Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter und nur in Kunágota ein einziges Grab entdeckt wurde, 2 erwähnt Pulszky diesen Umstand mit keinem Wort. Er spricht immer nur von drei Funden, dem Fund Kunágota mit einem Goldstück des Iustinianus I., dem Fund Szentendre mit zwei Goldmünzen, die eine des Iustinus E, die andere des Focas, und dem Fund bzw. Schatz Ozora-Tótipuszta mit einem Goldstück des Constantinus Pogonatus d.h. des Constantinus IV. Als mögliche Prägezeiten sind die Regierungszeiten der jeweiligen Münzherren, jedoch nicht ohne Flüchtigkeitsfehler, angeführt: Iustinianus I. regierte nämlich bis zum Jahre 565 (bei Pulszky ist die Jahreszahl 563 zu lesen) und das zu Constantinus IV. vermerkte Jahr 668 bezeichnet nur den Anfang seiner Herrschaft, die bis 685 dauerte." Das ist zugleich auch alles, was Pulszky in seinem Vortrag über die Münzen wissen lässt. Die antiquarische Besprechung der drei „Funde" beginnt Pulszky gleich mit der Feststellung, dass der Fund von Kunágota auch dann für den ältesten zu halten wäre, wenn keine Goldmünze des Iustinianus I. zu diesem Fundinventar gehören würde. Anschließend führt er aus, dass die Münze allein für diese Frühdatierung sowieso nicht ausreichen würde, weil die Goldstücke des Iustinianus I. auch nach seinem Tode lange im Umlauf blieben, wodurch sie leicht auch mit Fundobjekten späterer Zeitstellung hätten deponiert werden können. Ihr Vorkommen in einem Fund belegt nur, dass die Grablegung nicht vor der Regierungszeit des Kaisers erfolgt sein konnte (PULSZKY 1874. 7). Diese Formulierung aus dem Jahr 1874 hält nicht weniger als den immer noch gültigen methodischen Grundsatz zur Datierung von münzführenden Grabfunden fest: Zumal die Prägezeit der Münzen nur den termimis post quem für die Grablegung liefert, ist dies mit der aus der typochronologischen Analyse des Fundinventars resultierenden sog. archäologischen Datierung immer zu vergleichen. 4 Warum Pulszky Kunágota auch ohne Berücksichtigung der Münze für den ältesten awarenzeitlichen Fund hält, ist aus der kurzgefassten Fundbesprechung letztendlich nicht ersichtlich. Demgegenüber weist er darauf hin, dass Kunágota durch die silbernen Gefäße und die goldenen Gürtelbeschläge eng mit Ozora-Tótipuszta zusammenhängt. Weil Letzterer wegen der Münze des Constantinus IV. erst nach 668 angelegt worden sein konnte, betont Pulszky ausdrücklich, dass die ein ganzes Jahrhundert jüngeren Gürtelbeschläge von OzoraTótipuszta denen von Kunágota trotzdem sehr ähnlich sind (PULSZKY 1874, 9; BONA 1983, 97-98). Der von Pulszky „errechnete" Zeitunterschied verrät zugleich, dass er mit einer Grablegung für Kunágota in den Jahren gleich nach der Ankunft der Awaren rechnet. Da dieses historische Ereignis 567/568 stattfand, liefert der Fund den archäologischen Beweis dafür, dass im Awarenland die Goldmünzen des Iustinianus I. nach 565 immer noch im Umlauf waren. Den Gedanken über die lange Umlaufzeit byzantinischer Goldmünzen hätte Pulszky dem Fund von Szentendre auch entnehmen können, da hier eine Goldmünze des Iustinus I. mit einer des Focas zutage kam, zwei Münzen aus einem „Fund", deren 2 Zu den genauen Fundumständen und der wahren Zusammensetzung der Fundinventare s. BÓNA 1983, 88-114. In diesem „Enthüllungsaufsatz" , in der Literatur der Awaren forschung wohl der erste in diesem Genre, fasst Istx'án Bona die Ergebnisse seiner jahrelangen Archivrecherchen zusammen, die u.a. überzeugend belegen, dass die sich in Werken des József Hampel (HAMPEL 1894; HAMPEL 1897; HAMPEL 1905) befindlichen Editionen, im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, bei weitem nicht die grundlegenden Erstveröffentlichungen der drei ,,großen Awarenjünde des 19. Jahrhunderts" sind. Das im Archiv des Komitats Békés mittlerweile neuentdeckte Protokoll, das am 15. November 1856 vor dem Bezirksrichter in Battonya angelegt wurde, liefert zu dem Fund von Kunágota weitere Details (LISKA 2000). Wie es das Protokolldatum belegt, wurde der Zeitpunkt der A uffindung sowohl in den zeitgenössischen Zeitungsartikeln als auch im Inventarbuch des Ungarischen Nationalmuseums falsch festgehalten. Das Ausheben der Grube fand nämlich nicht im Januar 1857, sondern bereits im Herbst 1856 statt. Weil im Protokoll auch die Hausnummer erscheint, konnte jetzt das Grundstück identifiziert werden, welches der Tabakgärtner János Balázs von einer näher nicht bekannten Bank in Wien pachtete. Ferner findet sich im Protokoll eine Reihe von Hinweisen, wonach die Fundstelle nicht im Hof, wo im Jahre 2000 das Museum Békéscsaba eine erfolgslose Suchgrabung durchführte, sondern am unteren Ende des zu einem einstigen Wasserlauf leicht abfallenden Grundstückes zu suchen wäre. 3 PULSZKY 1874, 6-7, 9. Pulszky trifft freilich keine Schuld, dass seine ungenauen „ Prägezeitbestimmungen " in die Literatur eingingen und sich dort für lange Zeit festigten. Dazus. BONA 1983, 96-97, 100, 103-104, 108-109, 114, dem wir auch die ersten korrekten und zeitgemäßen Münzbestimmungen verdanken. 4 BAL1NT 1993, 200formulierte es so: ,,Eine gesicherte Münzdatierung ist erst dann möglich, wenn der Datierungswert der Münze durch konkrete numismatische Untersuchungen kontrolliert wird. Gefolgt von einer genauen Analyse sollte dann der Fundkomplex in die Archäologie der ganzen Periode eingebettet werden. " 172