A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

4vas uns bezeugen kann, dass die oberste Schicht der landnehmenden Ungarn schon bei ihrer Ankunft in die neue Heimat nicht die Gemeinschaft von Gleichrangigen war 4 . Aus den Arten der Friedhöfe, aus der Zahl der zusammen lebenden, nebenein­ander beerdigten Gemeinschaft ergibt sich der stufenartige Aufbau der Gesellschaft, ihre Zerteilung in bezug auf Vermögen und Macht. Über die Gräber der obersten Würdenträger haben wir vorläufig wenig Daten; unzweifelhaft als Begräbnisstätte eines Sippenoberhauptes können wir nur dasjenige Grab ansehen, das vor kurzem — 1958 — in der Nähe der Burg von Zemplén zum Vorschein gekommen ist. Wir können in diesem das Grab eines Vorfahren des mäch­tigen /i/>a-Geschlechtes, das in der Umgebung begütert war, vermuten; er mag in der Burg gelebt und seine Dienstleute von dort aus mit Hilfe seines Gefolges ver­waltet haben. Der anonyme Notar, der vermutlich auch selber ein Spross des Aba­Geschlechtes war und sehr gründlich die Besitzungsverhältnisse des Gebietes der obe­ren Theiss gekannt hat, bemerkt bei der Erzählung der Landnahme, dass Árpád „neben der Takta und unterhalb der Wälder... viel Boden gegeben hat ... dem Ed und dem Edumen ..." (Kap. 17), den Vorfahren des Aba-Geschlechtes, und zwar den Schenkungen in der Mätra-Gegend noch vorangehend. Es ist nicht zweifelhaft, dass die Takta-Gegend zu Zemplén gehört hat, und dass dort die Abas Besitzungen hatten (s. den Bodrogkereszturer Zweig des Aba-Geschlechtes). Als Merkwürdigkeit sei erwähnt, dass ein Edémen in Zusammenhang mit einem Zempléner Besitztumspro­zess auch in dem Registrum Varadiense angeführt wird (N. 372). Der ungeheure Besitztumskörper der Abas wird bestimmt mehrere Mittelpunkte besessen haben, und der eine mag hier in Zemplén gewesen sein. Die Ebenbilder oder verwandte Stücke der in dem Grabe gefundenen einzelnen Gegenstände — wie die mit einem Adler mit ausgebreiteten Fittichen bzw. mit einem vierfüssigen Tier und in dessen Hintergrund mit dem Lebensbaum geschmückten Scheiben, Gürtelbeschläge usw. — sind von einer breiteren Umgebung, zum grossenteil von dem ansetzbaren Besitz­tumsgebiet der Abas bekannt. Ein hoher Würdenträger: Sippenoberhaupt oder gar Stammesoberhaupt mag der in dem Geszteréder Grab ruhende Mann 5 (vgl. Kiss, Lajos: A geszterédi honfog­4 Zur Analyse der sozialen Verhältnisse sind die von Seiten der Geschichtswissenschaft bean­spruchten Fundestatistiken durchaus nicht zweckdienlich, die nämlich aus der zahlenmässigen Summierung der in den Gräbern auffindbaren Überreste von Gegenständen Folgerungen ab­gewinnen möchten. Überreste von Sachen können stückweise keineswegs, nur richtige, rekon­struierte Gegenstände lassen sich miteinander vergleichen und in sozialer Hinsicht werten. Funde­statistiken hätten früher schon deswegen nicht fertiggestellt werden können, weil es unter den Grä­bern der alten Ausgrabungen wenig authentische gibt und auch die Zahl der Beobachtungen gering ist; ganze Friedhöfe wurden nur selten, gebietliche Einheiten überhaupt nie untersucht. 5 Bei der Gelegenheit unserer Terrainbegehung vom September 1959 haben wir es klarge­stellt, dass allein noch János Balázs von den Personen am Leben ist, die in der Mitteilung über das merkwürdige Grab erwähnt wurden, die also uns über den Fund noch das meiste aussagen könnten: den Fund hat eben Balázs als Hirtenjunge angetroffen. August 1960 kehrten wir nach Geszteréd zurück, um die Fundstätte auf unseren neueren Kartenskizzen zu fixieren und zu erkun­digen, was das Ausmass der damaligen authentisierenden Ausgrabung gewesen sei, und auch dar­über wollten wir Daten gewinnen, ob die Gegenstände des Grabes in ihrer Gesamtheit tatsächlich in die Gemeinsammlung gekommen seien. Zu diesem Zweck haben wir den inzwischen nach Új­fehértó—Nagymicske (Nr.27) in das ehemalige Adler-Gehöft umgesiedelten Balázs (1960 war er 50 Jahre alt) aufgesucht. Er erzählte, dass das Grab im Frühjahr 1927, als er die Schweine der Dienst­leute! bewachte, von den Tieren aufgewühlt wurde. Er hat damals das Grab aufgemacht, er kann sich an einen Armring (?) erinnern, den er mit dem Armbein herausgezogen habe, an einen Säbel mit Goldbeschlag und an eine papierdünne Goldplatte (die Verkleidung der Scheide des Säbels?), die er selber angerissen hat. Als er den Fall dem Pächter László Geszterédi—Goldstein gemeldet hatte, und abends die Pächtersleute an den Ort hinauskamen, rriusste ein Teil der Sachen schon den Maulen der Säue weggenommen werden, die wertvollen Stücke haben sie schon zerkaut und 93

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