A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 9. (Szeged, 2003)

MARTON Tibor: Mezolitikum a Dél-Dunántúlon – a somogyi leletek újraértékelése

DAS MESOLITHIKUM IM SÜDLICHEN TRANSDANUBIEN — DIE NEUBEWERTUNG DER FUNDE A US DEM KOMIT A T SOMOGY Tibor MARTON Das Mesolithikum gilt in der ungarischen Archäologie bis auf den heutigen Tag als einer der am wenigsten geforschten Bereiche. Die Forscher konnten bis Ende der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts nur mit einem einzigen authentisch freigelegten Fundkomplex (GÁBORI 1956, 177) und mehreren ungewissen Streufunden rechnen, da konnte man endlich die Siedlungen dieser Epoche auf der nördlichen Tiefebene, in der Landschaft Jászság, lokalisieren und freilegen (KER­TÉSZ 1991, 33). Als Ergebnis der Forschungen von Róbert Kertész differenzierte sich das kulturelle und chronolo­gische Bild des Mesolithikums in den 90-er Jahren bedeu­tend (KERTÉSZ 1993; KERTÉSZ 1994; KERTÉSZ 1996). Außer­halb der Landschaft Jászság wurden aber neue Ergebnisse nicht erreicht. Die im südlichen Transdanubien in der Gemarkung von Kaposhomok und Pamuk (Komitat Somogy) als Oberflä­chenfunde vorgekommenen Funde wurden von Rezső Pusz­tai in einer gründlichen und bis heute stichhaltigen Studie bekanntgemacht (PUSZTAI 1957). In Kaposhomok konzent­rierte sich das Fundmaterial auf einem sich aus dem Über­schwemmungsgebiet der Kapos erhebenden Hügelrücken, während die Steingeräte in Pamuk in einem größeren Gebiet verstreut gefunden wurden. R. Pusztai brachte diese Funde mit dem Kulturkreis „Tardenoisien" in Verbindung, auch in ihrer Beurteilung war die spätere Forschung einig: Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden sie in das Mesolithikum (VÉRTES 1965, 216; DOBOSI 1972, 41; BIRÓ 2002, Fig. 1), die Funde von Kaposhomok ausgesprochen in das späte Meso­lithikum eingereiht (KOZLOWSKI-KOZLOWSKI 1984, 43; KER­TÉSZ 1993, 90; BÁNFFY 2000, 174). Trotzdem, dass diese Funde sehr gründlich veröffent­licht und vielfach zitiert wurden, lohnt es sich unseres Erachtens, die ursprünglichen Beobachtungen und nachträg­lichen Interpretationen mit einigen neuen Gesichtspunkten, in erster Linie mit typologischen Detailangaben und der Rohstoffprüfung der Funde, zu ergänzen. Da nur ein Teil eines ausgewählten — folglich schon interpretierten — Fundmaterials anstatt des vollkommenen Spektrums der gesammelten Funde zu untersuchen ist, kön­nen unsere typologischen Feststellungen nur von beschränk­tem Wert sein und sie können keine statistischen Gesichts­punkte enthalten. Die Zusammengehörigkeit der Oberflä­chenfunde kann ganz gewiss auch sonst nicht bestimmt werden, und was die Steingeräte von Pamuk betrifft, kann auch noch der Fundort nicht lokalisiert werden (PUSZTAI 1957,97). Im Fundmaterial von Kaposhomok sind weder Roh­stücke noch regelmäßige Nuklei zu finden, trotzdem weisen die technologischen Formen, nämlich die Anwesenheit von klingenartigen Abschlägen und Kernsteinpräparationsab­schlägen, auf die Tätigkeit einer lokalen Werkstatt hin. Mehr oder weniger regelmäßige, nicht retuschierte Klingen kom­men ebenfalls vor (Abb. 2. 6-9). Unter den retuschierten Geräten gibt es einen retuschierten Abschlag (Abb. 2. 10), ferner gekehlte (Abb. 2. 4-5), abgestumpfte (Abb. 1. 7) und am Distalende abgestutzte Klingen (Abb. 1.11; Abb. 2. 5). Unter den Kratzern dominieren die kurzen Abschlagkratzer mit gerader oder gebogener Arbeitskante (Abb. 1. 9; Abb. 2. 2-3), auch der Nasenkratzer ist vorhanden (Abb. 1. 10). Die Spitzen und geometrischen Mikrolithen vertreten die hin­sichtlich unseres Themas wichtigste Gruppe. Unter den Spitzen kamen Bohrer vor. Außer einem atypischen Bohrer (Abb. 2. 1) ist die auf einer Mikroklinge ausgearbeitete Variante mit Hals ebenfalls aufzufinden (Abb. 1. 8). In die andere Gruppe der Spitzen gehören die bogig retuschierten, bzw. abgestumpften Spitzen, die auf der klinge geformt worden sind (Abb. 2. 4-5). Der Kategorie der geometri­schen Mikrolithen sind ein asymmetrisches Dreieck (Abb. 1. 6) und einige Trapeze (Abb. 1. 1-3) zuzuordnen. Als Rohmaterial der Funde sowohl von Kaposhomok als auch von Pamuk dienten großenteils verschiedene Ra­diolarite, die charakteristische, gut bestimmbare Rohmate­rialtypen sind und überwiegend vom Gebiet Transdanubiens stammen. In dem untersuchten Material ist die Farbe der meisten Stücke „leberbraun"-rot: In erster Linie kommt Szentgál-Radiolarit vor (BIRÓ-REGENYE 1991, 339), aber auch der dunkelbraune „Hárskút-Typ" ähnlicher Struktur ist vorhanden (BIRÓ-PÁLOSI 1986, 425). Auch der gelbe, manch­mal schwarz marmorierte „Úrkút-Eplény"-Radiolarit (BI­RÓ-PÁLOSI 1986,420) wurde als Rohstoff häufig angewandt. Von dem Hellgrau über das Rosa bis das Bordorot vertritt der Mecsek-Radiolarit guter Qualität (BIRÓ-PÁLOSI 1986,425) die andere große Gruppe der Rohmaterialien. Die im Fundmaterial von Kaposhomok befindlichen kurzen Abschlagkratzer, gekehlten, bzw. abgestutzten Klin­gen auch in sich selbst schließen die Datierung in das Mesolithikum nicht aus, aber sie können auch an den Fund­orten von jüngeren Epochen vorkommen. Die Spitzen und geometrischen Mikrolithen machen die Datierung und die Skizzierung der kulturellen Orientation möglich. Aufgrund der obigen kann der bogig retuschierte kurze Spitz eindeutig fur mesolithisch gehalten werden, im Wesentlichen ent­spricht er der Kategorie der „Tardenoisien-Spitze" (KOZ­LOWSKI 1975,17,57), dessen Anwesenheit in den dem Karpa­tenbecken nahe liegenden Gebieten mit der sporadischen östlichen Verbreitung, bzw. Wirkung des Beuron-Coincy­Kulturkreises zusammenhängen kann (KOZLOWSKI 2001, 265). Es bedeutet aber eine grundlegende Abweichung, daß das Stück von Kaposhomok eine unretuschierte Grundlage hat. Die solchen Klingenspitzen kann man — zusammen mit den religionen Varianten — auch mit den Traditionen von Epigravett in Zusammenhang bringen. Der asymme­trische Dreiecktyp „länglicher Form" kommt auf den klas­sischen Fundorten dieses Kulturkreises ebenfalls vor, er ist aber auch in den etwa zeitgleichen und in Osten ebenfalls sporadisch verbreiteten Fundkomplexen Sauveterrien-Typs aufzufinden (KOZLOWSKI 1975, 54). Auf jeden Fall ist er in das Mesolithikum zu datieren. Ganz anders sieht die Da-

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