A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1970. 1. (Szeged, 1970)

A Móra Ferenc Múzeum Evkönyve 1970/1 FLECHTENVEGETATION IN DEN FRIEDHÖFEN VON SZEGED von LÁSZLÓ GALLÉ (Szeged, Móra Ferenc Museum) Zur Untersuchung der steinbewohnenden Flechtenvegetation der Grossen Ungarischen Tiefebene bieten die Friedhöfe mit ihren Grabdenkmälern, Grabstei­nen usw. ein mehr günstigeres Forschungsmaterial an, als Dämme mit Ziegelblen­dung, Bauobjekte aus Zement, Einfriedungsmauern oder Ziegeldächer. Die — ent­weder aus natürlichen Gesteinen oder Kunststein angefertigten, aber — mit einem ähnlichen Mikroklima verfügenden Grabdenkmäler, Grabsteine und steinerne Kreuze erweisen sich nämlich als gute Unterlage zur Ansiedlung steinbewohnender Flechtenarten unter identischen makroklimatischen Verhältnissen, daneben dass ihr Alter konkret und leicht bestimmbar ist. Auf dem Gebiete der Stadt, bzw. nahe dem Stadtrand wurden im Laufe der Zeit sieben Friedhöfe angelegt. Diese sind in der Reihenfolge ihrer Entstehung: Dugonics- (Deszkás)-Friedhof, Rókus-, Gyevi-, Alsóváros-Friedhof (von Unter­stadt), Belváros-Friedhof (von Inneren Stadt), Reformierter und der Újszeged­Friedhof (von Újszeged). Dem Belváros-Friedhof bilden eine beinahe ökologische Einheit der Serbische (prawoslawische) und der Judenfriedhof. Meine in den vorgeführten Friedhöfen angestellten Untersuchungen hatten zum Ziel die Flechtenvegetation der Grabdenkmäler von verschiedenem Alter und Material aufzuklären, und die Entstehung der Flechtenzönosen und die Sukzessions­verhältnisse der Assoziationen zu beurteilen. Neben der steinbewohnenden Flech­tenvegetation habe ich auch die rindenbewohnenden und holzbewohnenden Flech­tenarten in den Friedhöfen beobachtet. Die Flechtenvegetation der Baumstämme und hölzernen Anlagen (Bänke, Kreuze) ist aber sehr verringert und weist eine beträchtliche Minderung im Verhältnis zu den Angaben von früheren, vor 30—40 Jahren durchgeführten Sammlungen auf. Diese Erscheinung ist vor allem dem Umstand zuzueignen, dass die Luft der Friedhöfe infolge der Stadtnähe jetzt mehr verschmutzt wurde als vorher. Indem auch in der Nähe der Friedhöfe auch mehrere grosse Werke angelegt worden sind, bringen sie zahlreiche, den krustenbewohnen­den Flechten schädliche chemische Materialien in die Luft der Friedhöfe hinein. Die Zahl der holzbewohnenden Flechten wird wiederum dadurch gemindert, dass sich in den Szegeder Friedhöfen sehr wenige alte hölzerne Kreuze oder Grabhölzer befinden, weil die älteren im Laufe einiger Jahren gewöhnlich mit Steinkreuzen, bzw. -denkmälern ersetzt wurden. Die erdbewohnenden Flechtenarten zeigen sich aber in der geringsten Anzahl, was mit dem Treten und Fegen der Wege, dem häu­figen Renovieren und Bepflanzen der Grabhügel zu erklären ist. 77

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