Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Első rész. (Szeged, 1976)

Das Schleppen der Schiffe führten diejenigen Häftlinge der Szegeder Burg durch, deren Todes­strafe aus Gnade auf diese Zwangsarbeit geändert wurde. Der örtliche Name dieser Häftlinge war „lajmás". Diese Arbeit führten dann lange Zeiten neben den Szegedem die armseligen serbischen Bauern von Deszk, durch. Unsere Schiffer schifften auf der Theiss von Szeged bis Szolnok, und wenn es ihnen der Wasser­stand erlaubte, bis Tokaj, auf der Mieresch bis Nagylak, manchmal bis Arad, auf der Körös bis Gyoma. Der Getreidetransport wurde auf der Theiss, auf der Donau, auf der Sau bis Sziszek, auf der Donau bis Pest, bis Győr, manchnal bis Wien, sogar bis Regensburg abgewickelt. In entgegen­gesetzte Richtung schifften sie oft bis zum Schwarzen Meer. Zu den bürgerlichen Pflichten gehörte in dem einstigen Szeged die Burgbefestigung und die aktive Teilnahme am Hochwasserschutz. Schäferei, Viehzucht Die Viehzucht, die Schäferei war durch lange Jahrhunderte eine der reichlichsten Nahrungs­quellen von Szeged. Auch der Viehhandel, szegedisch die Metzgerei blühte. Am Ende des Mittel­alters war Szeged der Ausgangspunkt der nach Italien gerichteten einheimischen Ausfuhr. Die Stadt wird als solcher von einem italienischen Viehhändler erwähnt (1515). Diese entwickelte Viehzucht erklärt die tief in die Türkensherrschaft hineinreichende privilegierte Lage der mit Vieh­handeln, mit Handel beschäftigenden Szegeder Fleischer. Diese Lage hat auch der Türke zur Kenntnis zu nehmen, weil er sie auch für sich nützlich findet. Im türkischen Staatsapparat führten die in Szeged gebliebenen Fleischer den Postdienst aus. Sie trugen die Briefe der türkischen Behörden nach Ofen (Buda), Eger, Temesvár, Belgrád. Sie waren die Eilboten, zugleich auch die Wegweiser der Heere. „Die Szegediner Fleischer — schreibt eine türkische Urkunde — waren seit alten Zeiten bis auf den heutigen Tag die Träger der Befehle des Padischachs und anderer die Regierung betreffenden Briefe: bald nach Ofen, bald in andere christlichen Städte und Provinzen." Infolge ihres beschwerlichen Dienstes waren sie ausser der Zahlung der Zusammenraffung [„harács" genannt] von allen öffentlichen Schulden befreit. Im Sinne der uralten Traditionen der Feldgemeinschaft hatte ein jeder Szegeder Bürger auf den Heiden der Stadt Weiderecht. Vom 18. Jahrhundert an haben wir weitere Angaben über Hir­tenleben, Herdenzucht. Das zahme Vieh kam in Winter unter Dach, das Herdenvieh überwinterte unter dem Heidenhimmel. Was die Schäferei betrifft, nehmen sich auch die Szegeder Schäfer im Laufe des 18. Jahrhun­derts von der Einbürgerung des feinhaarigen Schafs [merino] tüchtig ihren Teil. Die Kirmes (der 26. Oktober) des Patrons unserer Schäfer, zugleich auch des Schutzheiligen der Kirche von der „Planke", des Demetrius war eine der grossen, sehenwürdigen Feierlichkeiten des Szeged im Barockzeitalter. Mit der Welt der alten Szegeder Hirten, hauptsächlich mit der der ungezähmten, der Herden­hirten hing auch das Betyarenleben zusammen, dessen einst in ganzen Europa als sein Symbol erwähnte Hauptgestalt der in der Unterstadt geborene Sándor Rózsa war. Der Betyár ist ein Wort der Alföld türkischen Ursprungs, und seine Bedeutung war ein ohne Dienst herumschleudernder junger Hirtengeselle. Entweder der armselige Hirtenjunge, oder — in­folge seiner allmählichen Verantwortung — der wohlhabende Rechnungsregler war für das ihm zur Hand gegebenen Vieh verantwortlich. Wenn sie nicht abrechnen konnten, dann mussten sie den Schaden von den eigenen ebenso dort weidenden einigen Rinden, Pferden ausgleichen. Um das zu vermeiden, ersetzten sie ihn mit fremdem, gestohlenem Vieh. Es kam oft ans Tageslicht, und der Hirt wurde entweder in Ketten geschlagen, oder aber wurde aus ihm ein Strolch, Strassenräuber, Landflüchtige. Durch diese strenge Verantwortlichmachung waren nicht nur abenteuerslustige Ju­gendliche, sondern auch etlichemal anständige, reife Menschen gezwungen Betyárén zu werden, sich der arbeitenden Gesellschaft zu entreissen. Der sich den zeitgleichen feudalen Rahmen zu­schliessen nicht wollte, nicht konnte, wurde dem auch notwendigerweise diese Verbannung zuteil. Landwirtschaft Übsr die Blüte des landwirtschaftlichen Lebens zeugen schon auch die archeologischen Funde. Zahlreiche Szegeder Bürger haben einen Weingarten in der berühmtesten Weingegend des mittelalterlichen Ungarns, in Syrmien. Die Weine von Syrmien und Baranya werden hauptsächlich von den Szegedem nach Polen geliefert. Der Ackerbau während der Türkenhersschaft zielte in erster Reihe auf die Befriedigung der örtlichen Selbstverpflegung ab. Die türkische Gartenkultur sollte bestimmt eine grosse Wirkung auf das lehrsame Szegeder Volk ausüben Von Balkan her mit türkischer Vermittlung hat sich in Szegeder Gegend eingebür­622

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