A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 3. (Szeged, 1997)
SOMOGYI Péter: Három kora avar kori sír a Gyoma 264. sz. lelőhelyéről
unter den Namen Sivasovka-Kultur eingeführt und derzeit in drei Regionen der südrussischen Steppe vertreten (Pontus-, Volga- und Kuban-Gruppe). Aufgrund der Chronologie der gegossenen Maskenbeschläge und Schnallen, die beinahe die einzigen Fundobjekte von chronologischer Relevanz aus diesen Gräbern darstellen, datierte ich diese Bestattungen in das 6. Jh. und verband sie mit den sog. osteuropäischen Steppenvölkern bzw. OgurVölkern, die unter verschiedenen Namen in zeitgenössischen Quellen verzeichnet sind (SOMOGYI 1987, 139-147, 149). Im vergangenen Jahrzehnt nahm die Zahl dieser Bestattungen durch die Grabungstätigkeit der russischen Kollegen erheblich zu. Einerseits bestätigen die Neufunde die Richtigkeit meiner früheren Klassifikation, andererseits gibt es unter ihnen auch Bestattungen, die eine damals noch unbekannte Spätphase der Sivasovka-Kultur repräsentieren, die sich bis zur Mitte des 7. Jh. erstreckt. 15 Ich bin mir der Gefahren der ethnischen Deutung von Funden und Befunden wohl bewußt. Die Archäologie bietet nur begrenzte Möglichkeiten bei der Suche nach den früheren Siedlungsgebieten der Steppenvölker, die im Karpatenbecken eine neue Heimat fanden (BÁLINT 1992, 408; BÁLINT 1995, 188 mit Anm. 298, 299, 236-262). Doch in diesem Fall finde ich die von G. Lőrinczy formulierten ethnischen Schlußfolgerung, wonach die von ihm aufgenommenen Bestattungen in der Theiß-KörösMaros-Region den Ogur-Völkern zuzuweisen seien (LŐRINCZY 1996, 183 mit Anm. 24.), wohl begründet. Zum einen wegen des eindeutigen Sachverhalts bezüglich des Totenkultes, zum anderen, weil beide Gruppen sich aufgrund des gemeinsamen Auftretens der Maskenbeschläge zeitlich nahestehen müssen und die Einwanderung von Ogur-Völkern aus der südrussischen Steppe entsprechend dem Zug der Awaren ins Karpatenbecken durch die Aufzeichnungen byzantinischer Chronisten angezeigt wird (SOMOGYI 1987, 147 mit Anm. 168, 170). In seinem jüngsten Aufsatz zum Thema weist G. Lőrinczy den singulären Gräbern und kleinen Bestattungsstätten aus der Theiß-Körös-MarosRegion eine besondere Bedeutung zu. Er vermutet, daß diese Gräber aus der Zeit vor dem Anlegen der großen Gräberfelder in der ersten Hälfte des 7. Jh. stammen. Solche mit gegossenen Maskenbeschlägen oder mit Pferdgeschirr ohne Steigbügel hält er sogar für Bestattungen der ersten Generation der Ogur-Völker (LŐRINCZY 1996,183-185). Nach diesem Modell könnten auch die drei Gräber von Gyoma sehr früh zu datieren sein, was durch das einzige mir bekannte genaue Gegenstück zum Befund der partiellen Pferdemitbestattung des Grabes 3 erhärtet wird. Es handelt sich um das Grab 11 des Kurgans 1 von Kovalevka (Gebiet und Kreis Nikolaev, Ukraine), um eine Bestattung aus der PontusGruppe der Sivasovka-Kultur (KOVPANENKO-BUNJATJAN-GAVRILIUK 1978, 53-55, Ris. 23. 5-16, 28). Das Grab wurde in einem Hügelgrab der Grubengrabkultur eingetieft. Auf der Sohle des schmalen Schachtgrabes (L.: 2,3 m, B.: 0,35-0,5 m, T.: 1,65 m) wurde das Skelett eines 20 bis 22-jährigen Mannes in gestreckter Rückenlage mit dem Schädel im NO freigelegt. Über dem Skelett befand sich eine partielle Pferdemitbestattung auf einer Holzkonstruktion, die auf den schmalen seitlichen Stufen der Grabgrube ruhte (T.: 1,1 m). In der Mitte der Abdeckung lag der Schädel auf seiner rechten Seite mit dem Maul nach Norden. Unter bzw. hinter diesem befanden sich, quer im Grabschacht in anatomischer Ordnung liegend, die Knochen der Vorderbeine einschließlich der am distalen Ende abgeschlagenen Speichen. Am südwestlichen Grubenende lagen ebenfalls quer in anatomischer Ordnung die Knochen des einen Hinterbeins einschließlich des am distalen Ende abgeschlagenen Schienbeins. Die Knochen des anderen Hinterbeins lagen auf der südöstlichen Stufe. Den Steigbügel traf man 0,25 m nordöstlich vom Pferdeschädel entfernt an (Abb. 7). Dieser Befund läßt auf die gleiche Art der Pferdemitbestattung wie im Grab 3 von Gyoma schließen. Die Pferdehaut mit dem Schädel und den gleicherweise gerichteten Extremitäten wurden so 15 Es handelt sich um eine Bestattimg der Sivasovka-Kultur aus Zuravlich (Ukraine) mit einem vor 648 geprägten Solidus des Constans II. (SEMËNOV 1996,30). Den dort zitierten Fundbericht konnte ich leider nicht einsehen. Unter dem kürzlich neu vorgelegten Inventar des wohlbekannten Grabes von Kelegej finden sich u.a. auch zwei Beschläge und eine Schnalle aus dem Ki-eis der Maskenbeschläge (AJBAB1N 1991, 32, Ris. 1. 8, Ris. 2. 7-8). Ob diese Fundobjekte tatsächlich zum Fund gehören, kann nur eine kritische Veröffentlichung des Fundes mit ausreichender Sicherheit klären, weil im Laufe der Zeit auch Objekte fremder Provenienz beigemengt wurden (SEMËNOV 1991, 121). Gesetzt den Fall, daß sie doch zum Fund gehören, gelangten sie — wie auch ein Solidus des Iustinianus I. — sicherlich als Altstücke in die nach 644/45, womöglich erst im. letzten Drittel des 7. Jh., angelegte Bestattung (SEMËNOV 1991,124-126, Ris. 1.1, 4;AJBABIN 1991, 34).