Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1976/77-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Második rész.(Szeged, 1977)
wurde es erneut mit Wasser begossen. Die Richtung, in der die Wagen mit Sicherheit fahren konnten, wurde durch Docken angezeigt. Fußgänger, hauptsächlich Schilfschneider und Fischer verkehrten mit Hilfe des Eishufeisens. Neben dem Wasserverkehr blühte auch schon damals die Landfuhre, wenn auch in einem geringeren Maße. Ein beträchtlicher Teil der Salz-und Weinlieferung verlief auch auf dieser Weise. Die bedeutendsten Wege waren der Ofner Weg und der mittelalterliche Salzweg in Richtung Baranya, der im gründe genommen der ehemaligen römischen Spurlinie folgte. Unsere Fuhrleute und Marktfrauen kannten den Karolinenweg nach Kroatien auch sehr gut. Die Wege waren im allgemeinen vernachlässigt, voller Pfützen und Kot. Manchmal versanken die Räder bis zur Achse, deshalb hat man eine längere Fahrt ohne hévér, d. h. ohne eine besondere Hebevorrichtung gar nicht unternommen. Vor die mächtigen, eisenbeschlagenen Wagen wurden nach Bedarf sogar 5—6 Pferde gespannt. Es gab mehrere Wagentypen. Vor 1848 erhielten manche unsere Fuhrleute, dank mehrerer vereideter Bürger von Szeged, einen mit einem großen Siegel versehenen Paß von dem Obergespan, damit sie überall frei verkehren konnten. Wenn sie Rast hielten, haben sie gleich mit Paprika gewürztes Dörrfleisch und Eiergraupen in den Kessel gestreut, das auf Ende einer Stange gehängt wurde. Sie haben die österreichischen Kronländer und die unter Türkenherrschaft stehenden Balkanländer befahren. Meistens haben sie Seife, Eiergraupen, Paprika und Dörrfisch aus Szeged transportiert. Um Tuchwaren zu besorgen sind sie nach Brunn, Wien, Galizien und Breslau, in östlicher Richtung nach Siebenbürgen und Kronstadt gefahren. Sie sind auch in Bukarest und im Küstengebiet des Schwarzen, beziehungsweke des Adriatischen Meeres herumgekommen. Die Angelegenheiten, Arbeitsaufträge der Fuhrleute erledigte und vermittelte der Wagenmeister, eine Art Komissar (ung. szekérbíró). Die mit dem Verkehr zusammenhängenden Gewerbearten waren in Szeged sehr entwickelt und charakteristisch für die Stadt. Die Schiffszimmerleute von Szeged, nach dem deutschen Namen Schopper, ungarisch super gennant, hatten in Mitteleuropa einen guten Ruf. Das Getreideschiff hatte einen Bug, der in einer Baßgeigenform endete. Dem lokalen Verkehr und Transport dienten die von zwei oder drei Pferden getreidelten Höckerschiffe. Der Bau von Wassermühlen gehörte auch zur Arbeit der Schiffszimmerleute. Die Wassermühlen von Szeged waren nicht nur im Lande sondern auch auf dem Balkan gefragt. Das Gewerbe des Schmiedes und des Wagners gehört zu den ältesten lokalen Gewerbearten. Sie waren hauptsächlich in der Anfertigung von leichten Wagen, aber auch von ziemlich starken Pferdewagen hervorragend. Eine frühere Form war der von Ochsen gezogene Wagen. Eine alte, mit dem Schmiedegewerbe verwandte Gewerbeart von Szeged war das Nagelschmidtfach in dem die Zigeuner sich auszeichneten. MESSEN, MÄRKTE, MAßE UND GEWIEBTE Szeged ist gerade infolge ihrer geographischen Lage eine uralte Messestadt. Sie war auch während der Türkenherrschaft von dem Handel, den Messen und der wirtschaftlichen Blüte bekannt. Selbst die Türken waren aus wirtschaftspolitischen Überlegungen bemüht, die Messen immer erfolgreicher zu machen. Zu diesen Zeiten sind auf den Szegeder Messen auch lateinische und türkische Kaufleute aus Ragusa, bz. Konstantinopel herumgekommen. Es war ein ehemaliger Gebrauch, daß die Händler gemeinsam nach Hause fuhren, es gab oft 30—40 Wagen in einer Kolonne. Waffen hatten sie auch, auf der Wagenleiter gab es wenigstens eine Mistgabel. So haben sie sich gegen die Angriffe der Straßenräuber gewehrt. Im 18. Jh. wurde die Eröffnung der Messe bei Anwesenheit des Oberrichters und des Stadtrates feierlich angekündigt. Nach guten Messen gab es lange Gastschaften. In den Zünften und durch diese sogar auch im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben und auf den Messen hatten die eingewanderten Deutschen das führende Wort. Sie haben ihren Positionsvorteil lange aufbewahrt. Das eingebohrene Volk von Szeged hat außer den Zünften, in den freien Indutriezweigen die Führung ergriffen. Diese Berufe brachten wegen uralten Gebrauchsrechtes, das sich noch in der Türkenzeit herausbildete, keine Zünfte zustande, wobei sie in anderen Gebieten und Städten des Landes nur in Zunftgemeinschaften funktionieren konnten. Diese waren u. a. die Fischer, Schafschlächter, Schiffzimmerleute, Schiffer, Wasser- und später die Windmüller, die Kärrner, Schindelmacher, Seifensieder und die Paprikabauer. In diesen Industriezweigen wurde das Hausgewerbe warenproduzierend, es hatte oft sogar landwsweite Bedeutung. 412