A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 2. (Szeged, 1996)

LŐRINCZY Gábor: Kora avar kori sír Szentes-Borbásföldről

rítus der mit dem Toten begrabenen Tiere in die Frühawarenzeit datiert werden. An der linken Seite des menschlichen Skelettes kamen die abgeschnittenen Reste eines Pferdes und die von vier Schafen vor. Die abgeschnittene Variation der partiellen Tierbe­slattungen war für die jenseits der Theiß ansässigen frühawaren­zeitlichen Gemeinschaften kennzeichnend. Die Zahl der partiellen Tierbestattungen kann durch neun Fundorte erweitert werden. Von den schon erwähnten 190 Fundorten östlich der Theiß verlügt man an mehr als 50 Stellen über Angaben, die sich auf Knochenreste von Tierbestattungen hinweisen. Nach den Freilegungen und Beobachtungen beurteilt wurden diese Tiere meist partiell, d.h. geschunden begraben. Partielle Tierbestattun­gen kommen östlich der Theiß häufig vor, aber die Gräbelfelder der Gemeinschaften, in denen diese Sitte als allgemein betrachtet werden kann, befinden sich in dem durch die Flüsse Körös, Theiß und Aranka begrenzten Gebiet. Diese Sitte, zwar selten, kann auch nördlich der Körös beobachtet werden, aber ihre Spuren fehlen in den Gräberfeldern südlich der Aranka völlig. In Borbásföld gilt die Beisetzung des 17-18 Jahre alten Hengstes und der vier Schafe mit dem jungen Toten — aufgrund der obigen — nicht als ein vereinzelter Fall. Die archäozoologi­sche Bewertung der vorgekommenen Tierknochen stießt heute noch auf Hindernisse, da das Knochenmaterial von nicht melir als nur zwanzig Tieren — welche Funde in Museen aufbewahrt sind — bis dahin im Areal östlich der Theiß bearbeitet wurde. Trotz der mehrfachen Zerstörung ist es wahrscheinlich, daß die Bestattung in Borbásföld em Nischengrab war, worauf die Lage der vorgekommenen Tierknochen und die mögliche Lage der fehlenden Schädel hinweisen. Auch die Nischengräber gelten in den frühawarenzeitlichen Gräberfeldern östlich der Theiß für einen Seltenheit Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, nur als Beispiele, können zwölf Fundorte erwähnt werden, auf denen ein Nischengrab oder unter den Gräbern auch ein Ni­schengrab vorkam. Östlich der Theiß kann man im Falle der Nischengräber eine andere territoriale Anordnung beobachten wie bei den untersuchten sonstigen Bestattungssitten. Im Gegen­satz zu den Stoüengräbem, die in diesem Gebiet vollkommen feh­len, kommt diese Grabform auch nördlich der Körös vor, und im Gebiet zwischen der Körös und Aranka kommen die Nischen­gräber die Theiß entlang — wie auch die Stollengräber — am häufigsten vor. Zu dieser Grabform gibt es gute Parallelen unter den Bestattungen aus dem 6. Jahrhundert m der osteuropäischen Steppe. Die genauere Datiemng der Bestattung von Borbásföld ist mit Hilfe der vorgekommenen Eisenahle mit Ring am Ende und des Eisenmessers nicht möglich. Der Silberbeschlag aber, der im Grab 3 neben den, an der linken Seite des Menschenske­lettes vorgekommenen partiellen Pferderesten gefunden wurde, leistet eine Hilfe. Dieser Beschlag gehört zu den Beigaben des Grabes 4, da er unter den Funden des 10. Jahrhunderts fremd ist, und er beim Ausgraben des Grabes 3 aus dem Grab 4 in die Füllerde des Grabes 3 gelangt sein könnte. Der gegossene Sil­berbeschlag (Abb. 3) wurde mit einer ca. rechteckigen Durch­brechung in der Mitte gefertigt. Die Kanten der Durchbrechung bilden einen Winkel von 45 wie auch die obere, halbkreisför­mige Kante des Beschlags. Im oberen Drittel sind die Seiten des Beschlags bogenfömiig. Darunter ist er oval. Der Bogen der un­teren Kante wird durch ein ovales Loch unterbrochen, dessen schräge Wand sich nach innen verschmälert. Auf der Rückseite befanden sich zwei lange Ösen von rundem Querschnitt, die in Ringen endeten. Die eine brach ab. Bis heute ist kerne genaue, aus Metall gefertigte Parallele dieses Silberbeschlags bekannt, aber aufgrund des Materials, der Herstellungs- und Anbringung­sweise und der Verzierung wurde dieser Gegenstand wahrschein­lich in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts gemacht. Das Exem­plar von Borbásföld fügt sich in die Reihe der Gegenstände ein, die — in Ermangelung eines Besseren — als Beschläge Marti­nowka-Typs behandelt werden. Recht gute Analogien dieses Beschlags kommen unter den Kilochengegenständen vor, die als Knochenschnallen oder Knochenanhänger bestimmt wurden. Das Stück von Borbásföld steht den kleineren Schnitzarbeiten und was die einzelnen Details und das Maß betrifft, besonders dem Exemplar von Hódmezővásárhely-Szárazér-Flur und dem von Biharkeresztes-Lencséshát am nächsten. Die Funktion die­ses Miniaturgegenstaiides, der kleiner als die anderen ist, kann nicht so gut bestimmt werden. Der Beschlag von Szentes-Bor­básföld könnte ursprünglich als eine der Zierden des Pfer­dezaumzeuges gedient haben, und als solche wurde er wahr­scheinlich an der Trense oder benn Treffen des Nasenriemens und der Trense — natürlich ohne Funktion — angebracht. Der mit Schalengußtechnik gefertigte Silberbeschlag von Borbásföld ist ein Einzelstück wie auch das ebenfalls gegossene Bronze­beschlag von Lapistö. Die einzelnen Typen der mit Schalenguß­technik gefertigten Exemplare sind Einzelstücke: Jedes Stück wurde auf Bestellung gemacht. Das in Borbásföld in der Mtte eines flachen Hügels vor­gekommene Grab 4 war — nach dem Beweis der Ausgrabung — ein Einzelgrab. Dasgleiche kann östlich der Theiß auch im Falle von 20 Fundorten angenommen werden. Einzelgräber sind bis jetzt nur im Gebiet nördlich der Aranka bekannt, und auf den durch Streufunde bezeichneten fast 50 Fundorten kann man noch mit weiteren ähnlichen Bestattungen rechnen. Abgesehen von einigen Fällen ist die Datierung dieser Gräber aufgrund des ärmlichen Fundmaterials ganz schwer. Unseren gegenwärtigen Kenntnissen nach ist es nur so viel zu sagen, daß sie über­wiegend in die erste Hälfte der behandelten Epoche datierbar sind. In einigen Gräbern — Hajdúszoboszló, Szentes-Borbás­föld, Szentes-Lapistó — wurden die Mitglieder der ersten Gene­ration der Bevölkerung begraben, die von der osteuropäischen Steppe m das Karpatenbecken umsiedelte. Die Einzelgräber, die zumeist Männergräber sind, weisen auf eine seltsame Lebens­weise hin. Diese Bestattungen sind für die Denlanäler von vonei­nander weit entfernt gelebten Gemeinschaften von klemem Stand, w^ahrschemlich für die von Familien zu halten, die in einem Gebiet 5-15 Jahre lang ansässig waren, und die sich mit Großviehhaltung beschäftigten. Diese Bestattungen können auch als die Sitte des verborgenen Begräbnisses gedeutet wer­den, aber auch die gemeinsame Möglichkeit der beiden Inter­pretierungen kann man nicht ausschließen. Die meisten von diesen Gräbern enthielten auch eine partielle Pferdebestattung, aber immer nur eine. Bloß m einigen Fällen stehen uns Angaben über die geschundenen Reste eines Rindes bzw. Schafes außer der partiellen Pferdebestattung zur Verfügung. Nicht nur auf die Lebensweise, sondern auch auf die Reit­methode weist die Tatsache hin, wonach im Grab von Borbás­föld kerne eisernen Steigbügel zum Vorschein kamen. In den Gräbern, in denen man auch partielle Tierbestattungen, aber

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