A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1966-67. 2. (Szeged, 1968)

Dobosi Viola: Dier Rettungsgrabung in der jungpaläolitischen Siedlung von Madaras

DIE RETTUNGSGRABUNG IN DER JUNGPALÄOLITISCHEN SIEDLUNG VON MADARAS (Vorläufiger Bericht) Zu Beginn der letzten, der Wurm-Vereisung — verbreitete sich in den mittel — und südrussischen Steppen, zwischen Don und Dnjepr, eine neue Kultur, die nach ihrem Leitfund, der Gravettspitze, und nach ihrem Verbreitungsgebiet Ostgravettien genannt wird. Seit dem Frühabschnitt ihres Entstehens dringt sie mit grosser Inten­sität nach West vor und lässt sich überall nieder, wo sie eine ihrer spezifischen Lebens­weise entsprechende Umgebung findet. Während ihrer Wanderung kommt sie — direkt oder indirekt — mit etlichen Kulturen oder deren lokale Eigenarten führenden Gruppen in Berührung. Diese gelangten über einen anderen Weg zu jenem Entwick­lungsgrad, den man zusammenfassend als Jungpaläolithikum bezeichnet. Diese Verbindungen bereichern und modifizieren das Gesamtbild des Ostgravettiens, ohne die fundamentalen Züge zu verdecken. Diese Züge bilden den Ausgangpunkt der spätpaläolitischen Entwicklung in Mittel- und Osteuropa bis zum Mesolithikum. 1 Die Träger dieser Kultur sind Jäger, sie hausen in den Steppen oder höchstens in Hügelgeländen oder niederen Vorgebirgen. Im Falle längerer Sesshaftigkeit bauen sie Häuser von verschiedenen Grundrissen und verschiedener Konstruktion. Mehrere Anzeichen lassen darauf schliessen, dass sie unter entwickelten gesellschaftlichen Umständen und den Vorschriften einer Religion gemäss lebten, zu der man ethno­graphische Parallelen finden kann. Ihr Beutetier ist — je nach dem geographischen Milieu — vornehmlich der Mamut, das Ren und das Pferd, und in ihrer Begleitung, andere Tundren-, oder kalte Steppenarten. Auf ungarischem Boden erscheint die erste Spur des Gravettiens — unseren bisherigen Kentnissen nach — am frühesten im Hochszeletien, vor etwa 29 000 Jahren. 2 Die Freiland-Lössstationen in Ungarn — die bereits auf eine Sesshaftig­keit der Bevölkerung hinweisen — sind meist jünger. Die Siedlung von Bodrog­keresztur (derzeit unter Publikation) ist 28 000 Jahre alt, und das für die obere Kulturschicht der Szeleta-Höhle angegebene Datum ist lediglich eine Annäherung. Der in der Szeleta-Kultur erscheinende Einfluss könnte daher auch von einem in Ungarn bereits sesshaft gewordenen Volk stammen. Ungarn liegt ausserhalb der Hauptmigrationslinien der Gravettien —Menschen. Der eine Weg wäre, laut M. Gábori, Don — Woronesh — Dessna — Podolien — Südpolen — Mähren — Niederösterreich, der andere ein minder aufgeklärter Weg mit demselben Ausgangspunkt, in dessen Folge die Südsiebenbürger Gravettien — 1 Gábori M.: A késői paleolitikum Magyarországon (Das Jungpaläolithikum in Ungarn) Régészeti Tanulmányok. Bp. 1964. S. 7. 2 Vértes L.: Az őskőkor és átmeneti kőkor emlékei Magyarországon (Die Denkmäler des Paläolithikums und Mesolithikums in Ungarn). Régészeti Kézikönyv (Handbuch der Archäologie I. S. 86. — Gruppen des Aurignacien in Ungarn. Arch. Austr. 19—20. S. 15—27. 5

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