A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 2. (Szeged, 1996)

KISS Attila: 'In terra nummus' – A kárpát-medence avar kori kereskedelmi külkapcsolatainak vázlata a régészeti és numizmatikai leletek tükrében

a/ was das Schicksal der der awarischen khaganischen Schatzkammer bezahlten byzantinischen Goldsteuer wurde; b/ was für eine Wirkung die Goldmenge im awarischen Besitz auf die awarischen ausländischen Handelsbeziehungen ausübte. c/ Zuletzt wird der awarische und protobulgarische Nach­laß hinsichtlich der Handelsbeziehungen verglichen. Das Schicksal der der awarischen khaganischen Schatz­kammer bezahlten byzantinischen Goldsteuer Ein Teil der Goldsteuer blieb immer, also bis den Unter­gang des awarischen Khaganats 803 in der khaganischen Schatzkammer. Aus diesem Teil, der bis zuletzt in der khagani­schen Schatzkammer aufbewahrt wurde, konnte Erich, Dux von Fnaul im Jahre 795 soviel Gold, Silber und Seide erbeuten, die er nur mit 15 Ochsengespannen abliefern konnte. Wahrschein­lich aus diesem, in der khaganischen Schatzkammer gebliebenen Teil konnte auch der Goldschatz von Nagyszentmiklós in einem Gewicht von 10 kg — vielleicht in Beziehung mit dem Angriff von Krum 803 — verborgen werden. Nach den Rechtsgewohnheiten der Genülgesellschaften wurde teils die khaganische Familie, teils die dem Khagan treue und in seinem Dienst stehende rnihtärische(?) Schicht(?) aus der kha­ganischen Schatzkammer beschenkt. Nach den nachgelassenen awarenzeiüichen Goldgegenständen ist es über das weitere Schick­sal dieser geschenkt bekommenen Solidi und Trientes zu sagen, daß sie für die Goldschmiede bei der Fertigung von Goldgegenständen als Rohstoffe dienten. Das ist dadurch beweisbar, daß die zeitliche Verteilung der größeren Funde aus dem aufgearbeiteten Gold der 5­11. Jahrhunderte im Karpatenbecken mit dem Zeitpunkt der byzan­tinischen Tributzahlungen für die „Barbaren" (Hunnen und Awaren) des Karpatenbeckens völlig übereinstimmt, bzw. diesen mit einer minimalen Verspätung folgt. Das Gesamtgewicht der in dem Karpatenbecken bekannten bedeutenden frühawarenzeitlichen Goldfunde — die depotartigen Münzfunde nicht einbegriffen —beträgt etwa 5,3 kg. Es ist eine, von den Forschern umstrittene Frage, ob es einen Geldumlauf in dem awarenzeiüichen Karpatenbecken gab. I. Bona, der hochangesehene Forscher dieser Epoche stellte zuletzt folgendes fest: „Im Awarenreich gab es weder inneren Geldumlauf, noch Hiesaurierung von Goldmünzen." Die in den awarischen Gebieten vorgekommenen, als Totenoboli angewandten originalen byzantinischen Gold-, Sil­ber- und Bronzemünzen, femer die ausgesprochen als Toten­oboli gefertigten awarischen Nachahmungen und die ebenfalls als Totenoboli von den Awaren hergestellten blanc goldenen Münzen, bzw. die durch die ganze Awarenzeit als Totenoboli und Grabbeigaben fortdauernd anwesenden römischen, ziemlich abgewetzten Bronzemünzen, weiterhin einige Schatzfunde aus Gold, Silber bzw. Bronze, d.h. die gemeinsame Anwesenheit all dieser Faktoren sprechen aber für den inneren awarischen — vermutlich mcht zu regen — Geldumlauf. Die Wirkung des Goldes im awarischen Besitz auf die awarischen ausländischen llandelsbeziehungen Der bis dahin behandelte Teil deckt das für den Titel dieser Arbeit geliehene Motto, welches aus den, in den 12-13. Jahrhunder­ten entstandenen Liedern der Carmina Burana stammt: „in terra nummus ' ' („Geld in/auf dem Boden"). Ein Teil der in den Händen der Awaren einst umgelaufenen Gelder diente schon in der behan­delten Epoche zu dem Zweck, wozu es produziert wurde: es war ein. Tauschmittel und die zu den Goldmünzen Kommenden kauften dafür Waren, teils außerhalb des Gebietes des awaris­chen Fundstoffes hergestellte Importwaren. Ein Teil dieser Importwaren taucht auch in dem awaren­zeiüichen Fundstoff auf. Um diese untersuchen zu können, sam­melte ich die Funde bzw. Fundgruppen, die im Gebiet des Awarischen Reiches als aus Byzanz, Italien, West-, Mittel- bzw. Osteuropa stammende Waren auftreten. Untersucht man die in die Listen aufgenommenen Dutzende von Gegenstandstypen bzw. mehr hundert Gegenstände als die Beweisstücke der awarisch — byzantinischen, awarisch — itali­schen, awarisch - west- bzw. mitteleuropäischen und awarisch ­osteuropäischen Beziehungen, erheben sich mehrere beachtens­werte Gesichtspunkte. Die Funde fehlen — aber nicht wegen der territorialen Be­schränktheit des Sammelns — in der Zone zwischen den nord­westlichen und nordöstlichen Himmelsrichtungen, d.h. in dem Mährischen und Tschechischen Becken, femer in der Waldzone der deutschen und polnischen, bzw. der ukrainischen und russis­chen Ebene. Der offensichüiche Grund ist, daß es keinen awari­schen Handel mit den, — von awarischem Standpunkt aus — Luxuswaren nicht produzierenden Gebieten gab. Nach dem Vergleich der in die Listen aufgenommenen Funde hinsichtlich des Ursprungsortes wird es klar, daß die byzantinischen Gegenstände gegenüber den, auf italische und mittel- bzw. osteuropäische Beziehungen hinweisenden Gegen­ständen vorherrschen. Dieses Verhältnis ist noch auffallender, wenn man in Beziehung mit dem beträchtlichen Teil der itali­schen Gegenstände heute schon zur Kenntnis nimmt, daß sie ebenso die Produkte der „spätrömisch-antiken" Bevölkerung sind wie die „echten" byzantinischen Gegenstände. Es ist fest­stellbar, daß min. ca. 80% der in das Karpatenbecken gelangten Importgegenstände von byzantinischer Herlarnft ist. Diese Erscheinung, nämlich das Übergewicht der byzan­tinischen Gegenstände und Gegenstandstypen kann nicht an­ders, als der natürliche Warenaustausch zweier Gesellschaften verschiedenen Entwicklungsgrades, u.zw. der, zur Zeit ihren Er­scheinens in dem Karpatenbecken nomadischen (später halb­nomadischen), großviehhaltenden (später auch ackerbautrei­benden) gentilen, sich aus den byzantinischen Steuern rasch bereichernden awarischen Gesellschaft und der viel entwickel­teren, über ein traditionelles Handwerk verfügenden mediterra­nen Gesellschaft (Byzanz) erklärt werden. Durchschaut man die Datierungen der m den vier Listen aufgenommenen Gegenstände, ist es feststellbar, daß diese — einige osteuropäische Gegenstandstypen aus dem 8. Jahrhundert und einige, vom Ende des 7. Jahrhunderts oder aus dem 8. Jahr­hundert stammende mitteleuropäische Gegenstände abgerechnet — der Zeitspanne zuzuordnen sind, der auch die byzantinischen Goldmünzen des Karpatenbeckens. Das ist also die Zeitspanne zwischen 567/568 und den 80er Jahren des 7. Jahrhunderts. Die ausländischen Handelsbeziehungen des Awarenreiches wurden also in erster Linie durch die Goldmenge in awarischen Händen bes­timmt Anders gesagt: Für die Bewohner des awarischen Staates, bzw. für eine gewisse Schicht der Bewohner bestand die Möglichkeit, im AußcTihandel teilzunehmen — nämlich sich für sie als Luxuswaren geltende Handwerksartikel, femer Genuß-

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