A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1970. 1. (Szeged, 1970)
DIE GESCHICHTE DER LICHENOLOGISCHEN UNTERSUCHUNG DER HEIMISCHEN FRIEDHÖFE Eine selbständige, sich mit der Flechtenvegetation oder mit den Flechtenzönosen der Friedhöfe des geschichtlichen und heutigen Ungarns befassende Studie ist bisher noch nicht erschienen. Mehrere Veröffentlichungen enthalten aber aus Friedhöfen stammende, sich auf Flechten beziehende Angaben. Als erste ist die Arbeit von Sántha (1916) zu erwähnen, der 22 Flechtentaxonen aus dem Friedhof von Balatonlelle veröffentlicht, von denen er 18 holzbewohnende Flechten von den hölzernen Kreuze und vier Epiphytonarten von den Stämmen verschiedener Laubbäume eingesammelt hat. Die aus den auf oben genannten Gebieten liegenden Friedhöfen und unter ihnen aus denselben von Szeged stammenden Angaben kommen in der Arbeit von Antos (1930) und auch in meinen Veröffentlichungen (1930, 1935, 1961, 1967, 1968) vor. Die Angaben habe ich — wegen leichteren Überblickes — in eine Tabelle gefasst. Eine auf die Friedhöfe von Szeged bezügliche zönologische Verweisung enthält nur eine einzelne Veröffentlichung {Gallé ,1930). In dieser Arbeit wird in der ungarischen mikrozönologischen Literatur zuerst eine Flechtenassoziation Caloplacetum citrinae an der Oberfläche eine Grabdenkmales des BelvárosiFriedhofes von Szeged publiziert. KLIMATISCHE FAKTOREN, GEOGRAPHISCHE VERHÄLTNISSE Szeged (82 m Höhe über dem Meeresspiegel) ist eine der am tiefsten liegenden Städte der Grossen Ungarischen Tiefebene. Das kontinentales Klima ist hier von einem starken Steppencharakter, was sich auch in den Niederschlag- und Temperaturverhältnissen widerspiegelt. Auf Grund der 50 jährigen Durchschnitte ergeben sich die folgenden wichtigsten Daten. Der jährliche Gesamtniederschlag ist 573 mm. Nur der 50 jährige durchschnittliche Niederschlag der Umgebung von Kecskemét (von Szeged 85 km nördlich) ist weniger: 517 mm. Die Anzahl der regnerischen Tage ist jährlich 118, das ist am wenigsten auf der ganzen Tiefebene. Die Jahresnormaltemperatur ist 11,4C°. Der Temperaturmittelwert der warmen Tage ist 35,6 C° in einem Jahre (der höchste Wert für das ganze Land), — derselbe der Kalten Tage ist dagegen 16,6 C°, der dem Steppenklima entspricht. Während eines Jahres gibt es 2068 Stunden Sonnenschein, das der höchste Wert im Lande ist, was aus ökologischem Gesichtspunkt eng mit der Jahresnormaltemperatur, mit dem hohen Temperaturwert der warmen Tage zusammenhängt. Vergleicht man die hohe Zahl der sonnigen Tage mit dem Mittelwert des Niederschlags, oder mit der niedrigen Zahl der regnerischen Tage, wird die Starke Erwärmung und Austrockung verständlich, infolge deren sich nur die anspruchslosesten Krustenflechtenarten auf dem Grabsteinen niederzulassen, und von den Laubfiechten nur die kosmopolitische Xanthoria parietina und einige anspruchslose Physcia-Arten von kleinem Lager sich zu entwickeln vermögen. Der Stundenzahl angegebene hohe Jahreswert des Sonnenscheins ist für die im Flechtenthallus vor sich gehende photosynthetische Assimilation günstig. Deshalb ist die Produktion des organischen Stoffes der Flechtenlager auf diesem tiefländischem Gebiet verhältnismässig grösser, und auch die Wachstumwerte des Lagers grösser sind, als die der Flechten über einen viel höheren Niederschlagswert, aber eine viel niedrigere Jahresnormaltemperatur verfügenden, westlichen, —österreichischen oder deutschen — Friedhöfe. 78