A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-1. (Szeged, 1980)

Kürti Béla: Ein ungarisches Gräberfeld aus der Landnahmezeit in Szeged–Algyő

In 37 Gräbern fanden wir gerade Eisenmesser mit einseitiger Schneide, in je zwei Gräbern Schleifsteine, Eisennadeln und Eisenpinzetten. In 21 Fällen kamen auch mit dem Feuerstein zusam­men verrostete Feuerstähle zum Vorschein. Abgebrochene Eisenstücke, die aus verschiedenen Ar­beitsgeräten stammen, und vermutlich aufgrund des Aberglaubens neben den Toten gelegt wurden, fanden wir in verschiedenen Gräbern. Im Grab 18. befand sich Säbel. Mit Knochen verhärtete Bogen kamen aus 10 Gräbern ans Licht. Sie entsprechen den gewohnten Formen 43 aus dem X. Jahrhundert. (Bei einem Bogen war der Griff verziert — Bild 11.) In einem Grab fanden wir auch Knochenbruchstücke, die aus einem Bogen­behälter stammten 44 . In 18 Gräbern fanden wir insgesamt 67 Pfeilspitzen, fast alle bekannten Typen dieser Epoche 45 . In sieben Fällen wurden sie mit dem Köcher eingegraben, in neun Fällen fanden wir auch die Bogen Grab. In einem Grab war neben dem Köcher kein Bogen. Wir nehmen an, dass es in diesem Falle der Rang des Toten durch den Köcher zum Ausdruck gebracht wurde 46 ~ 47 . In 19 Gräbern fanden wir Steigbügel und grosse Eisenschnallen, d. h., in 19 Fällen wurden ne­ben dem Toten auch die Sättel hinzugelegt 48 . Die Steigbügel sind im allgemeinen birnenförmig. In den Frauen- und Kindergräbern sind sie kleiner. Die Bügelpaare sind oft von verschiedenen Grös­sen 49 . Die Gräber, in denen sich Sättel befanden, waren in 12 Fällen Reitergräber. Die 18 Pferdezäume sind in allen Fällen Halfterzäume. Eigenartig ist die Anordnung im Grab, oft wurde der Pferdezaum überkreuzt auf den Pferdeschädel gelegt 50-51 . Das Zaumzeug der Männer wurde durch kleine Silberblättchen (Bild 10.1) und die Satteldecke durch ovale und runde Silberblättchen (Bild 10. 3—4) geschmückt 52 . In 13 Gräbern fanden wir Pferdeschädel und vier Pferdebeine, die aus Gräbern elf erwachsener Männer, eines jungen Knaben und einer älteren Frau stammen. Die Reitergräber zeigen ohne Zweifel den Rang der Beerdigten. Es scheint so, dass die Bestattung mit dem Pferd nur solchen Personen zukam, die in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen waren. (Das Kind aus dem Grab 52 hatte die Zeremonie der Aufnahme in der Erwachsenenkreis wahrscheinlich schon überstanden, worauf man aus den Grabfunden schliessen kann.) Unter den Bestattungsarten sind in erster Linie zwei ungewöhnliche Arten zu erwähnen. In einem der Frauengräbern wurde die Tote in Hockerstellung, in einem anderen in Bauchlage begra­ben 56 . In sieben Gräbern fanden wir Abdrücke von Holzsärgen. In drei Gräbern wurden die beilie­genden Gefässe nicht auf den Boden des Grabes gelegt, sondern während der Bestattung mit der Er­de, mit der das Grab zugeschüttet wurde, hinabgelassen 58 . Ein grosser Teil der Bestattungsgewohn­heiten stimmt mit anderen Gräberfeldern des X. Jahrhunderts aus dem Karpatenbecken überein 59 . Aber in einigen Fällen fanden wir Abdrücke, die auf ein Spiegelbild des Jenseitsglaubens schliessen lassen 60 " el . Im Gräberfeld findet man verschiedene Traditionen des Beilagegebens und der Be­stattungsriten ; auf Grund deren man verschiedene Gruppen innerhalb dieser Gemeinschaft anneh­men kann. Aus den Funden geht weiter hervor, dass wir das Gräberfeld einer militärischen Ge­meinschaft (Gefolgschaft) gefunden haben, die aus nicht miteinander verwandten Familien einer Ge­meinschaft (Dorf) bestand 62-63 . Haarringe mit den S-förmigen Enden fehlen unter den Funden, wonach wir das Gräberfeld auf die erste Hälfte des X. Jahrhunderts datieren 64 . 347

Next

/
Thumbnails
Contents