A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

der Produktionskräfte und mit der hieraus folgenden Schichtung der Vermögens­verhältnisse löst sich der verwandtschaftliche Charakter der Sippen auf, sie schliesst neben den Blutsverwandten mit abweichenden Vermögensverhältnissen und sozialer Stellung auch fremde Mitglieder mit verschiedenartigen Rechten und Verpflichtungen ein. Die Sippe befindet sich also im Zeitalter der Ausbildung des Feudalismus in unablässiger Bewegung, vertritt veränderliche Einheiten, zergliedert sich und zer­streut sich sogar, um sich in einer anderen Ordnung neu zu gruppieren. Diese sich in Auflösung befindlichen Sippen können keineswegs für die Organe der Gleichheit und Freiheit, des Zusammenhaltes einer Gemeinschaft angesehen werden: der Gegensatz von Würdenträgern und denen, die von der Macht ausgeschlossen sind, und der von Reichen und Armen wird immer mehr durch das Verhältnis von Herr und Knecht, also von richtigen Klassenverhältnissen abgelöst. Diese Entwicklung findet bei den Mongolen im XII. Jahrhundert ihren Abschluss. Die Sippe des XII — XIII. Jahrhunderts ist schon ein sehr vorgeschrittenes Gebilde, das verschiedenartige Schichten in sich schliesst. Ausser den begüterten und angesehenen Aristokraten, deren zahlreiche Vasallen von verschiedenartiger sozialer Stellung, die durch eine ganze Kette der feudalen Abhängigkeiten miteinander verbunden sind, angefangen mit den mit ihren Herren fast gleichrangigen Adeligen bis an die Gemeinen in unter­sten Stellungen. Infolge von Kriegen, Plünderungen, Räuberangriffen, Naturkatas­trophen, Verheerungen reissender Tiere, Viehseuchen gerieten einzelne verarmte Gruppen in eine solche unterworfene Stellung, diese suchten oft selber die Unter­stützung der Reicheren, um ihre relative Unabhängigkeit bewahren zu können. Jene Gruppen, die gezwungen waren, in ein Vasallenverhältnis einzugehen, waren zu vielschichtigen, verschiedenartigen Dienstleistungen verpflichtet: an Stelle ihrer Herren kämpften sie im Kriege, zu Friedenszeiten wanderten sie mit deren Herden,, verrichteten verschiedenartige Arbeiten für sie, während der Jagd trieben sie das Wild auf usw. Auch die schwächsten (die boo/s) können unter ihnen nicht für Sklaven angesehen werden, sie verfügten ja über eine gewisse persönliche Freiheit, konnten in ihrer eigenen Organisation leben, über Vermögen verfügen, auch ein Teil der von ihnen produzierten Güter gehörte ihnen. Dieses Verhältnis ist also mit der Lage eines solchen Vasallen-Hörigen zu vergleichen, der das ihn zu seinem Herrn knüpfende Band willkürlich nicht auflösen konnte. Die gelindere Form eines solchen Vasallen­verhältnisses war oft so lose, das es an das Verhältnis zweier benachbarter, miteinan­der verschwägerter Sippen erinnerte: man hat Ehefrauen aus ihrem Kreise gekauft,, ihre Töchter mit ihnen verheiratet, Waffengefährten hat man unter ihnen angeworben,. Freunde unter ihnen gesucht. Dem traditionellen Begriff des Sklaven steht die Stellung jener bedeutend enge­ren Schicht viel näher, von der der Dienst in der Umgebung des Hauses versorgt wurde. Sie befanden sich auch in ihrer Person im Besitz ihres Herren. Innerhalb des Rahmens des Sippensystems, parallel mit der Erhebung nerei Sippenaristokratie ging der Vorgang vor sich, dass die unteren Volksschichten zu Dienstleistungen gezwungen wurden. Immer mehr verwischte sich der Unterschied zwischen jenen Gruppen, die sich an die Vornehmen fremder Sippen angeschlossen hatten und den verarmten Sippenmitgliedern, die bei der eigenen Sippe blieben und sich für Freien hielten. Immer geringer war die Zahl jener adeligen Herren, die mit Hilfe ihrer vertrauten Leute und ihres militärischen Gefolges über die Menge ihrer Vasallen verschiedenen Ranges und über die Leute in der Umgebung des Hauses herrschten. Das militärische Gefolge, die aus Angehörigen fremder Stämme bestehende bewaffnete Körperschaft ist zu der wichtigsten Machtstütze der Leiter der Sippen 88

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