Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter ehesten ein Solidus des letztgenannten Imperators gewesen sein. Bezüglich byzantinischer Fundmünzen der Awarenzeit reicht der älteste schriftliche Beleg bei weitem nicht so weit, nur bis in die 1760er Jahre, zurück. Wie es dazu kam, wird von Heinz Winter so erzählt: ,, Der preußische Oberst Friedrich Ju­lius von Below geriet am 23. Juni 1760 bei Lands­hut in österreichische Gefangenschaft. Während er in Hainburg an der Donau interniert war, beschäf­tigte er sich mit der römischen Hinterlassenschaft des Raumes Carnuntum. Er ließ Skizzen des Gelän­des und von römischen Ruinen anfertigen, kaufte aber auch Funde. In einer in Berlin erhaltenen Handschrift (...) ließ er die Münzen seiner Sammlung in Federzeichnungen eintragen (...). " (WINTER 2009, 336). Unter den abgebildeten Münzen befinden sich auch drei byzantinische Kupfermün­zen, ein Pentanummium des Iustinus I. oder des lustinianus (W-l/1), ein Follis und ein Halbfollis des Iustinus II. (W-l/20 und W-l/22). In Kenntnis der Entstehung der Sammlung Below ist anzu­nehmen, dass ähnlich zu den römischen Münzen auch die drei byzantinischen Prägungen in der Ge­gend von Carnuntum aufgelesen wurden. Zugleich sind sie die ersten zeichnerisch dokumentierten by­zantinischen Fundmünzen innerhalb des awari­schen Siedlungsraums. MUNZSAMMLER UND MÜNZSAMMLUNGEN DES 19. JAHRHUNDERTS Es versteht sich, dass auch in den Sammlungen des Ungarischen Nationalmuseums nicht die Grab­fundmiinzen von Kunágota, Szentendre und Ozo­ra-Tötipuszta die ersten byzantinischen Münzen des 6.-7. Jahrhunderts waren. Die drei großen pri­vaten Münzsammlungen — die bereits im Jahre 1836 erworbene Sammlung des Miklós Jankovich, die Sammlungen des József Weszerle und des Fe­renc Kiss, die 1841 und 1843 ins Museum kamen (SEY-GEDAI 1972, 7, 9, 11) — enthielten auch eine große Anzahl von byzantinischen Goldmünzen, die aufgrund ihrer Prägezeit in die Awarenzeit fallen (KISS 1991, 122-124, Tabelle 2, Liste 1, 125, Anm. 3). Darü­ber jedoch, wann und wie diese Stücke in die drei Sammlungen gelangten, wo und wann sie entdeckt oder gefunden wurden, kurzum über ihre Prove­nienz, liegen leider keine Angaben vor. Obwohl viele von ihnen innerhalb des awarischen Sied­lungsraums zutage gekommen sein dürften, bleibt die Unsicherheit darüber immer bestehen, welche die „awarischen" Stücke sind und welche aus an­deren Regionen stammen. Aus diesem Grund sind diese Münzen zu Untersuchungen über den Umlauf der byzantinischen Münzen bei den Awaren nur unter Vorbehalt oder überhaupt nicht geeignet, be­sonders dann nicht, wenn bestimmte Prägeperioden ausschließlich nur durch sie repräsentiert sind. We­gen ihrer eingeschränkten historisch-archäologi­schen Aussagekraft habe ich sie von den Stücken wohlbekannter Provenienz (Provenienzklassen I-II) und von den Exemplaren, die zwar ebenfalls unbekannter Provenienz sind, aber deren Vorbe­sitzer innerhalb des awarischen Siedlungsraums wohnte und kein Sammler war (Provenienzklasse III), immer schon unterschieden (Provenienzklasse IV) (SOMOGYI 1997, 115-117, Tabelle 2). Als numis­matisches Vergleichs- und Referenzmaterial oder als Datenquelle zur numismatischen Untersuchung sind sie natürlich unbeschränkt verwendbar. Die ersten byzantinischen Münzen, die im Sin­ne des oben Gesagten als Fundmünzen der Prove­nienzklasse III zu betrachten sind, gelangten be­reits 1811 ins Münzkabinett. Es handelt sich um drei Solidi des Heraclius unterschiedlichen Typus, die von einem gewissen Herrn Pajor, einem Arzt aus Szentendre, dem Museum geschenkt worden sind. Sie gehören zu den drei Emissionen des He­raclius, deren Umlauf bei den Awaren durch Fund­münzen der Provenienzklassen I-II ausreichend belegt ist. Ferner ist das eine Stück auf die Art gelocht, wie es die zum Anhänger umgebildeten Goldmünzen aus awarischen Gräbern zeigen (Sa-89/1-3). Im Jahre 1857 wurde im Münzkabinett ein wei­terer Solidus des 7. Jahrhunderts inventarisiert. Der Eintrag hält nur so viel fest, dass ein Herr Blas­kovits das Stück ins Museum einsendete. Solche Solidi wurden während der kurzen Alleinregierung von Heraclius' jüngerem Sohn Heraclonas in Con­stantinopel geprägt (Juli-November 641). Ihr Um­lauf bei den Awaren ist nicht durch Fundmünzen der Provenienzklasse I-II belegt. Das von Blaskovits eingesendete Stück, insofern es innerhalb des awarischen Siedlungsgebiets zum Vorschein kam, wäre bis jetzt der einzige Vertreter dieser Emission im awarenzeitlichen Münzvorrat (Sa-90). Seit dem Inventarisieren der Fundobjekte von Kunágota im Dezember 1858 waren nicht einmal 180

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