A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-1. (Szeged, 1980)
Kürti Béla: Ein ungarisches Gräberfeld aus der Landnahmezeit in Szeged–Algyő
EIN UNGARISCHES GRÄBERFELD AUS DER LANDNAHMEZEIT IN SZEGED-ALGYŐ von Béla Kürti Im März 1973 ist bei Erdarbeiten im Flur von Szeged—Algyő ein Grab aus der Zeit der ungarischen Landnahme ans Tageslicht gekommen. Zwischen April 1973 und Juni 1976 wurden wegen der Wichtigkeit der Funde (Taf. I. 1,5, 9) Rettungsausgrabungen auf diesem Gebiet durchgeführt. Auf den Hügeln des westlichen Ufers der Theiss (Bild 1—2) am südöstlichen Abhang wurden zerstreute Scherben der neolithischen Körösgruppe, acht Gräber aus der Hallstatt-C-Zeit (MezőcsátGruppe), drei Gräber aus der La Tène-C-Zeit, zehn Gräber aus der Sarmatenzeit, Ansiedlungsobjekte aus dem IV. Jahrhundert u. Z. und 83 Gräber aus dem X. Jahrhundert gefunden 5-7 . Das Gräberfeld aus dem X. Jahrhundert ist reich an Funden zumeist an offenen Haarringen ; in 22 Gräbern wurden 33 Haarringe gefunden; Goldhaarringe fand man nur in Männergräbern. Das Kugelgehänge aus dem Grab 72. geht bis in die östliche Ursprünglichkeit (Saltowo-Kultur) zurück. Dies bedeutet zwischen den Funden von Sóshartyán und Szeged—Bojárhalom einen tipologischen Übergang 9 . Neben anderen Funden wurden im Kindergrab 105 ein Zopfzierscheibenpaar 10 (Bild 3-4 )und ein Bleikreuz gefunden (Taf. I. 15) 11-13 . Entweder sind die Armreifen am Ende geöffnet aus Bronze, oder aus drei Drähten geflochten, am Ende mit einem Haken und einer Öse versehen. Insgesamt fünf Ringe 14 fand man in drei Gräbern (Taf. II. 11). Die Kauri-Muscheln (Cyprea moneta) aus zwei Gräbern lassen auf den Handel dieser Zeit folgen 15 . Im Grab 49 (Fototafel 7) wurden am Arm geöffnete Armbandreifen gefunden, die am Ende gezwirbelt sind und zum Zusammenhalten der Äermel eines Hemdes benutzt wurden. Sie dienten als Kleidungsschmuck. Im Kindergrab 105 wurde ein Silberschmuck in Form eines Blattes gefunden, welches einen von Perlen umgebenen Halbmond darstellt und aus einer Zopfzierscheibe ausgeschnitten war 16-17 . Aus 11 Gräbern sind verschiedene Arten gepresster und gegossener Silberknöpfe zum Vorschein gekommen (Taf. I. 1—4, 10, 13—14, 16—17; Bild 5. 1). In jedem Grab war die Anordnung und Anzahl der Knöpfe an den Kleidungsstücken unterschiedlich. Anhängeschmuck 18 fanden wir in fünf Gräbern (Bild 5. 2, 4; Taf. I. 5—8; Taf. II. 10, 12). Die unteren Glieder der kleinen Schmuckstücke stellten im allgemeinen Tierköpfe 19 dar. An dem oberen Teil eines der grösseren Schmuckstücke ist auch eine stilisierte Tierabbildung zu erkennen 20 . Nach unseren Beobachtungen bei den Ausgrabungen dienten die grossen Schmuckanhänger zur Zierde des Kaftans 21 . Sie sind senkrecht in ein oder zwei Reihen angebracht 22 (Phototaf. ]—2). Die kleinen Schmuckgehänge zieren die Umsäumung der gewöhnlich rund ausgeschnittenen Hemden (Bild 6, Phototaf. 1), so dass auch noch eine Reihe von Mettalknöpfen über ihnen auf dem Hemdkragen aufgenäht werden konnte 23 . In dem einen Grab fand man solch ein Hemd, an welchem am Ende der Knopfreihe zwei kleinere Beschläge aufgenäht waren 24-26 (Bild 5. 3; Bild 6). Die Kragen der Hemden aus den Gräbern 93 und 98 sind keilförmig ausgeschnitten und mit rombusförmigen Beschlägen verziert (Taf. I. 11—12; Bild 7) 27 ~ 28 . In 6 Frauengräbern fand man runden, gepressten und vergoldeten Kleiderschmuck aus Silber (Taf. IL 3, 5—7), der entweder den kleinen Kaftan an der Vorderseite in senkrechten Reihen (Bild 8) schmückte, oder an dem Kragen paarweise angebracht war (Bild 9) 2930 . Durch den Ösenknöpfen aus Bronze wurden die Hemden, Westen und Kaftane zusammengehalten 31 . In einem Fall fanden wir auch ein Paar grosse Silberknöpfe (Taf. IL 4). Als seltenere Funde kamen aus drei Gräbern Pastaperlen hervor, die an Hemdkragen oder Manschetten angebracht wurden. In drei Gräbern wurden mit Beschlägen verzierte Gürtel gefunden. Von dem Toten aus dem Grab 37 war der Gürtel gelöst und lag längsachsig auf dem Toten (Bild 10. 6—7). Im Grab 92 fand man Gürtelbeschläge (Bild 10. 5), die eng aneinander am Gürtel befestigt waren, doch jeweils nur an der Vorder- und Hinterseite des Köpers 32-33 . In dem gleichen Grab fand man die Beschläge eines Taschenhängeriemens (Bild 10. 2) und das zu dem Taschenschloss gehörige Bronzeröhrchen 34 (Bild 10. 8). Eine abweichende Art von Gürteln wurde im Frauengrab 49 gefunden (Taf. IL 1). Aus zwei anderen Frauengräbern kamen Silberbeschläge, die als Fuss-Schmuck dienten, zum Vorschein (Taf. IL 2, 8—9). Leider konnten wir diese in ihrem System nicht rekonstruieren. Im Gräberfeld fanden wir Knöchelchen (astragallos), die aus drei Gräbern stammen. In sieben Gräbern waren Gefässe beigelegt (Taf. III). Zwei dieser Gefässe haben Parallele auf dem Gebiet der Saltowo-Kultur 35 . In 28 Fällen fanden wir Nahrungsopfer in den Gräbern, am häufigsten Schafen-, Ziegen-, Schwein- und Geflügelknochen 36 " 38 . In 9 Fällen stellen wir fest, dass auf dem Leichentuch, welches den Körper der Toten bedeckte, an der Stelle der Augen, der Nase und des Mundes (der Ohren?) dünne Silberblättchen aufgenäht waren. Es kam aber auch vor, dass innere Organe mit einem dünnen Silberblättchen symbolisiert wurden. Zur Zierde des Totenkleides dienten auch die Silberbänder, die wir in einigen Gräbern an Armen un Beinen fanden 39-42 . 346