Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1976/77-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Második rész.(Szeged, 1977)

Die Kriege gegen Napoleon haben in Szeged ungeheure Getreide-, Viehfutter-, Tabak­und Wollenkonjunkturen erschaffen. Hier wurden die landwirtschaftlichen Produkten der Gegend links der Theiß und der fernen Gebieten des Banats verfrachtet. Noch in größerem Maße wie bisher entfaltete sich die Transportierung auf Wasser und Land. Szeged ist während des vergangenen Jahr­hunderts einerseits infolge des Brachpflügens der Heiden und Hutweiden, und des ständigen Vermeh­rens der Einzelgehöften, andererseits infolge der inländischen Getreidekonjunktur, die zur Zeit der Eisenbahnbauen aufgetreten ist, ein bekannter Weizenmarkt, eine Mühlenstadt und ein lebens­mittelindustriellen Zentrum (Paprika, Salami) geworden. Dies führt aber schon aus der Welt der Marktkrämerei in die Welt der kapitalistischen Unternehmen. Im arbeitsamen Leben des Bauerntums von Szeged bedeutete die Messe, besonders der Vieh­markt ein großes Ereignis, sollte es entweder Ankauf, oder Verkauf sein. Die Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer wird bis auf heute mit Händedruck besiegelt. Der Händedruck war einst viel! seltener als heutzutage: er hatte irgendwelchen verpflichtendes, feierliches Gepräge. Das Zahlen geschah immer mit Bargeld. Der Käufer hat vom Preis eine kleine Summe zurückverlangt, er hat diese einem Bettler gegeben, damit er um die Gesundheit und Nützlichkeit des Viehes ein Gebet verrichtet. Noch der Vereinbarung folgte in der Schenke, die am Markt aus Zelten gebaut wurde, der Kauftrunk, während sie sagten: Gott gebe Glück und Segen dem Käufer und dem Verkäufer! Vom Trunk haben auch die dort herumschleichenden Bettler bekommen, die auch die guten Wünsche wiederholten. Szeged hatte nicht nur weitberühmte Messen sondern auch Wochenmärkte, die mittwochs und samstags abgehalten wurden. An der Messe haben eher die Männer, auf den Märkten aber die Frau­en teilgenommen. Bis zum zweiten Weltkrieg war vor dem Rathaus der große Markt, allmählig wurde er auf neue Marktplätzen umgesetzt. Um 1950 ist der sog. „Makóer Markt", eine der ethnographischen Eigenheiten der Stadt, ver­schwunden, der sich am Theißufer in Szeged, direkt am Brückenkopf befand. Er wurde ausschließlich dienstags und freitags Nachmittag abgehalten, also immer einen Tag vor den Wochenmarkttagen. Er ist so zustande gekommen, daß die Fruchtschiffe von dem Marosch und der Theiß, die zu den Wochenmarkten in Szeged eilten, sind schon am vorangehenden Tag angekommen, und die Höcker haben sofort begonnen, ihre Produkten zu verkaufen. Der Trödelmarkt am Marsplatz ist in dem elendigen Jahr 1863 zustande gekommen. Hier fanden auch die unterhaltsamen Marktsehenswürdigkeiten statt. Hier haben die Bänkelsänger gesungen. Eine Sehenswürdigkeit von Szeged war der berühmte Paprikamarkt. ALTE MAßEINHEITEN UND MEßGERÄTE Vor dem Allgemeinwerden des Metersystems hatte das Messen neben den landesweiten Über­einstimmungen zahlreiche örtliche Weisen, Abweichungen und charakteristische Zügen. Leider, wir kennen die örtlichen Maßeinheiten aus dem Mittelalter nicht, so z. B. die Maßen vom Salz, Wein und Textilien. Die allgemeinste Maßeinheit des Getreides war der Scheffel (ung. véka), ca. 31 Liter. Der Preßburger Scheffel (ung. pozsonyi véka) gab 2 Scheffel, ca. 62 Liter Getreide aus. Laut einer alten Preisliste ist das Kila (türkischer Herkunft) mit der Preßburger Metze (ung. pozsonyi mérő) gleich. Ein Fuß (ung. láb) bedeutete damals 32 cm. Mit dem Schritt (ung. lépés) wurde die Länge schät­zungsweise abgemessen. Neben dem Meter gebrauchen die Handwerker auch noch heute den Zoll: 2,63 cm. Der Wiener Zoll (ung. bécsi zoll) ist ein wenig kürzer. Die Gewichtmaße waren folgende : der Zentner (ung. mázsa), das Pfund (ung. font) und las Lot (ung. lat). Der Wiener Zentner (ung. bécsi mázsa) wog 56 kg. Das Wiener Pfund (ung. bécsi font), anders gesagt altes Pfund (ung. öregfont) war das Hundertstel vom Wiener Zentner. Das Lot war die kleinste alte Gewichteinheit. Das türkische oka war mit 400 gr gleich, und es war im 18. Jh. noch bekannt. Altes, aber auch noch heute erwähntes Flüßigkeitsmaß war der Eimer (ung. akó) : 56 1. Folgende Maßen leben bereits nur in Erinnerungen und Liedern: das Seidel (ung. meszö, meszely), 0,35 1; die Halbe (ung. icce), 0,8 1; die Pinte oder Werbung (ung. pint u. verbung): 2 Halben. Die Länge der ausgestreckten Arme eines mittelgroßen Menschen ergab das Klafter (ung. öl), ca. 189 cm. Mit der Elle (ung. röf), die ca. 78 cm lang ist, wurden vor allem die Stückstoffe gemessen. Wenn man keinen Ellenmaßstab hat, greift man das Ende das Stoffes mit den Fingerspitzen der Hand des ausgestreckten Armes, und der Stoff wird zur gegenseitigen Schulter gemessen. 413

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