A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

BENDE Lívia – LŐRINCZY Gábor – TÜRK Attila: Honfoglalás kori temetkezés Kiskundorozsma-Hosszúhát-halomról

zoologische Untersuchung des landnahmezeitlichen Gräberfeldes von Algyő. MFMÉ - StudArch 6 (2000)357-402. VÖRÖS 2001 Vörös L: A Felső-Tisza-vidék honfog­lalás kori lovastemetkezései I. Szabolcs-Nyírség. — Burials with horse from the Age of Hungarian Con­quest in the Upper Tisza region I. Szabolcs-Nyír­ség JAMÉ 43 (2001) 569-602. VÖRÖS 2002 Vörös I. : A kiskundorozsmai honfogla­lás kori sír lova. — Das Pferd des landnahme­zeitlichen Grabes von Kiskundorozsma. MFMÉ ­StudArch 8 (2002) 407^108. EINE LANDNAHMEZEITLICHE BESTA TTUNG VON KISKUNDOROZSMA-HOSSZUHA T-HUGEL Lívia BENDE - Gábor LŐRINCZY - Attila TÜRK Im nördlichen Gemarkungsteil von Kiskundorozsma, des der Stadt Szeged angegliederten Dorfes, befindet sich die in W-O-Richtung etwa 1000 m lange, sich 4, stellenweise 7 m hoch erhebende, Hosszúhát genannte Formation am nörd­lichen Ende eines der Zweige des Maty-Baches, der zum Flußsystem der Theiß gehört (Abb. 1). Von Westen schließt sich der Ort Kőhalom dem langen Hügelzug an. Das ist seit langem als ein Ort mit Kirche bekannt, auf dem Hügel selbst erstrecken sich eine Siedlung und ein Gräberfeld aus der Arpadenzeit, ferner die Spuren einer sarmatenzeitlichen Siedlung. Das westlich von der geplanten Trasse der Autobahn M5 nur einige hundert m weit entfernt befindliche Hosszú­hát ist das Gelände der 30 ha großen Sandgrube Szeged III. Das nach Osten am weitesten ligende Glied des langen Hügelzuges ist der eigentliche Hosszúhát-Hügel, der mit seiner Umgebung parallel mit der Freilegung der Trasse, im Herbst 1999 erschlossen wurde. Außer einem kleinen früh­bronzezeitlichen Gräberfeld und einer Siedlung, ferner einem sarmatenzeitlichen Siedlungsdetail legten wir da auch eine Einzelbestattung aus der Landnahmezeit frei (Fundort 26/59 (M5 45); Abb. 13). Das landnahmezeitliche Reitergrab und der dieses Grab umgebende Graben (Abb. 2; Abb. 12. 1-2, 4) befanden sich auf dem am höchsten liegenden Teil des Hügels, vom Rand des Ausgrabungsgeländes nach Norden 25, nach Westen 25, nach Osten 65 und nach Süden mehr als 100 m weit. Im Fdnzelgrab lag ein Krieger, der um sein 60. Le­bensjahr gestorben und in einem Einbaumsarg bestattet wor­den war (Abb. 3). Der Mann hatte einen beschlagverzierten Gürtel und ein Paar Stiefel an, den Köcher und wahr­scheinlich auch den Bogen hatte man in den Sarg mitge­geben. In den Mund des Verstorbenen war ein Totenobolus gelegt worden, und man hatte das Gesicht mit einem Lei­chentuch gedeckt. Aus abergläubischen Gründen hatte man die Füße des Toten abgeschnitten und ins Ende des Sarges gelegt, aber die beschlagverzierten Stiefel auf seine Beine aufgezogen. Nach einer gewissen Zeit nach der Bestattung waren der Schädel, die Schienbeine, der Schwanz des ge­schundenen Pferdes des Verstorbenen und das Pferdege­schirr, nämlich der Sattel mit den Bügeln und der Gurt­schnalle, bzw. das Gebiß in die Grube an die Füße des Toten gelegt worden. Erst dann könnte man den Graben um das Grab ausgegraben und aus der entnommenen Erde einen hohen Hügel über das Grab errichtet haben. Der diesmal rekonstruierte Gang der Bestattung läßt uns die Vielfältigkeit der in der Landnahmezeit üblichen Bestat­tungssitten vorstellen. Wie erwähnt, wurde der Mann in einem sog. Einbaum­sarg bestattet. In einigen landnahmezeitlichen Gräbern konnten die Spuren des Sarges oder der ohne Nägel gefer­tigten Grabkiste großenteils aufgrund der Verfärbung der Erde schon früher nachgewiesen werden. Wahrscheinlich wurden aber Einbaumsärge viel öfters gemacht. Darauf kann auch die in den Gräbern häufig beobachtete Kör­perlage hinweisen, wenn die Schultern und Arme zusam­mengezogen liegen und die unter den Armen noch dicke Grabfüllung nach der Wirbelsäule immer dünner wird. Bis dahin wurde das mit der Einwicklung des/der Toten in ein Leichentuch erklärt. Auch die Tatsache, dass die Herstel­lung des Einbaumsarges mit einer, auch von den land­nehmenden Ungarn wohlbekannten Deichsel viel einfacher gewesen sein könnte als die eines gezimmerten Sarges, spricht dafür, dass der vorher erwähnte Typ häufiger benutzt worden sein könnte. In den Mund des Verstorbenen hatte man eine Münze als Totenobolus gelegt. Das war im ganzen Jahrhundert der Landnahme nicht gewöhnlich, höchstens in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhundertes kam es in Mode und üblich wurde erst nach dem Beginn der ungarischen Münzprägung, während der Regierung des Königs Stephan. Die an authentischen Ausgrabungen auf dem Grabtuch vorgekommenen Münzen gelten in den Bestattungen dieser Epoche als seltene Funde, sie sind aber nicht nur für die Gräber der Vornehmen kennzeichnend. Vorangehend wur­den lieber Beschläge am Grabtuch angenäht. Nach der Meinung von Károly Mesterházy weist dieser Wandel da­rauf hin, dass das Christentum diese Sitte schon beeinflußte. Auf dem Schädel des Toten sind die Spuren eines chi­rurgischen Eingriffs, einer symbolischen Trepanation zu sehen. Im Gegensatz zur echten Trepanation bedeutet das, dass der Schädelknochen nicht vollkommen durchlocht wurde. Ähnliche Eingriffe sind in der Landnahmezeit be­kannt, das ist kein Einzelfall in dieser Zeit, unser Fund ist aber in seiner engeren Umgebung nicht zu den häufig auftretenden Erscheinungen zu zählen. In den landnahme­zeitlichen Gräberfeldern an der Theiß sind die Gräber von mehreren Erwachsenen mit symbolisch trepaniertem Schä­del in Algyő und Szeged-Csongradi-Straße bekannt. Mit diesen Fundorten verschwindet ein weißer Fleck hinsicht-

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