A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)

SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben

slawischen Sprache abzuleiten sind, aus der die heutige bulgarische und die heutige serbische Spra­che Stammen (MELICH 1921, 7; MEL1CH 1925-1929, 17, 102-107, 144). Bei der Argumentierung stützte er sich grundlegend auf die von Anonymus erwähn­ten Namen Keán und Salán, nämlich sah er einen der grundsätzlichen Beweise der bulgarischen Oberhoheit in ihrer Person. Nach den frühen Vertretern der Sprachwissen­schaft warnte István Kniezsa mehrmals vor den übertriebenen sprachwissenschaftlichen Erwartun­gen auf dem Gebiet der Siedlungs- und Ethnikum­sgeschichte. Mit einer vorsichtigen Skepsis machte er mehrmals darauf aufmerksam, daß die Volks­komponenten der frühmittelalterlichen slawischen Gruppen ausschließlich aufgrund von sprachwis­senschaftlichen Angaben nicht bestimmbar sind. Wegen der phonetischen Ähnlichkeit der slawi­schen Sprachen kann die Slawistik auch in dem besten Fall nur soviel feststellen, ob das unter­suchte Sprachelement mit großer Wahrscheinlich­keit west- oder südslawischen Ursprungs ist (KNIE­ZSA 1938,403). Darum ist es heute nur mit Hilfe von indirekten Angaben (z. B. geographische Lage) zu entscheiden, ob der eben untersuchte Ortsname zu welchem Zweig der slawischen Sprache gehört. Eben darum ist es praktisch über keinen unserer Ortsnamen mit Hilfe von sprachwissenschaftlichen Analysen festgestellt werden, ob er wirklich von den Bulgaren stammt (KNIEZSA 1938, 403, 422, 435; CS. SÓS 1967, 158). Ein slawischer Ortsname in sich kann als kein Beweis absoluten Wertes bei der Entscheidung der Frage gelten, ob Bulgaren im 9. Jahrhundert in dem Karpatenbecken lebten. Trotz­dem scheint die Ungewißheit der sprachwissen­schaftlichen Angaben kein Hindernis zu sein, das die Forscher dieses Themas vor der Berücksich­tigung dieser Ergebnisse in übertriebenem Maße warnen könnte. So kann es vorkommen, daß die wichtigste Beweisführung praktisch aller Studien über die bulgarische Anwesenheit in der Tiefebene auf sprachwissenschaftlichen Angaben basiert, und man versucht, dazu geschichtliche, archäologische, anthropologische und andere Beweise zu suchen. Von der engen Datenbasis der frühen Ortsna­men nicht zu reden, die den Wert und die Wahr­scheinlichkeit der Schlußfolgerungen im großen beeinflußt. 13 Die die bulgarische Anwesenheit aufwerfenden sprachwissenschaftlichen Elemente tauchen grund­legend auf zwei Gebieten, unter den geographi­schen Ortsnamen und einigen Lehnwörtern auf. Im nachfolgenden werden alle Ortsnamen aufgezählt, deren bulgarischer Ursprung — mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit — heute anzunehmen ist (MELICH 1921, 5-7; KNIEZSA 1938, 410, 412, 419, 423, 431; MOOR 1970, 362-363; KRISTÓ-MAKK-SZEGFŰ 1973, 15-16; VÉKONY 1997, 1160): 1. Baranyavár, 2. Belgrád/Alba Bulgairae/Nán­dorfehérvár, 3. Belegrad/Feheruurau/Székesfehér­vár, 4. Belegrád-puszta (NO-Ungarn), 5. Belegrád­sziget (in der Theiß, in der Nähe von Tiszabecs), 6. Csingrád = schwarze Burg (bei Nagybecskerek), 7. Csongrád = schwarze Burg, 8. Garadna (nördlich von Miskolc), 9. Garadistya, Garad, Gradóc (im Komitat Temes, Zárán bzw. Krassó), 10. Gyu­lafehérvár/Belgrád/Balgrad/Alba Iulia/Apulum, 11. Légrád (in der Muragegend), 12. die Ortsnamen „Nándor", 13. Nógrád = Neuburg, 14. Nógrád in der Gemarkung von Kérsemjén (Komitat Szabolcs­Szatmár-Bereg), 15. Nógrád (in der Nähe von Lég­rád in der Muragegend), 16. Zimony (= Zemplén = Erdwall), 17. Zemplén, 18. Visegrád = hohe Burg. Außer den aufgezählten 18 Ortsnamen tauchen einige von slawischem oder bulgar-türkischem Ur­sprung von Zeit zu Zeit auf, die auch mit den Bulgaren in Beziehung gebracht werden können, 14 aber die Mehrheit der türkischen Namenetymo­logien entspricht den wissenschaftlichen Erwar­tungen nicht (BENKŐ 1991, 52-53). Eines der wichtigsten Elemente der slawischen siedlungsgeschichtlichen Forschungen ist die laut­geschichtliche Untersuchung der Ortsnamen, aber das ist eben das Gebiet, auf dem es noch viele Ungewißheiten hinsichtlich des 9. und 10. Jahr­hunderts gibt. Obwohl die wichtigsten vier grund­legenden Regeln der bulgar-slawischen Ortsnamen wohlbekannt sind (H. TÓTH 1993, 198-199), können aber die Entstehung und Übernahme dieser Orts­namen aufgrund deren noch nicht datiert werden. Man weiß ja vergebens, daß die Nasallaute in einzelnen slawischen Sprachen schon im 10. Jahr­hundert ausstarben, die Übernahme dieser kann also ganz bestimmt vor das 10. Jahrhundert datiert werden (KNIEZSA 1938, 372; KNIEZSA 1943, 120). Wir wissen nämlich auch, daß die Nasallaute z. B. im 13 Über die Authentizität der Rückschlüsse aus den Ortsnamen aus dem IL und 12. Jahrhundert s: BENKŐ 1998, 113! 14 Z. B. Labore, Bihar, Harám, Küküllö, Krassó (MELICH 1923, 73; MESTERHÁZY 1977, 157), Szőreg (TROGMAYER 1977, 62; KÜRTI 1983a, 234; MAKKAY1994, 53), Osztóra, Kurca, Leng (LŐRINCZY 1993, 188, Anm. I).

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