A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 4. (Szeged, 1998)

A KELET-EURÓPAI STEPPE ÉS A KÁRPÁT-MEDENCE TÖRTÉNETI KAPCSOLATAI AZ 5-12. SZÁZADBAN - LŐRINCZY Gábor: Kelet-európai steppei népesség a 6-7. századi Kárpát-medencében. Régészeti adatok a Tiszántúl kora avar kori betelepüléséhez

Radius und der Tibia am Distalende, die Orientierung der Verstorbenen mit dem Kopf nach Nordosten bzw. Osten, die abwechslungsreichen Varianten der räumlichen Tren­nung des/der Verstorbenen und des mitbestatteten Opfer­tieres, so das häufige Vorkommen der Nischen- und Stollengräber außer den, beiderseits mit einer Aushöhlung bzw. den beiderseits mit Seitenstufe versehenen Gräbern und das häufige Auftreten der Speisebeigaben in einem Keramikgefäß, deren Überreste meistens am Schädel vor­kommen. Diese Volksgruppe gelangte infolge der Fortbewe­gung der Awaren nach Westen, nach dem gepidisch-lango­bardisch-awarischen Krieg ins Karpatenbecken. Das von ihnen in der Zeitspanne zwischen 568 und 670 in Besitz genommene, im großen uns ganzen zusammenhängende Siedlungsgebiet — das aufgrund der in die Frühawarenzeit datierbaren Gräberfelder umrissen werden kann — war das zeitgenössische bestellte Gebiet an der Theiß, nämlich das im Osten durch den Csörsz-Graben begrenzte gepidi­sche Siedlungsgebiet. Zur in diesem Gebiet vorgekommenen und bisher bekannt gewordenen Bestattung gesellen sich einige, neulich zum Vorschein gekommene Grabensembles. Diese sind: Békéssámson, Moricz-Zs.-Straße 12, Domb­egyháza-Sandgrube, Hódmezővásárhely-Kishomok, Gorzsa-Gehöft, Gyula, Dobos-I.-Straße, Szegvár-Orom­dűlő, Grab 165. Die erwähnten Bestattungen, obwohl die Zusam­menstellung sehr eventuell ist, repräsentieren schön das aufgrund der jenseits der Theiß bis jetzt bekannt geworde­nen Fundensembles zur Verfügung stehende Bild. Obzwar es um den Vergleich der Fundmaterialien von, mit verschiedener Intensität erforschten Gebiete geht, scheint es trotzdem, daß die dieses Gebiet nach 568 beset­zende Bevölkerung nur das zwischen der Körös und Aranka liegende Gebiet an der linken Ufer der Theiß er­oberte. Darauf weisen die hier vorgekommenen, meistens maskenverzierten und symmetrischen Gürtel-, Schuh­werk- und Pferdegeschirrbeschläge des sog. Martinowka­Typs hin, die unter anderen in Szentes-Lapistó (CSALLÁNY 1934), Szentes-Derekegyházoldal (CSALLÁNY 1939), Szentes­Borbásföld (LŐRINCZY 1996) bzw. in einigen Bestattungen des Gräberfeldes von Szegvár-Oromdűlő und Mokrin bekannt sind. In Beziehung mit diesen Beschlagtypen ist es allgemein anerkannt, daß sie den frühesten Denkmälern der Frühawarenzeit zugeordnet werden können (SOMOGYI 1987,134; BÁLINT 1995,185). Wie die Grabensembles mit den oben behandelten Beschlägen, können auch die meisten partiellen Pferdebe­stattungen, in denen keine eisernen Bügel vorkamen (LŐ­RINCZY 1996, 185) an den Anfang dieser Periode datiert werden. Durch das Vorkommen der Bestattungen mit Be­schlägen des Martinowka-Typs, ferner ohne eiserne Bügel skizziert sich im großen und ganzen das Gebiet, das die von der osteuropäischen Steppe an die Theiß gekomme­nen Gemeinschaften im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts besiedelten, und das in großen Zügen dem vom 2. bis 6. Jahrhundert am dichtesten bevölkerten — also kontinuier­lich bestellten — und wirtschaftlich-politisch exponierten Areal entspricht. Die sich an der Theiß angesiedelte Steppenbevöl­kerung erweiterte ihr Siedlungsgebiet im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts in kleinerem Maße, nach der Niederlage im Jahre 626 allmählich nach Osten und Norden. Die dazu nötige Bevölkerungszahl wurde außer der eigenen Bevölkerungszunahme — und das erfordert weitere Un­tersuchungen — durch die Gruppen dieser Steppen­bevölkerung gesichert, die im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts sogar in mehrereren Wellen in den Gebieten an der Theiß ankommen konnten. Die Möglichkeit dazu — wie bekannt — war gegeben. Außerdem muß man auch mit den von Transdanubien kommenden Menschen rechnen. Als die archäologischen Spuren der letzteren Mi­gration können die Bestattungen betrachtet werden, deren Orientierung von der jenseits der Theiß allgemeinen O­W-Orientierung abweicht und so diese Gräber W-O- bzw. N-S-orientiert sind, in denen die partielle Tierbestattung fehlt, und die aufgrund ihres Fundmaterials erst nach den 20er bzw. 30er Jahren des 7. Jahrhunderts zu datieren sind. Die einsamen Bestattungen deuten auf den Charak­ter der Einsiedlung — kurzfristiges Leben von Familien, vielleicht von kleineren Gemeinschaften auf demselben Ort — hin (LŐRINCZY 1996, 1S5). Die jenseits der Theiß bekannten einsamen Bestattungen sind nicht gleich und auch nicht gleichzeitig, darum können sie gleich auch nicht erklärt werden. Während die frühen Gräber die Theiß entlang — z. B. Szentes-Borbásföld, Szentes-Lapistó usw. — vorkamen, wurden die späteren in den weiter entfernt, im Komitat Békés liegenden Gebieten — z. B. Békéssâm­son, Gyoma (SOMOGYI 1997) — freigelegt. Ein chronologi­scher Unterschied besteht nicht nur unter den einsamen Gräbern, sondern auch unter den, in den erwähnten Ge­bieten befindlichen Gräberfeldern mit bedeutender Grab­zahl. All diese weisen auf die Besetzung beider Gebiete in verschiedenen Zeiten hin. Bei der Bewertung des archäologischen Fundmate­rials muß man in der Zukunft auf die Unterschiede zwi­schen dem Zentrum und der Peripherie achten. Die Zeit des Tragens und der Benutzung einer gewissen Schmuck­sache oder eines Gebrauchsgegenstandes, ferner die Zeit, als diese ins Grab gelangten, können also in den verschie­denen Gebieten und Regionen voneinander abweichend sein. Ein Unterschied kann auch im Verhältnis zwischen Transdanubien und dem Gebiet jenseits der Theiß beste­hen. Diesmal möchte ich aber darauf aufmerksam machen, daß die früher allgemein getragenen Schmucksa­chen in den von der Theiß weiter entfernt liegenden Ge­bieten länger im Gebrauch waren, und die neueren in den Gebieten an der Theiß früher erschienen und in die von der Theiß weiter entfernt befindlichen Gebiete •— auf­grund der Zusammensetzung der Fundeinheiten — erst später gelangten. Untersucht man die in den Gebieten jenseits der Theiß freigelegten frühawarenzeitlichen Bestattungen in einem breiteren, das Karpatenbecken umfassenden Ver-

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