Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter RO) wohnte, ihm dabei zu helfen. In einem Brief an Kovács vom 12. August 1860 schreibt Sámuel Fekete, dass es ihm trotz überhöhter Preise gelang, vor kurzem weitere Münzen, darunter auch ein Goldstück des „M. aurel Tiber", aus dem Fund Firtos zu erwerben (SOMOGYI 2000, 201). Weil Feke­te seinem Brief auch Bleistiftabriebe der Münzen beilegte, war es leicht festzustellen, dass der Soli­dus des Mauritius Tiberius mit dem identisch war, den István Kovács einige Monate später, am 28. Februar 1861, detailliert beschrieb (Sa-24/1). Das zweite Stück, ein Solidus des Heraclius, gehörte zu den zehn Goldmünzen, die Sámuel Fe­kete, seiner eigenen Darlegung zufolge, direkt bei den Findern Firtoscher Goldstücke gekauft hatte. Sie waren Teil seiner Münzsammlung, die er 1868 gänzlich dem reformierten Kollegium in Székely­udvarhely schenkte. Während Fekete drei dieser Goldmünzen kurz vor dem 12. August 1860 an­schaffte, dürfte er die weiteren sieben Stücke, dar­unter auch den Solidus des Heraclius, erst in den Jahren 1861-1868 gekauft haben (SOMOGYI 2000, 200, 202). Über seine verschenkte Münzsammlung veröffentlichte Fekete auch einen Katalog, worin er auch die zehn Firtoscher Goldmünzen beschrieb (FEKETE 1868. 17-18, Nr. 30-38). Im Gegensatz zu dem mittlerweile verschollenen Solidus des Mauritius Tiberius, dessen Beschreibung erst 1995 entdeckt und im Jahre 1997 veröffentlicht wurde, war der Verbleib des bereits 1868 veröffentlichten und der­zeit im Museum Székelyudvarhely aufbewahrten Heraclius-Solidus immer schon bekannt (Sa-24/2). Seitdem der preußische Oberst Friedrich Julius von Below die ersten byzantinischen Fundmünzen dokumentiert hatte, vergingen beinahe hundert Jahre, ohne dass weitere byzantinische Münzen vom Westrand des awarischen Siedlungsraumes gemeldet worden wären. Erst im Jahre 1863 be­richtete Friedrich Kenner von einem Solidus des Heraclius, der 1859 in Peisching „im Piestingtha/e bei Baisching und Waldeck" aufgelesen wurde. Trotz der knappen Beschreibung „ein Goldstück von Heraclius und Heraclius Constantinus (610-641 n. Chr.) — Rv. Victoria Augg. OBXX " lässt sich das Stück eindeutig als ein leichtge­wichtiger Solidus zu 20 Siliquae bestimmen (W-6, MIB 64, 616-625 evtl. 616-620) (WINTER 2009, 341). Die für die Bestimmung der archäologischen Denkmäler der Awarenzeit ausschlaggebenden Münzgräber von Szentendre und Ozora-Tótipuszta wurden am 14.-17. August bzw. am 2.-6. Oktober 1871 entdeckt. Während der von Mór Bisitz dem Museum geschenkte Teil der Funde von Ozora­Tótipuszta bereits am 16. Oktober inventarisiert wurde, gelangten die Funde von Szentendre erst am 26. Oktober ins Ungarische Nationalmuseum (BÓNA 1983, 98-99, 105). Aus den Notizen des Flóris Römer und aus dem Inventarbuch veröffentlichte István Bona auch zu den Münzen einige interes­sante Details. Zum einen, dass Flóris Römer, der am 18. August die Fundstelle in Szentendre be­suchte, vor Ort unter anderem auch den Avers und Revers des Focas-Solidus in seinem Notizbuch zeichnete, und zum anderen, dass er den Solidus des Constantinus IV. für eine bis jetzt unbekannte Goldmünze des Constans II. hielt und als solche inventarisierte (BÓNA 1983, 99, 105). Seine Aufmerksamkeit dürfte durch die sehr aufregenden übrigen Fundobjekte von Ozora-Tó­tipuszta abgelenkt worden sein, weil anderthalb Jahre später, als ihm der Direktor des Hauptgym­nasiums Nagyszeben (heute Sibiu RO) die Stan­niolabdrücke von drei Münzen im Mai 1873 zur Bestimmung schickte, Römer in seinem Antwort­brief vom 28. Mai die zweite Münze, einen Solidus des Constans II., korrekt beschreibt und als Prä­gezeit die Jahre 659-668 anführt." 4 Es besteht kein Zweifel, dass Römer diese Datierung dem Sabatier entnahm (SABATIER 1862, 2, 5, Nr. 16; SABATIER 1862, 3, Taf. 34. 16), mit dessen Hilfe er auch den Solidus von Ozora-Tótipuszta hätte richtig bestimmen kön­nen. Ob dann der Solidus des Constans II. in der Sammlung des Hauptgymnasiums Nagyszeben in der Tat in Nagyszeben zutage kam, wie es Péter Prohászka, dem wir die Entdeckung und Ver­öffentlichung dieser Archivangabe verdanken, an­nimmt, steht auf einem anderen Blatt. Da ich so weit nicht gehen wollte, habe ich den Solidus als eine awarenzeitliche Fundmünze unbekannter Pro­venienz angesprochen (Sb-20). Im Jahre 1872 kaufte das Ungarische National­museum einen in Kiskundorozsma gefundenen So­lidus des Focas. Im Inventarbuch des Münzkabi­netts findet sich der Hinweis auf Sabatier I 252/1, auf ein nonnalgewichtiges Stück mit der Sigle CONOB in der Exergue. Demgegenüber gehört das Exemplar mit der Inventarnummer 174.1872 zu den leichtgewichtigen Solidi des Focas mit der 29 PROHÁSZKA 2007. 91. Nr. 8, mit der Bestimmimg des Solidus als MIB 31. 662-667. 182

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