A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 5. (Szeged, 1999)
RÁCZ Zsófia: A madaras-téglavetői avar temető (Kőhegyi Mihály ásatása 1959-62)
DAS A WARISCHE GRÄBERFELD VON MADARAS-TÉGLAVETŐ (AUSGRABUNGEN VON MIHÁLY KŐHEGYI 1959-62) Zsófia RACZ FUNDORT UND FUNDGESCHICHTE Die Gemeinde Madaras liegt in der nördlichen Batschka, im südlichen Teil des Komitats Bács-Kiskun, am Fuß des sog. Nord- und Mittel-Batschkaer Lößplateaus. Der Weg, der vom Dorf nach Bajmok führt, wird vom Kígyós-Kanal gekreuzt, wobei der Kanal westlich des Wegs scharf abbiegt. Zwischen dem Weg und dem Knie lag das awarische Gräberfeld auf einem Sandhügel, der das Überschwemmungsgebiet überragt (Abb. 1). Durch den hier jahrelang betriebenen Sandabbau wurden zahlreiche Gräber zerstört. 1952 begann E. Zalotay mit Rettungsgrabungen, die dann zwischen 1959 und 1962 durch M. Kőhegyi fortgesetzt wurden. Bis zum Ende der Grabungen wurden insgesamt 92 Gräber erfaßt. Im östlichen Teil des Friedhofs waren zahlreiche Gräber durch den Sandabbau zerstört worden, doch in nördlicher. westlicher und südlicher Richtung konnten die Grenzen des Gräberfeldes archäologisch erschlossen werden. Nach der Ansicht des Grabungsleiters M. Kőhegyi wurde durch den Sandabbau etwa 30 bis 40% der Nekropole zerstört. Unter den 92 archäologisch dokumentierten Bestattungen befanden sich 25 Männer-, 39 Frauen- und 22 Kindergräber, dazu zwei juvenile Skelette unbestimmbaren Geschlechts und die Reste eines total zerstörten Grabes. Drei Gräber wurden doppelt gezählt. (Die Gräber 8, 14 und 16 sind identisch mit den von Zalotay geretteten Bestattungen 2, 3 und 4.) Das Fundmaterial befindet sich im Türr-IstvanMuseum, Baja. Das Skelettmaterial wird am Anthropologischen Institut der Universität Szeged verwahrt. BEST A TTUNGSSITTEN Orientierung. Die Hauptorientierung der Gräber lag zwischen NW-SO und NNW-SSO, mit dem Kopf des/der Toten im NW/NNW. Die meisten Bestattungen (25-27,8%) waren genau nach NNW-SSO gerichtet. Die Skelette 4 und 28 wurden entgegengesetzt orientiert, mit dem Kopf im SO/SSO, eine adulte Frau in Hockerlage war am östlichen Rand des Gräberfeldes in W-O-Richtung bestattet worden. Form und Ausmaße der Gräber. Im allgemeinen sind die Grabguben rechteckig mit leicht abgerundeten Ecken. Die durchschnittliche Länge der Gräber betrug 210 cm bei den Männergräbern und 195 cm bei den Frauengräbern. Vergleicht man das Fundmaterial mit den Grablängen, so ergibt sich folgende Korrelation: 1. Die reicheren Männergräber (mit Gürteln, Zopfspangen und Waffen) waren länger als der Durchschnitt. 2. Das einzige Frauengrab mit Goldschmuck, das Grab 85, war mit 278 cm zugleich das längste des Gräberfeldes. 3. Einige der Grabgruben im nordwestlichen Teil des Gräberfeldes waren ungewöhnlich klein: Die Bestatteten waren in Hockerstellung beigesetzt worden und hatten keine Beigaben. 4. Zwei Kindergräber fielen durch ihre außergewöhnliche Länge auf. Eines war ausgeraubt, enthielt aber noch ein kleines Goldblechfragment (Grab 79), im anderen (Grab 73) befand sich ein verzierter Gürtel und Silberohrringe. Insgesamt zeigen somit die Größe der Grabgruben und der Rang bzw. Reichtum der Bestatteten einen engen Zusammenhang. Die durchschnittliche Tiefe der Männer- wie auch der Frauengräber beträgt 165 cm. Obwohl sowohl das tiefste Männergrab als auch das tiefste Kindergrab Gürtel enthielten, zeigt der Vergleich der Grabtiefen mit dem Fundmaterial keine auffälligen Zusammenhänge. Lediglich die besonders seichten Gräber enthielten eindeutig die Bestattungen von Menschen mit niedrigem sozialen Status. Zwischen dem Lebensalter der Toten und der Grabtiefe besteht keine Korrelation. Abweichende Grabformen. Gräber mit seitlichen Stufen: In den Gräbern 44, 62 und 63 befanden sich Stufen an beiden Längsseiten der Grabsohle, im Grab 66 nur an einer Seite. Nischengrab: Der Tote in Grab 52 wurde in einer Nische bestattet, die in die östliche Grabwand eingelassen worden war. Als einzige Beigabe fand sich ein Eisenmesser (Abb. 14. 9). Lage der Bestatteten. Außer der üblichen gestreckten Rückenlage kommen viele davon mehr oder weniger abweichende Fälle vor. Sie lassen sich in zwei Gruppen teilen: 1. Zufallige Abweichungen, die sich auf Nachlässigkeiten bei der Bestattung zurückführen lassen. 2. Unter den Sonderbestattungen fallen besonders die Hocker auf (Frauengräber 77, 89, 92 und das Kindergrab 68), die am Nordrand des Gräberfeldes lagen (Abb. 14. 10). Speise- und Getränkebeigaben. Tierknochen fanden sich in 13 Männer-, 21 Frauen- und 6 Kindergräbern. Bezüglich ihrer Lage im Grab zeigten sich keine Regelmäßigkeiten: Die Tierknochen befanden sich in den Gräbern an allen möglichen Stellen, vom Kopf bis zu den Füßen, in einigen Gräbern waren sie an mehreren Stellen deponiert worden. In den Bestattungen ohne Beigaben gab es auch keine Tierknochen, hingegen kamen sie regelmäßig in reichen Männerund Frauengräbern vor. Eier befanden sich in 8 Frauen- und 3 Kindergräbern. Im Grab 62 gab es 3 Eier, die in einer Reihe von der Brust bis zum Becken deponiert worden waren. Bemerkenswert ist auch, daß sich in den Gräbern 62, 63 und 66 mit seitlichen Stufen zwei oder drei Eier befanden. M. Kőhegyi dokumentierte in einigen Fällen die Reste von Bemahlungcn