A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 4. (Szeged, 1998)

A KELET-EURÓPAI STEPPE ÉS A KÁRPÁT-MEDENCE TÖRTÉNETI KAPCSOLATAI AZ 5-12. SZÁZADBAN - STRAUB Péter: A sivašovkai 3. kurgán 2. sírjának faragott mintájú nyírfakéregtegeze

DER BIRKENRINDENKOCHER MIT GESCHNITZTEM MUSTER AUS DEM GRAB 2 DES KURGANS 3 VON SIVASOVKA Péter STRAUB Da die zum Material der Köcher dienenden organischen Stoffe im Karpatenbecken infolge der klimatischen Verhält­nisse spurlos verschwinden, kann das im Grab 2 des Kurgans 3 von Sivasovka (Ukraine) teils unbeschädigt erhalten ge­bliebene Birkenrindenstück ein großes Interesse beanspru­chen. Im Vergleich zu den verhältnismäßig vielen, unbeschädigt erhalten gebliebenen, unverzierten Birkenrin­denköchern mit Kragen, die in mittel- und innenasiatischen, aus der Zeit der Türken stammenden Gräbern freigelegt wurden, ist das Exemplar von Sivasovka von besonderer Bedeutung, da seine Oberfläche mit, in die Rinde fein ein­geritzten Mustern verziert wurde. Das in Herson erschlos­sene Grab mit reichem Fundmaterial ist wegen seiner Holz­und Rindenbeigaben und nicht zuletzt wegen seiner zahl­reichen frühawarischen Analogien in der archäologischen Fachliteratur der Völkerwanderungszeit häufig zitiert (OR­LOV 1985, 103-104; ORLOV-SMILENKO 1986, 22-229; SOMOGYI 1987, 144; BÁLINT 1989, 101; BÓNA 1990, 115; SOMOGYI 1991, 107-108; H. TÓTH-HORVÁTH1992,83-84; RASEV 1993,54; BÁLINT 1995; KÜRTI 1996,130). Die Funde kamen in diesem NO-SW-orientierten, in einen bronzezeitlichen Hügel eingegrabenen Reiter­grab, in dem beiderseits je eine Seitenstufe zu beobachten war, in drei untereinander liegenden Schichten vor. Auf dem obersten Niveau (in einer Tiefe von 80 cm) kam das vollständige Skelett eines aufgeschirrten, auf einer Holz­konstruktion liegenden Pferdes mit Gebiß, mit den Über­resten eines Holzsattels und mit gegossenen, silbernen Maskenbeschlägen (Abb. 1. 1) zum Vorschein. Auf dem mittleren Niveau (85-90 cm tief) wurden weitere Masken­beschläge, ferner eine Holzschale und auch ein beinernes Bogenende auf der, über dem Toten gefundenen Holz­konstruktion gefunden. Der erhalten gebliebene, dekora­tiv geschnitzte Teil des Birkenrindenköchers befand sich an der linken Seite zwischen der Wand der Grabgrube und der Holzleiste (Abb. 1. 2). Auf der Grabsohle (95-105 cm tief) lag ein Mann auf einem Holzbett. In der Beckenge­gend kamen seine alltägliche Gebrauchsgegenstände, also ein Beinzylinder, ein Feuerstein und ein Feuerstahl vor. Der Gürtel des Mannes war einst mit gegossenen silber­nen Beschlägen verziert, die zahlreiche Typen der Mas­kenbeschläge vertreten. An der linken Seite kamen sein Eisenschwert mit P-förmiger Hängeöse (ein Protosäbel?) und sein Eisendolch, bzw. an den Knöchelbeinen die, einst das Schuhwerk zusammenhaltenden Riemen verzieren­den, gegossenen und aus Blech gefertigten silbernen Mas­kenbeschläge vor (Abb. 1. 3). Sowohl das Fundmaterial als auch die Bestattungssitten des Grabes von Sivasovka weisen auf eine Verwandtschaft mit mehreren, in der Theißgegend freigelegten Bestattungen hin (LŐRINCZY 1992; LŐRINCZY 1992a; LŐRINCZY 1996). So ist es mit großer Wahrscheinlichkeit in das 6. Jahrhundert datierbar, und der Verstorbene könnte — obwohl die ethnische Identifi­zierung nicht problemlos ist — ein ogurischer (SOMOGYI 1997, 106) - vielleicht ein kutrigurischer Kämpfer gewesen sein. Nach der, mit Strichellinie ergänzten Zeichnung des Grabes war der Köcher von Sivasovka ein, nach seinem Boden sich gleichmäßig verbreitendes, zylindrisches Exem­plar, aber das ist durch die, in den verschiedenen Phasen der Ausgrabung gemachten Fotos nicht zu unterstützen. Die einander widersprechenden Angaben der Grabzei­chung und der in situ gefertigten Fotos (Abb. 2) fielen schon früher auf (SOMOGYI i99i, i08; H. TÓTH-HORVÁTH 1992, 83). Es gilt besonders für den Köcher, darum müssen die im Verlauf der Ausgrabung gemachten zahlreichen Fotos bei der theoretischen Rekonstruktion des Köchers verwendet werden. Da der sich verbreitende Teil der Rinde als der Kragen des Köchers auf den Fotos nicht eindeutig zu bestimmen ist, spielen die auf dem erhalten gebliebenen Rindenstück sichtbaren Motive eine beson­ders wichtige Rolle. Über die Muster der einen Hälfte des Rindenstückes steht eine, an der Ausgrabung gemachte Zeichnung zur Verfügung. Darauf sind drei, mit zwei Linien gezeichnete Ellipsen übereinander zu sehen, die mit zwei, mit senkrechten Linien schraffierten Rautenrei­hen von den anderen drei Ellipsen getrennt wurden. Die linke Ecke der Muster ist mit konzentrischen Kreisen ver­ziert, während sie innen auf der anderen Seite mit dicht angewandten Kerbungen beiderseits der horizontalen Tei­lungslinie ausgefüllt wurden (Abb. 3. 5). Die sich rhyth­misch wiederholende Komposition dieser Muster weist keine einzige Eigenart auf, die die Lage des Köchers im Grab eindeutig bestimmen könnte. Auf der anderen Hälfte des erhalten gebliebenen Rindenstückes sind aber Tierköpfe sichtbar — obwohl diese auf der Zeichnung von V. V. Dorofejev nicht zu sehen sind, vermutlich darum, weil dieser, nach dem Beweis der Fotos auch sonst schwe­rer beschädigte Teil bei der Aufräumung des Grabes zu­grunde gegangen sein dürfte —, die für uns entscheidend sein können. Der eine ist der Kopf eines langhalsigen, näher unbestimmbaren Tieres, während der krummschna­belige Raubvogel mit auffällig großen Augen daneben einen Adler darstellt (Abb. 3. 3). Beide Tierdarstellungen sind nur in dem Falle auslegbar, wenn man den Köcher zu seiner Lage im Grab umgekehrt sieht. Das bedeutet, daß der Köcher mit dem Mund nach den Füßen, also umge­kehrt ins Grab gelegt wurde (Abb. 3. 4). Den Motiven von Sivasovka ähnliche Verzierungen sind auch im heimischen frühawarenzeitlichen Fundmate­rial bekannt. Der Rand von mehreren awarischen Gürtel ­und Pferdegeschirrbeschlägen wurde dicht eingekerbt,

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