A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1974/75-1. (Szeged, 1975)

Pertlwieser, Manfred: Die „Berglitzl” von Gusen. Eine neolithisch-frühbronzezeitlicher Opferplatz

Perioden flächiger, pflasterartiger Rundsteinlagen. Sie hatten sichtliche Beziehung zu besonderen Feuer- und Deponierungsstellen. Am gleichen Ort, etwas hanghöher, wurde eine halbkreisförmige Granitstein­setzung freigelegt. In deren Mitte befanden sich in umgekehrter Lage (Schädeldach nach unten) die Schädelkalotte eines Kindes und der ganz erhaltene Schädel einer jungen Frau. Der Unterkiefer fehlte. Der Boden in der Umgebung der Steinsetzung war estrichartig festgestampft. Der Verbindung mit markanten Punkten der Geröll­steinpflaster entstammen mehrmals auffallend gelagerte Hirschgeweihstücke (z. T. mit Partien der Hirnschale). In gleicher Beziehung fielen ganz besonders jeweils ein­zeln gelagerte Unterkieferplatten von Großsäugern auf. Eine umfassendere Flächen­grabung auf dem etwa 1 500 m 2 umfassenden Nordhang, welche sicher sehr aufschluß­reiche Befunde brinden würde, steht vorerst noch aus. In den Jahren 1970—1974 untersuchten wir mit vier Grabungsflächen von insge­samt 1000 m 2 den mittleren und tieferen Höhenabschnitt des mittleren und südlichen Osthanges. Auch hier verteilten sich in geschlossener Ausdehnung die Objekte, Fund­und Kulturhorizonte vielfältiger Belegungsphasen in eine Gesamtschicht von bis zu 4,5 m Tiefe. Hier konnten wir, durch sukzessives Abtragen der wechselnden Kultur­und sterilen Sedimentationsschichten, Phase für Phase die Oberflächenfiguration des Hanges Hangfußes in den verschiedenen Zeitperioden und damit die verschiede­nen Belegungsebenen von der spät-frühbronzezeitlichen Anlage bis zur mesolithischen Basisschicht freilegen. Dabei wurden die hangtiefer gelegenen Quadranten etwa 10 m weit in das prähistorische Bett des alten Donauarmes hinein vorgetrieben. Allerdings war die direkt am ehemaligen Ufer gelegene Zone bereits in prä­historischer Zeit einem gewissen Wechsel von fluviatilen Akkumulations- und Ero­sionsphasen unterworfen. So daß mitunter ältere Horizonte teilweise verloren gingen oder stark reduziert waren. Hier war auch im Jahre 1965 ein Hangausläufer etwa 2 m tief einplaniert worden, so daß auf einem Flächenteil höhere Schichten und jüngere Anlageteile verloren gingen. Die Schichtverhältnisse unserer Profile zeigten sehr eindrucksvoll, daß der ganze Hügel noch im späten Neolithikum viel steiler und 6—10 m höher, also bedeu­tend imponierender als heute, aus der inzwischen stark aufsedimentierten Talsohle herausragte. Eine äneolithische Akkumulationsphase führte durch sukzessive Sedi­mentation zu einem Verflachen der unteren Hangzone. Durch einen gewältigen früh­bronzezeitlichen Wasseranstieg ging ein Tiel der angelandeten Schichten wieder verloren, wurde aber anschließend durch weitere, mächtigere Sedimentschichten ersetzt, wodurch schließlich weitgehend das heutige Oberflächenbild der Hangzonen entstand. Etwa auf halber Hanghöhe ragt ein großer Granitblock aus dem hier sanften Gefälle auf. Talwärts, bogenförmig um den Felsblock angeordnet, fanden sich die bisher vermutlich jüngsten Objekte dieses Hangabschnittes (Bronzezeit A2). Es handelte sich um eine ganze Reihe senkrecht eingeschachteter, exakt runder Gruben mit vollkommen flachen Boden. Eindeutig war zu ermitteln, daß die Objekte keines­falls gleichzeitig, sondern einzeln, in gewissen zeitlichen Intervalen angelegt wurden. Die stets genau übereinstimmende Art und Situation des Inhaltes läßt auf Handlun­gen nach einem ganz bestimmten Ritus schließen. In der Mitte des Grubenbodens fanden sich jeweils die brandfleckigen Trümmer eines oder meherer großer Töpfe (meist in der Größe von Vorratsgefäßen), in welchen sich Getreide (oft in Ähren) befand. In jedem Fall waren die Getreidegefäße von gro­ßen, durchglühten und in den Schacht gestürzten Granitbrocken zertrümmert, das ausgeströmte Getreide meist verkohlt. In Kreisform nahe der Grubenwand angeord­304

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