Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung freigelegte Fundmaterial, worin sich die mit Tier­und Rankenornamentik verzierten, gegossenen Gürtelgarnituren, die Leittypen in Hampels zweiter Gruppe, ebenfalls finden, in das 4.-5. Jahrhundert datierte und sie als germanisch ansprach. Dem­gegenüber kamen Ludwig Lindenschmit und Alois Riegl, die nicht auf die Prägezeit der römischen Münzen, sondern auf die Fundobjekte achteten, zu denen sich typologisch verwandte Formen aus merowingerzeitlichen Gräbern fanden, zu dem Schluss, dass die von Lipp freigelegten und vor­gelegten Gräber, die sie als Keszthely-Kultur be­zeichneten, dem 7.-8. bzw. 6.-8. Jahrhundert ange­hören (HAMPEL 1905, 1, 17, 790). Nach dieser kurzen Schilderung des damaligen Forschungsstandes versucht nun Hampel, die zwei unterschiedlichen Datierungsansätze unter einen Hut zu bringen. Anschließend fuhrt er nämlich aus, dass die aus diesen Gräbern bekannt gewordenen römischen Münzen und römerzeitlichen Fundob­jekte nur den Anfang dieser archäologischen Gruppe datieren, und zwar in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts. In den darauf folgenden geldlosen Jahrhunderten dürften die römischen Bronzemün­zen sowohl als Kleingeld als auch als Schmuck lange im Umlauf gewesen und bereits als Altstücke in viel jüngere Bestattungen gekommen sein. Das von Lindenschmit und Riegl ausgemachte und durch merowingerzeitliche Parallelen ins 7.-8. Jahrhundert datierte Formengut markiere demzu­folge nicht die gesamte Laufzeit, sondern nur das Ende dieser archäologischen Denkmalgruppe (HAMPEL 1905, 1, 18-20, 22). Ein weiteres Argument fur die Datierung spä­testens bis ins 6.-7. Jahrhundert sieht Hampel da­rin, dass die Merkmale der Reitergräber der zwei­ten Gruppe mit denen aus den Reitergräbern der dritten Gruppe gut vergleichbar sind. Hampels drit­te Gruppe besteht aus dem Teil der von ihm behan­delten frühmittelalterlichen Bodenfunde, der mit Hilfe byzantinischer Münzen des 6.-7. Jahrhun­derts bereits von seinem Schwiegervater Ferenc Pulszky als die archäologische Hinterlassenschaft der Awaren bestimmt werden konnte. Aus diesem Grund spricht Hampel die Reitergräber der zweiten Gruppe ebenfalls als awarisch an, während er die Gruppe selbst den Sarmaten, dem „unbeweglichen Massenelement" im frühmittelalterlichen Karpa­tenbecken, welches „die Herrschaft der Anderen über sich ergehen ließ", zuspricht (HAMPEL 1905, 1, 22-24, 78-79). Nach diesen Überlegungen schlägt er nun vor, die zeitlichen Rahmen seiner zweiten Gruppe vom Beginn des 4. Jahrhunderts an auf etwa 400 Jahre zu verlängern. 1 4 Im Gegensatz zu der in der Awarenforschung etablierten Lehrmeinung erkannte Hampel also richtig, dass die römischen Bronzemünzen der zweiten Gruppe, so wie auch die aus Gräbern des 10.-11. Jahrhunderts, keinen Datierungswert ha­ben, jedoch konnte er sich vom Datierungsan­satz des Vilmos Lipp doch nicht gänzlich lösen. So musste er die von Ludwig Lindenschmit und Alois Riegl bereits um 1900 richtig erarbeitete zeitliche Einstufung des von Lipp ergrabenen Fundmate­rials, welches auch den Grundstock seiner zweiten Gruppe bildete, insofern relativieren, dass Linden­schmits Datierung in das 8.-9. Jahrhundert nur für die Endphase der zweiten Gruppe gelte. Als Gefan­gener der Lipp'schen Fehldatierung musste er seine ebenfalls richtige Erkenntnis darüber, dass die Reitergräber der zweiten Gruppe eigentlich awa­rische Denkmäler sind, dahingehend abschwächen, dass sie Bestattungen der awarischen Führungs­schicht in den von der sarmatischen „Grundbe­völkerung" angelegten Gräberfeldern darstellen. Die Durchsicht Hampels chronologischer Aus­führungen, die zweifelsohne gekünstelt und oft bei den Haaren herbeigezogen sind, brachte mehrere überraschende Ergebnisse. Demzufolge hat bereits Ludwig Lindenschmit die Denkmäler der Keszt­hely-Kultur in das 7.-9. Jahrhundert datiert, eine archäologische Meisterleistung, die jedoch in der späteren ungarischen Literatur keine Würdigung und keinen Widerhall fand. Im Gegensatz zur spä­teren Lehrmeinung liegt die mit der Keszthely­Kultur äquivalente zweite Gruppe nicht einmal in Hampels chronologischem System gänzlich vor der dritten, d.h. awarischen Gruppe. Hampel zu­folge dürften die zwei Denkmalgruppen von der awarischen Landnahme an nebeneinander existiert haben. 1' Ferner ist bei Hampel immer noch nur von Sarmaten die Rede, das sannatisch-hunnische 14 HAMPEL 1905, 22. 790-806, chronologische Tabelle. 15 In der posthampel sehen Literatur ist mir außer FETTICH 1927, 234. FETTICH 1929, 12; FETTICH 1929a. 76 nur eine einzige Stelle bekannt, wo auf dieses wichtige, später jedoch in Vergessenheit geratene Detail kurz hingewiesen wurde: BÓNA 1984a. 12 - ..lg\- lesznek Hampelnél Wosinsky temetőiből is IV-VI. századi temetők, amelyekben legkésőbbi, VII. századi 175

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