Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter bzw. hunnische Attribut dürfte erst später seiner zweiten Gruppe angehängt worden sein. Zumindest die Reitergräber mit gegossenen Gürtelgarnituren hat bereits József Hampel ebenfalls als awarisch angesprochen. Im Lichte dieser Fakten stellt sich nun mit Recht die Frage, ob wirklich András Alföldi der erste Forscher war, der die Gräber der Greifen- und Rankengruppe (Keszthely-Kultur bzw. Hampels zweite Gruppe) als Teil der archäologischen Hinterlassenschaft der Awaren bestimmte (ALFÖLDI 1926, 2-30; ALFÖLDI 1934). In diesem Zusammenhang scheint auch nicht belanglos zu sein, dass Alföldi selbst einige Forscher nennt, die bereits vor ihm an die Awaren, jedoch ohne stichhaltige Beweisführung, gedacht haben. 1 6 Aber auch Alföldis Beweisführung kam nicht bei jedem Forscher gleich gut an, anfangs wurde sie zum Beispiel von Nándor Fettich, der zu dieser Zeit noch an dem wahren Chronologiemodell des József Hampel festhielt, kurzerhand abgelehnt.' 7 Bei der Datierung seiner dritten Gruppe geht Hampel den von Ferenc Pulszky ausgestampften Pfad: „Als Ausgangspunkt bei der Zeitbestimmung dienten drei gut datirte Reitergräber: das von Kunágota (Taf. 261), von Szent-Endre (Taf. 263) und Puszta-Tóti (Taf. 266). In allen drei Fällen fanden sich als Beilagen byzantinische Goldmünzen des VI. oder VII. Jahrhunderts... " (HAMPEL 1905. 1, 24). Anschließend führt er aus, dass diesen byzantinischen Münzen ein anderer Datierungswert als den römischen Bronzemünzen der zweiten Gruppe zukommt, weil sie wegen der kontinuierlichen Münzprägung und des kontinuierlichen Münzzustroms als aktuell kursierende Münzen in die Gräber kamen, wodurch sie „zur annähernden Zeitbestimmung " sehr wohl geeignet sind (HAMPEL 1905, l. 25). Dass er das Ende der awarischen Denkmalgruppe bis ins 10. Jahrhundert hinausschiebt, hat natürlich nichts mehr mit byzantinischen Münzen zu tun. l s Diese Spätdatierung dürfte durch die großzügige Auslegung der über die awarisch-magyarische Kontinuität damals vorherrschenden historischen Vorstellung entstanden sein. Im Fundinventar zu den jeweiligen Münzgräbern sind auch die byzantinischen Goldmünzen in Wort und Bild vorgelegt, jedoch nicht zum allerersten Mal. Ihre Erstveröffentlichung findet sich im bereits 1894 erschienenen ersten Band des zweiteiligen Werkes, worin József Hampel seine Kenntnisse über die frühmittelalterlichen Denkmäler Ungarns zum ersten Mal zusammenfasste. Während die Zeichnungen die Münzbilder originaltreu wiedergeben, stellte sich zu meiner größten Überraschung heraus, dass die Münzbeschreibungen ungenau und mangelhaft sind. Der Name des Iustinianus I. in der Averslegende des Solidus von Kunágota erscheint als IVTIANVS, das Offizinzeichen I am Ende der Reverslegende fehlt, das Langkreuz und der kreuzlose Globus in den Händen der Victoria sind als Zepter und Kranz bezeichnet. Die Regierungszeit des Iustinianus I. endet auch hier mit dem falschen Jahr emléknek néhány utólag betemetkezőnek vélt avar lovas (pl. Cikón) számított. " und 21 -,, So werden bei Hampel auch aus den Gräberfeldern von Wosinsky Friedhöfe aus dem 4.-6. Jh., in welchen als späteste Denkmäler des 7. Jh. einige als nachträgliche Bestattungen vermutete awarische Reiter (z.B. in Cikó) gegolten haben. " 16 ALFÖLDI 1926, 17, Anm. 2 nennt E. H. Zimmermann und Gyula Rhé; KOVRIG 1963, 224. Anm. 928 erwähnt Paul Reinecke und ebenfalls Gyula Rhé. RHÉ 1924. 12 weist bloß darauf hin, dass die große Anzahl der Denkmäler der Greifen- und Rankengruppe mit der langen Dauer der Awarenherrschaft gut korreliert und meint folgerichtig, dass die mit in die Gräber gelegten römischen Münzen und römischen Fundobjekte vom Boden aufgelesene Altstücke sind. Dementsprechend enthält seine Liste über die awarenzeitlichen Fundstellen Ungarns die Fundstellen der zweiten und dritten Gruppen (RHÉ 1924, 27-28). 17 FETTICH 1926a, 271 - „A. Alföldi betrachtet in seinem neuesten Werk (...) die gesamte Denkmälergruppe als aus der Avarenzeit stammend, und hält sie für die Hinterlassenschaft der Avaren. Viele Angaben sprechen aber dafür, dass diese Denkmälergruppe schon am Wendepunkte des 4. und 5. Jahrhunderts im großen Ganzen vorhanden war. " FETTICH 1927 mit ausführlichen archäologischen Gegenargumenten, wobei auch auf die methodischen, sowohl objektiv als auch subjektiv bedingten Schwachstellen in Alföldis Beweisführung hingewiesen wird. Ganz sicher dürfte sich Fettich seiner Sache jedoch nicht gewesen sein, weil auch er einen Teil der Hampel 'sehen zweiten Gruppe als awarisch ansprach: ,,Der größte Teil der zweiten Gruppe bei Hampel stammt nämlich ebenfalls von den Avaren. " (FETTICH 1926a, 270) und „Mais je maintiens qu 'une bonne partié de ce que Hampe! nomme le second groupe de monuments, et qu 'il croit ä tort sarmate, doit étre classé dans le groupe avaré ... " (FETTICH 1926, 9-10). Und einige Jahre später wurde er ausgerechnet durch seine eigenen Grabungen von der Richtigkeit von Alföldis Bestimmung überzeugt. FETTICH 1931. 108 - „Amennyiben a Hampel által felállított osztályozás szerinti második emlékcsoport (griff-inda stb. motívumok) csakugyan avar hagyaték, amit az újabb ásatások eredményei alapján ma valószínűnek tartok ... ". Dazu s. auch ALFÖLDI 1934. 285. Anm. 4. 18 HAMPEL 1905, 1, 26, 807-818, 849-850, chronologische Tabelle. 176