A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)

Erdélyi, István: Steppe – Klima – Völkerwanderung

folg begleitet. Die meisten Angaben besitzen wir natürlich in Verbindung mit dem Kaspisee aus den Jahrtausenden v. u. Z. Es geschah infolge der vergrößerten Quantität des Niederschlages, dass sich das Wasserniveau der Binnenseen von Zeit zur Zeit erhöht hat. Die warmen und nassen Luftströmungen werden vom Atlantischen Ozean nach Osten durch Zyklonen befördert. Diese strömen zwischen zwei Luftdrucks­maxima, also dem polaren Maximum und dem tropischen, sozusagen in Kanälen von niedrigem Luftdruck weiter. Die Luftmengen, die über dem Nordpol wie eine Kapppe schweben, sind von niedriger Temperatur und bewegungslos. Über der Sahara erhebt sich entgegengesetzt eine warme und bewegliche Luft­druckturm. Vermehrt sich die Sonnenstrahlungsaktivität, kann somit das sub­tropische Maximum — während es selbst nach Norden verschoben wird — auch den erwähnten Zyklonkanal verschieben. Der Fall ist auch umgekehrt derselbe. Im Grunde genommen kann die Lage des athmosphären Zyklonzentrums, bzw. die der Strömungskanäle vielerlei sein. Uns interessiert in erster Linie die Ver­schiebung der drei oberen (Gumiljow, L. N. 1966. a. 29). Der oberste Zyklon drängt sich vom Westen über dem nordischen Becken des Baltischen Meeres und dem Kola-Halbinsel nach Nordosten. Der zweite Zyklonsweg führt über dem Bett der Flüsse Oggau und Kama durch das Mittel­ural-Gebirge. Der dritte Zyklon dringt über dem Delta der Wolga nach Kasach­stan, nachdem er das nördliche Küstenland der Schwarzen Meeres und das Asowsche Meer gerührt hat. Im Laufe der Jahrtausende haben sich diese drei Zyklonsrichtunge verwechselt. Es gibt unter anderen eine für uns sehr wichtige Beobachtung der Klima­tologie undzwar das folgende. Ist die Witterung der Waldzone zu niedersclags­reich, herrscht so eine grosse Dürre auf dem Steppengebiet. Einige «grosse Was­serspeicher von Eurasien, wie die Kaspisee, die Aralsee und der Balkhas-See zeigen diese Erscheinung ganz einfach und doch wohl veranschaulichend. Die Kaspisee erhält den 81 Prozent ihrer Wasserquantität aus der Wolga. Die Wolga und ihre Nebenflüsse entspringen ohne Ausnahme im Waldstrich. Das Steigen des Wasserniveaus von der Kaspisee bezeichnet also mehrere Nieder­schläge in der Waldzone und die Austrocknung der Steppe zugleich. In der Periode der Naturwirtschaft üben die Naturverhältnisse eine ent­scheidende Wirkung auf das Wirtschaftsleben des betreffenden Völker aus, und die politische Potenz des gegebenen Volkes ist mit seinem Wirtschaftsleben stets in geradem Verhältnis. Die Menge von gesunden, satten Leuten und viele Pferde sind zu den Kriegen und der Völkerwanderung unumgänglich notwendig. Im entgegengesetzten Fall, also bei der Vertrocknung der Steppe gibt es auch eine gewisse Bewegung: an dem Rand der Steppenzone; die Reitervölker bauen sich nämlich dahin, gemeinhin in kleineren Gruppen aus. (Grumm—Grschimailo, G. E. 1963). Bekommt ihr Gebiet einen reichlichen Niederschlag, so sind die No­madenvölker bei günstigen Verhältnissen auf den Steppen, ist auch ihre Wirt­schaft in der Blüte. Auf dieser wirtschaftlichen Entwicklungsstufe passt sich ein jedes Volk einem gegebenen Landschaftstyp, den geographischen Verhält­nissen an. Unter solchen Umständen kann die Rede davon sein, dass gewisse Volksgruppen sich an gewissen gegebenen geographischen Verhältnissen ange­wöhnt, den gegebenen Landschaftstyp „lieb" haben. Das gehört an einen anderen Fragenkreis, doch soll man erwähnen, dass die Klimaperiode, die die Steppen mit reichlichen Regen verseht, hat eine gute Wirkung auch an die nördlichen ackerbautreibenden Kulturen. Wir erwähnen 141

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