A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)
Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit
natürlich viele neue Gesichtspunkte aufgeworfen. Mit den Möglichkeiten der Anwendung der marxistischen Methode sind wir zuerst aus den Büchern Erik Molnárs über längere Perioden der ungarischen Geschichte, dann aus seiner über die ungarische Urgeschichte gegebenen Synthese bekannt geworden. Seine Arbeiten haben unsere Historiker zu weiteren Forschungsarbeiten und unter anderem zur tieferen Analyse des Verlaufes der Feudalisierung und der Gründung des ungarischen Staates angeeifert. Vor allem liess György Györffy ein Werk von grundlegender Bedeutung über diese Periode, über den Ursprung des ungarischen Staates erscheinen (Tanulmányok a magyar állam eredetéről ['Studien über die Herkunft des ungarischen Staates']. Budapest 1959; s. weiter noch: A magyar nemzetségtől a vármegyéig, a törzstől az országig ['Von der ungarischen Sippe bis zum Komitat, von dem Stamm bis zum Land']. Századok 92 [1958], 12—87, 565—615). In dieser analysiert er die ungarische Sippenorganisation; überzeugend führt er aus, wie sich auch bei uns — ähnlich wie bei anderen Völkern — der Sippenbesitz entsprechend der auch von Engels erkannten Gesetzmässigkeit zu einer territorialen Organisation, dann bei der Staatbildung zum Komitat umgebildet habe. Nach seiner Beweisführung war der sog. Ducatus, das herzogliche Gebiet, das Siedlungsgebiet jener Völker, die sich an das landnahmende Ungartum angeschlossen hatten und in Kenntnis der völkischen Zusammensetzung des Chasarenreiches weist er nach, aus was für Volkselementen das Kawarentum, sie sog. schwarzen Ungarn zusammengestzt waren. Er spricht von dem doppeltem Fürstentum vom chasarischen Charakter der Ungarn, von dessen ganzen Organisation, Aufbau, dem Erscheinen der Klassenverhältnisse und von dem militärischen Gefolge, das zwischen die Schichten von gegensätzlichen Interessen eingekeilt das Gleichgewicht der Gesellschaft sicherte, und endlich gelangt er zu der Feststellung, dass ,,der ungarische Nomadenstaat der letzte Trieb der Staatsverfassung der Orchoner Türken" gewesen sei. Nebenbei sei bemerkt, dass Györffy in dem Abschnitt von dem Nagyszentmiklóser Schatz dieser Arbeit die einzelnen Abbildungen dieser berühmten Krüge an die totemistische Herkunftssage des Arpadenhauses bindet, und auch von der ersten Garnitur des Schatzes voraussetzt, dass sie in dem Karpatenbecken verfertigt worden sei. Das ist aber eine umstrittene Feststellung (László). Seine Meinung über archäologische Fragen äussernd wirft er — bestimmte Gedanken Gyula Lászlós weiterspinnend — auch die Idee auf, dass man die Denkmäler der völkischen Massen des Ungartums in dem sog. Greifen-Ranken-Gruppe zu suchen habe, weil der Grossteil der bisher den landnehmenden Ungarn zugeschriebenen Nachlasses von den Kawaren stammen dürfte. Dass die Mehrheit der auf Grund ihrer mit Greifen-Ranken-Motiven geschmückten Beschläge abgesonderten Population die ungarische Landnahme überlebte und sich mit dem Ungartum verschmolz, kann kaum zweifelhaft sein, es ist jedoch unglaublich, dass sie hier gleichzeitig mit dem Ungartum erschienen wären, deswegen vertreten wir im Einverständnis mit Béla Szőke eine von der Györffys abweichende Auffassung. — Györffy wiederholte kurz gefasst noch einmal seine Ergebnisse in seiner gehaltvollen Studie („A magyar őstörténet néhány kérdésérőV ['Über einige Probleme der ungarischen Urgeschichte']. Történelmi Szemle IV [1961] 417—426), und zwar auf die Weise, so dass er hier über die soziale Entwicklung unserer Vorfahren von den Anfängen der Ausbildung des Ungartums einen Überblick bietet. Nach seiner Schlussfolgerung ermöglichte es die Reife der sozialen Verhältnisse, die sich ausbildende nomadische Klassengesellschaft, dass das Ungartum das Niveau der staatlichen Organisation schon im 9. Jh. erreiche. Eigentlich von demselben Problemkreis brachte auch Antal Bartha bedeutungsvolle Arbeiten, von dem die wirtschaftlichen Vorbedingungen des 75