenbürgisch-sächsischen Altertums­forschung, der über die im Sachsenland entdeckten Bodenfunde seit den 1830er Jahren Notiz führte, berichtet in seinem „Decennal-Aufzeichnung der archäologischen Funde in Siebenbürgen vom Jahre 1845 bis 1855", dass er im Jahre 1855 eine Anzahl in Fogarasch (heute Fägäras, RO) und dessen Um­gegend gefundener überwiegend römischer Mün­zen zur Untersuchung erhielt. Darunter befand sich auch eine byzantinische Kupfermünze, die Ackner genau beschreibt und der Praxis seiner Zeit ent­sprechend durch die Regierungsjahre des Münz­herren, Mauritius Tiberius, dessen Name aus der Averslegende ersichtlich war, datiert (Sa-23). Unter den byzantinischen Goldmünzen, die aus dem im Jahre 1831 auf dem Berg Firtos entdeckten Münzschatz tatsächlich erfasst oder vom Hören­sagen überliefert werden konnten, sind auch Stücke genannt, die ihrer Prägezeit zufolge der Awarenzeit angehörten oder angehört haben konn­ten. Während von Goldmünzen des Iustinianus I. seit den 1840er Jahren immer wieder berichtet wird, werden ein Solidus des Mauritius Tiberius und einer des Heraclius erst in den 1860er Jahren zum ersten Mal als Münzen aus dem Fund von Firtosváralja (heute Firtu§u, RO) erwähnt. Wie es jedoch die Zusammenschau sämtlicher neuent­deckter Archivdaten zeigt, liegt eine Kette von In­dizien vor, woraus gegen die Firtoscher Provenienz dieser zwei Solidi geschlossen werden kann. Somit wären sie lediglich als awarenzeitliche Fundmün­zen der Provenienzklasse III aus Siebenbürgen zu betrachten (SOMOGYI 2000). István Kovács von Nagyajta, siebenbürgischer Freizeithistoriker und Mitglied der Ungarischen Gelehrtengesellschaft, begann erst in den 1850er Jahren, intensiv nach Firtoscher Goldmünzen zu suchen. Er bat den bekannten Münzsammler Sá­muel Fekete von Nagykede, der zu dieser Zeit in Székelyudvarhely (heute Odorheiul Secuiesc, 28 Die primären Quellennachweise zu Mezőberény Jasste SOMOGYI 1997. 65. die zu Kunágota BÓNA 1983. 88-90 zusammen. Wie István Bona herausfand, wurde über Kunágota bereits am 15. Februar 1857 im populären ungarischen Wochenblatt Déli­báb berichtet. Die deutsche Übersetzung des dort abgedruckten Berichtes erschien vier Tage später in der Wiener Zeitung. Dieser Artikel wurde dann von Friedrich Kenner für seine Fundchronik aus dem Jahre I860 exzerpiert. 181

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