B. Nagy Katalin: A székkutas-kápolnadűlői avar temető. A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Monographia Archeologica 1. (Szeged, 2003)
BENDE Lívia: Temetkezési szokások a székkutas-kápolnadűlői avar kori temetőben - Bestattungssitten im awarenzeitlichen Gräberfeld von Székkutas-Kápolnadűlő
7. OPFERTIERE, SPEISEBEIGABEN In Székkutas gab es Tierknochenfunde in 197 Gräbern. Da diese Funde noch nicht untersucht wurden, sind ihre Bestimmung nach Tierarten und Funktion häufig problematisch. Die ausgezeichneten Zeichnungen machen aber im Allgemeinen die Bestimmung der Knochen nach Tierarten und die Identifizierung der einzelnen Körperteile möglich, außerdem strebten sich die Ausgräberin und ihre Mitarbeiter nach der genaueren Bestimmung der Tierknochen. Eine der dokumentierbaren Bestattungssitten der awarischen Gemeinschaft von Székkutas war, dass der Körper der abgeschlachteten Tiere der Verstorbenen vollständig oder partiell im Grab beigegeben wurde. Diese Bestattungssitte konnte in 73 Gräbern von Székkutas beobachtet werden. Als Opfertiere kamen das Pferd, Schaf und Lamm, eventuell die Ziege, das Rind und Kalb vor. Das Tieropfer konnte ein vollständiges, in anatomischer Ordnung liegendes Tier, Teile eines Tieres (Schädel und Beine), nur der Schädel, bzw. ein ganzes Tier zerstückelt, oder größere Teile desselben sein. Ein wichtiger Charakterzug des Tieropfers ist, dass der vollständig oder partiell begrabene Körper des Tieres von der Leiche in jedem Fall abgetrennt wird, das konnte durch die spezielle Formgebung der Grabgrube, oder durch einen Sarg verwirklicht werden. In der Stollengrabform ist z. B. die Grabschacht die Stelle des Opfertieres. Während die anderen Beigaben, also die Speise oder das Gefäß, im Allgemeinen in den Sarg gelegt wurden, lagen die Opfertiere außerhalb des Sarges, über dem Sarg, daneben, bzw. häufig darunter. In diesem Gräberfeld kam es in einem einzigen Fall vor, dass das Pferd und die Verstorbene in derselben Grabgrube bestattet wurden (Stollengrab 129). Es gab ebenfalls ein Pferdegrab (Grab 375). Der Reiter dieses Pferdes lag — mit Blech- und frühen gegossenen Beschlägen — ganz gewiss in dem benachbarten Grab 329. Die ganzen oder partiellen Opfertiere im Grab zeigen viele Ähnlichkeiten, aber auch zahlreiche Unterschiede im Vergleich zur frühawarenzeitlichen Praxis jenseits der Theiß. Im Vergleich zur Frühawarenzeit kommen sie in kleinerer Zahl vor, der Größenordnung nach erreichen sie die der Frühawarenzeit nicht mehr. Das partielle Pferdeopfer verschwindet, bzw. verändert sich das partielle Tieropfer auch im Allgemeinen: Die Absetzung der Beine wurde — nach einem gewissen zeitlichen Hiatus — durch die abgetrennte Form abgelöst. Ein neues Phänomen ist, dass der Körper der vollständigen Tiere nicht in strenger anatomischer Ordnung begraben wurde. Obwohl diese Unterschiede wichtig sind, verschwinden sie im Vergleich zu der Tatsache, wonach ganz abweichende Beispiele des Tieropfers in der Spätawarenzeit in anderen Gebieten des Karpatenbeckens zu beobachten sind. Als Speiseopfer dominieren die Geflügel (im Grab 57) und das Schaf (im Grab 44), sie tauchen überwiegend in der Beingegend und dreimal seltener am Schädel auf. Das Kreuzbein des Schafes ist als Speisebeigabe sowohl in der frühen als auch in der späten Awarenzeit im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros kennzeichnend. Als Speisebeigabe spielte das Rind keine bedeutende Rolle. Im Vergleich zur Umgebung von Szeged im DonauTheiß-Zwischenstromland besteht der Unterschied nicht nur darin, dass dort die Geflügelknochen dominieren — dann kommen die Schweinknochen; die Rinds- und Schafknochen sind weniger kennzeichnend — (KÜRTI 1983, 201-202, Anm. 296), sondern darin, dass die Zahl der Opfertiere neben der der Speiseopfer verschwindet. In 57 Gräbern kamen Eier vor, im Allgemeinen je ein Stück. In Székkutas fand man die Eierbeigaben überwiegend in Frauen- und Kindergräbern. Das Vorkommen dieses Brauches konnte lieber auf den randlichen, also jüngeren Teilen des Gräberfeldes häufiger registriert werden (Karte 10). 8. DIE STRUKTUR DES GRÄBERFELDES Das Gräberfeld erstreckte sich mehr als 300 m lang in SW-NO-Richtung. Der größere, nordöstliche Teil bestand aus 10-15, sich unregelmäßig ziehenden Grabreihen. Diesem zentralen Teil schlössen sich zwei kleinere Gräbergruppen von Südwesten, in der südwestlichen Verlängerung der Linie der Stollengräber an, die als die horizontale Achse des Gräberfeldes betrachtet werden kann. Da kann man nur über 1-3 Gräbergruppen sprechen, und etwa die Hälfte der Bestattungen war Stollengrab. Die Belegung des Gräberfeldes begann (nicht nur mit Stollengräbern) an mehreren, mindestens vier Stellen des breiten mittleren Streifens, für den die Stollengräber kennzeichnend waren. Von diesen Stellen ausgehend wurde die Belegung in einander Richtung, bzw. nach Nordwesten und Südosten, aber nicht in der ganzen Länge des Gräberfeldes, sondern nur in seiner nordöstlichen Hälfte fortgesetzt. Die beiden südwestlichen Gräbergruppen wurden weiter nicht belegt. ZUSAMMENFASSUNG Das Gräberfeld von Székkutas-Kápolnadűlő ist das einzige vollkommen freigelegte, lange Zeit belegte spätawarenzeitliche Gräberfeld im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros, aber zugleich auch in der südlichen Tiefebene. Die Lehren der Gräberfeldsanalyse sind auch in Hinsicht der Beurteilung des engeren Gebietes in der Spätawarenzeit grundlegend. Die Belegung des Gräberfeldes von Székkutas kann — wie die anderen großen, zwar nicht vollkommen freigelegten Gräberfelder im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros - in die zweite Hälfte der Awarenzeit datiert werden, und diese Belegung war in der Mittel- und Spätawarenzeit kontinuierlich. Auch dieses Gräberfeld spricht dafür, dass es in diesem Gebiet kein einziges Gräberfeld gibt, deren Belegung sowohl in der Früh- als auch in der Spätawarenzeit lange, ununterbrochen fortgesetzt worden wäre. Auch bei der territorialen Lage der früh-, bzw. spätawarenzeitlichen Gräberfelder kann eine Verschiebung beobachtet werden: In der zweiten Hälfte der Awarenzeit wurden die von den Flußtälem weiter entfernt liegenden Gebiete immer intensiver bevölkert. Es ist schwer zu beurteilen, warum und genau wann die Belegung der frühawarenzeitlichen Gräberfelder aufhörte, und