A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-1. (Szeged, 1975)

Pertlwieser, Manfred: Die „Berglitzl” von Gusen. Eine neolithisch-frühbronzezeitlicher Opferplatz

Objekt XXVIU/69 enthielt auf einer quadratischen Fläche von 2,5 m Seiten­länge große Partien von mehr als 50 Gefäßen, großteils mit dem Boden nach oben gelagert. Ungefähr im Zentrum, unter der dichtesten Scherbenlage, einige angebrannte Steine (jedoch kein Brandhorizont) und die am Kinn geteilte und dort angebrannte Unterkieferhälfte einer jungen Frau. Unmittelbar daneben lag ein spulenförmiger, polierter Gegenstand aus Serpentin, wohl von Amulettcharakter und eine Silex­säge. In Objekt A/74 fanden sich die Beinskelette eines kräftigen Mannes, einer links­seitigen Hockerlage entsprechend deponiert. Die Fußskelette fehlten bis auf eine Restpartie des rechten Fußes. Sämtliche Gelenksenden waren abgeschlagen. Spuren gewaltsamer Abtrennung zeigten sich an den Hüftgelenken. Etwa 1 m davon entfernt und etwas tiefer, lagen innerhalb einer kreisförmigen Steinsetzung aus Felbsblöcken die Schädelkalotte (ohne Basis und Gesichtsteil) und je eine abgeschlagene Hälfte eines humerus, einer clavicula, sowie die rechte Unterkieferhälfte, außerdem der rechte Unterkieferast eines zweiten, weiblichen Individuums. Alle derartigen Fälle hatten gemeinsam, daß sie 60—80 cm tief in den hellen Feinsedimentboden eingetieft waren und wohl eine sofortige Zuschüttung der Grube durch steriles Umgebungsmaterial erfolgt war, da keinerlei Verfärbungsspuren von organischen Substanzen oder einer natürlichen Verrottung den Grubenschacht er­kennen ließ. — Es darf vermutet werden, daß hier Überreste eines auf der freien Plateaufläche (vielleicht in Verbindung mit den herausragenden Felsblöcken) voll­zogenen Rituals „in allen Ehren" bestattungsähnlich beiseitegeschafft wurden. Hart am Westrand des Plateaus konnten weitere sehr dichte Objekt- und Anla­gesituationen freigelegt werden. Diese fanden sich in einem einige Meter breiten Streifen entlang der Oberkante der hier 12 m tief senkrecht abfallenden Felswand. Leider war der Abschnitt in regelmäßigen Abständen von frühmittelalterlichen Grä­bern gestört, so daß eine Klärung der Funktion dieses spätneolithisch-frühbronzezeit­lichen Anlageteiles nicht möglich war. Als feststehend kann jedoch angegeben wer­den, daß eine oftmalige Wiederholung im Prinzip gleichen Orte vorlag. Erkennbar war dies an einer wiederholten Abfolge von Kulturstraten technisch gleicher Art und gleichen Inhalts und jeweils dazwischengelagerten Sterilschichten. In den Kul­turschichten waren Reste von Flächensteinsetzungen aus Flußgeröllen und runde oder ovale Feuerstellen mit Umsäumung von durchglühten Granitbrocken festzu­stellen. Unter den pflasterartigen Steinsetzungen und um die Feuerstellen waren be­merkenswerte Fundanhäufungen von zertrümmerter, teilweise stark angebrannter Keramik, Tierknochen und mancher Stein- und Knochengeräten. Auf und zwischen den Pflasterlagen konnten an mehreren Stellen ausreichende Reste von hier deponier­ten Gefäßen festgestellt werden. In der äußersten Nordwestecke des Plateaus, im Rücken einer vorspringenden Felsnase, traten in allen Schichten der oben beschrie­benen Situation ganze oder zerbrochene Steinbeile zutage. In höherer Schicht fand sich auch ein Kupferflachbeil. Eine Sondierung und einige kleine Quadranten auf dem Osthang brachten die Gewißheit, daß hier vom Hangfuß bis zur Plateauhöhe buchstäblich jeder Quadrat­meter von übereinandergeschichteten Fundhorizonten und Objekten eingenommen war. Unter anderem wurde etwa am unteren Drittel der Hanghöhe horizontal zum Hanggefälle verlaufende, mauerartige Steinsetzungen aus Granitblöcken festgestellt. Innerhalb (hangaufwärts) der Mauerbänder fand sich dichte Fundstreuung der üb­lichen Zusammensetzung (zertrümmerte, teils angebrannte Keramik, Tierknochen, Gerätfunde), mitunter aber auch in situ gelagerte Tierkörperteile im Gelenksverband. Ebenso zeigten sich innerhalb der Mauern in unterschiedlichen Tiefenlagen mehrere 303

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