A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)
Erdélyi, István: Steppe – Klima – Völkerwanderung
noch, dass die atlantischen Zyklonen nach eine dritte Richtung haben können, bei dem nämlich der Niederschlag in der Polarzone abfällt. In diesem Fall bleibt die Waldzone ebenso wie die Steppenzone trocken. Es geschieht aber ziemlich selten. Von einer solchartigen, nicht lange dauernden Periode haben wir Kenntnis aus dem III. Jahrhundert n. u. Z. Im V. Jahrhundert n. u. Z. brach wieder eine niederschlägrige Periode in die Aridzone ein. Diese für die Steppenbewohner günstige Periode dauerte ziemlich lang, ganz bis zum X. Jahrhundert. In dieser Periode sind wahrscheinlich die wirtschaftlichen Gründen zur Blütezeit der türkischen Macht zu suchen. Westlicher davon erreichte das Kasarsche Reich zu derselben Zeit den Höhepunkt in seiner Macht. Es ist auch kein Zufall, dass noch die Expansion der landnehmenden Ungarn samt mit der der Pestschenegen auch dieser Klimaperiode angehört. Unser Thema fordert nicht das klimatisch-geographisches Bild auch von den Jahrtausenden vor der Reitervölkerwanderung durchzusehen, obgleich diese Forschung viele interessante Elementen enthalte. Als Vorausgegangenes muss man nur soviel bemerken, dass sich auf den Steppen zwischen dem Don und dem Irtisch ein einheitliches archäologisches Kulturbild zur Zeit der AndronovoKultur ausgestaltet habe, und die Differenzierung erst danach begonnen sei. Die Spuren der ersten Nomaden werden im Minussinsker Becken durch die Karassuk-Kultur, östlicher, — in Mongolien — durch die Kultur der Steinplattengräber bedeckt. Westlicher erwiesen sich einige Völker nordischen Ursprungs: Skythen, Saken, Jyektschen als Frühnomaden. Wie sich diese bunte Bevölkerung im Laufe der Zeit ausgestaltet hatte, war die Folge dieser Entwicklungsprozess die Eroberung der Steppe und die Differenzierung zugleich. Es begann der Kampf unter den Völkern um die Weiden (Gumiljow, L. N. 1966. b. 69-70). Vergleichen wir in chronologischer Reihe die Ereignisse mit den klimahistorischen Angaben! Im III. Jh. n. u. Z. verdorrte langsam die grasreiche Steppe und das Wasserniveau von Kaspisee und das von Balkhas-See wurde viel niedriger. Das Wirtschaftsleben der südrussländischen Reitervölker, (Alanen, Goten) gang unter. Die asiatischen Hunnen dagegen, die in der Mitte der II. Jh. von der viel dürrerer Steppe Mongoliens an Europa's Randgebiet angekommen waren, erlitten wirtschaftlich keine besondere Erschütterung. Im IV. Jahrhundert verfolgten die Ereignisse einander stürmisch. Auf den östlichen Steppen brachte der Untergang der Alanen ethnische Veränderungen mit sich, die Vorgänge der Slawen und die Ahnen der Russen aber wurden zur selben Zeit von der Herrschaft der Goten frei, die Entwicklung nahm eine neue Richtung auch in der Waldzone. Am letzten Ende des IV. Jh. zogen die Hunnen noch immer nach Westen und ihre Gebiete nahmen Volkstämme von bulgarischem Ursprung in Besitz. Zu dieser Zeit bekam die Steppe um ein geringes mehr Niederschlag. Am Wolgadelta erscheinen die Khasaren als die neuen Bewohner einer neuen Landschaftseinheit: die Inselwelt nämlich wurde auf der Küste der Kaspisee eben so wie die mit Flussärmen durchquerten Weiden ebendort infolge der Senkung des Wasserniveaus damals befreit. Die Khasaren drängten sich von Süden, aus dem Lande von Tjerek, längs der Küstenlinie der Kaspisee immer nördlicher. Genügend stark geworden haben die Khasaren auch die Bolgárén übersiegt. In der zweiten Hälfte wurden die Bolgárén von,den Khasaren weit nach Norden und Westen gehetzt. Die Khasaren haben ein ziemlich bedeut142