A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 2. (Szeged, 1968)
Dobosi Viola: Dier Rettungsgrabung in der jungpaläolitischen Siedlung von Madaras
Siedlungen entstanden. Die erste Welle, die einen Teil der grossen mährischen Siedlungen und in Willendorf II die 5. (Gravettien-) Schicht zustandebrachte, hat auch Ungarn berührt, wie das die Siedlung von Bodrogkeresztur beweist. Mehrere Volksgruppen der späteren, öfter sich wiederholenden Expansion verfolgen die aus Nord nach Süd verlaufenden Flusstäler in den Karpaten, sie lassen sich im Tal der Ipoly (z. B. Parassa), im Donauknie (mehrere bekannte Siedlungen) oder im Tal der Hernád (z. B. Arka 3 ) nieder. Bei der Untersuchung des ungarischen Materials unterscheidet M. Gábori zwei, dem Alter und dem Charakter nach verschiedene Fundgruppen. Von diesen ist bei der Untersuchung des Paläolithikums des Alföld eben die in ihrer Herkunft ungewissere, jündere Gruppe von Bedeutung, da die bisherigen Fundorte an Ságvár anknüpfen. 4 Die einzige, an eine Schicht gebundene, mit klarer Siedlungsfläche ausgerüstete Fundstelle im südlichen Alföld ist bis heute die von Szeged-Öthalom, die ihr Ausgräber, der damaligen Terminologie gemäss, dem Kreis des Magdeleniens zuwies. 1935 stiess man bei Szeged-Öthalom in typischem Festlandlöss auf die Spuren der Träger des Ostgravettiens. Die zwei Kulturschichten waren durch eine 30 cm dicke, sterile Lössschicht getrennt. Das archäologische Fundmaterial reicht zu weitgehenderen Schlüssen nicht aus. Die Freilegung zeitigte bloss 12 Artefakte, von denen 7 unretuschierte, eine retuschierte Klinge bzw. ein Fragment, 2 atypische Burins und einen Abschlagkratzer, die am ehesten mit den Funden der Siedlung von Ságvár eine Verbindung aufweisen. In der Fauna erscheinen Elephas primigenius Cervus megaloceros (?) und Equus sp. Die Holzkohlen- und Pollenanalysen haben Abies alba und Pinus cembra nachgewiesen, die neben Steppentierarten eine verhältnismässig reichere Vegetation, im Verhältnis zur Umgebung ein niederschlagreicheres Klima andeuten. Das Gesamtbild des Fundortes ist für die jüngeren Siedlungen des Ostgravettien-Kreises kennzeichnend. 5 Nach Szeged —Öthalom liess der nächste altsteinzeitliche Fund des Alföld lange auf sich warten. 1951, beim Bau des Kraftwerkes von Tiszalök, kam aus 4 m. Tiefe, aus ungestörter Schicht, eine Silexklinge zum Vorschein. Ausser dieser Klinge gab es in diesem Niveau keine Spur menschlicher Ansiedlung. Der Löss stammt aus dem Wurm 3, die Klinge ist daher paläolithisch, ohne Möglichkeit einer näheren Bestimmung. 6 Die nächsten zwei Funde haben keine unmittelbaren Analogien im Paläolithikum. 1959 und 1960 kamen aus dem Bett der Theiss bei Tószeg und Varjashát Knochengegenstände ans Tageslicht. Diese muss man in erster Linie wegen ihres Rohmaterials dem Paläolithikum zuweisen. Bei Tószeg wurde ein kleines, aus Mammutstosszahn geschnitztes Gefäss geborgen. Die äussere Fläche des sorgfältig polierten Gefässes mit welligem Rand ist abgeblättert, man kann daher nicht festestellen, ob es verziert war odar nicht. Der Raumgehalt des Gefässes beträgt cca. 60 ccm. Das Gefäss von Varjashát ist aus der Rose eines Elchgeweihs geschnitzt worden, die Obrfläche ist glatt, un verziert. Der Raumgehalt beträgt cca 50 ccm. Beide Gefässe sind wahrscheinlich kultischer Bestimmung, mit anderen, sorgfältig ausgeführten 3 Gábori M.: а. а. О. Vértes L.: Das Jungpaläolithikum von Arka in Nordungarn. Quartär 1964/65. S. 79—132. 4 Gábori M.: а. а. О. S. 53. 6 Banner J.: Az első alföldi paleolit lelet. (Der erste Paläolithfund in der ungarischen Tiefebene) Dolgozatok XII. Szeged. S. 1—13. 6 Vértes L.: Handbuch S. 199. 6