A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 11. (Szeged, 2005)
BALOGH Csilla – KOROM Anita – KÓBOR Balázs – TÜRK Attila: Egyedi típusú zománcberakásos korongfibula Kistelek (Csongrád megye) határából
Abb. 1: Die Fibel von Kenchester (Britannien) (nach BÖHME 1972) 1. kép: A kenchesteri (Britannia) fibula (BÖHME 1972 nyomán) féld aus. Ihre bildliche Darstellung — das nach links schreitende Pferd und der auf seinem Rücken sitzende Reiter, der in seiner rechten Hand eine Lanze oder einen Speer hält, während er mit der anderen den Pferdekopf berührt — ist ähnlich der des Kisteleker Exemplars, aber die Art der Ausführung der Figuren erscheint als grundsätzlich verschieden. Auf der Fibel aus Britannien erscheinen die Figuren des Pferdes und des Reiters besser ausgearbeitet. Die von Böhme veröffentlichte Zeichnung (M: 1:2) gibt das Motiv der Parallele aus Kenchester mit einer Größe von 3x3,4 cm an, wogegen das der Fibel aus Kistelek etwas kleiner, 2,6x3 cm, erscheint. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass — im Gegensatz zu Kistelek — auf dem britischen Stück nicht nur ein, sondern zwei Feldeinschnürungsglieder angebracht wurden. Des Weiteren wurden diese auf verschiedenen Bereichen befestigt: im oberen Drittel des Gegenstandes, nämlich vor und hinter den Figuren, in ungefähr gleichem Abstand, ein wenig über der horizontalen Mitte des Feldes, beinah symmetrisch. Untersuchung der figürlichen Darstellung Die pferdeförmigen Fibeln erscheinen innerhalb der Tierfiguren darstellenden halbplastischen gegossenen Gewandspangen bereits in der Hallstattzeit (HATTAT 1989, 10, Fig. 3h); sie ist ein gängiger Typ in der Römerzeit, sowohl im Römischen Reich als auch in den Provinzen (HATTAT 1989, Fig. 218), und so findet man sie auch in Pannonién (PATEK 1942, Taf. XIX). 20 Ihr Vorkommen ist im sarmatischen Barbaricum, in Form einer ein weidendes Pferd darstellenden Fibel aus Hódmezővásárhely ebenfalls dokumentiert (PARDUCZ 1931, 92, Taf. XV 2. a-b); wobei die zoomorphen Fibeln mit und ohne Emaileinlagen insgesamt in diesem Gebiet nicht sehr zahlreich vertreten sind. Ihre Spuren sind bis in das 6.-7. Jahrhundert zu verfolgen (WERNER 1961, Taf. 48). Für ihre Verzierung verwendete man ab dem 2. Jahrhundert statt Niello-Einlagen die Verzierung mittels Email, gleichzeitig erschienen auch die punzierten Exemplare (BÖHME 1972, 41). Im 3. Jahrhundert wird dann die Anwendung der Blechauflagen bestimmend (BÖHME 1972, 41). Später, nämlich in der Völkerwanderungszeit verwendete man für ihre Verzierung neben dem Niello auch Punzierung (WERNER 1961, Taf. 48). Die nach links oder rechts gewandte Reiterfigur taucht auf archäologischen Fundstücken erst in keltischer Zeit auf (HATTAT 1989, 10. Fig. 3d-g). Die auf der Fibel von Kistelek abgebildete Reiterfigur steht nicht allein, einzigartig ist aber die Abbildung einer solchen auf einer Scheibenfibel. Das Motiv selbst findet man auch auf anderen Gegenständen aus dem Gebiet des Römischen Reiches: Es kommt oft auf Pannonién und im Noricum verbreitet. In ihrer diesen Fundkreis zusammenfassenden Arbeit legt A. Böhme diese in das 2. bzw. den Anfang des 3. Jhs. (BÖHME 1972, 38). Die emaillierten peltaförmigen Fibeln des sarmatischen Barbaricums erörterte Andrea Vaday; die Fibel aus Kenchester ist nach ihrem typologischen System in die Untergruppe HI/47174 einzureihen (VADAY 2003, 339-344). Fibeln mit Blechauflage aus dem Barbaricum hat in jüngster Zeit Gábor Sz. Wilhelm zusammengefasst (SZ. WILHELM 2005). 20 in der Fachliteratur wurden bezüglich der Datierungsansätze der halbplastischen, Tiere darstellenden Fibeln ähnliche Meinungen formuliert. K. Exner datierte die Fundstücke aus dem Rhein-Gebiet in die Mitte des 2. Jhs. (EXNER 1939. 69), diese Datierung hat Erzsébet Patek bei der Analyse der pannonischen Gegenstände übernommen (PATEK 1942, 51). Die Datierung von Ibolya Sellye bekräftigte dies auch (SELLYE 1939, 10), während A. Böhme anhand der Stücke von der Saalburg und aus Zugmantel gleichfalls an das 2. Jh. dachte (BÖHME 1972. 41). Bei der Betrachtung ihrer geographischen Verbreitung sind sie nach W. Jobst eher im Gebiet der unteren Donau konzentriert und in den westlichen Provinzen weniger verbreitet (JOBST 1975. 114).