A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

erwähnten Entwicklungsganges untersucht wurden*. Er betont, dass die Ent­wicklung des Feudalismus nur durch das Erscheinen des feudalen Bodenbesitzes und seine Ausbreitung hervorgerufen werden kann; die Ausbildung des militäri­schen Gefolges ist nur eine wichtige Begleiterscheinung dieser Entwicklung, die einmal zustande gekommen natürlich auch selbst die Vervollkommnung der wirt­schaftlichen Grundlage hilft und fördert. Barthas Verdienst ist es, dass er im Lichte der sowjetischen Forschungen eben dem Umstände auf dem Fusse folgt, wie der Bodenbesitz der Stammes- und Sippenaristokratie bei nomadischen und halb­nomadischen Völkern parallel mit der allmählichen festen Niederlassung im 8—10. Jahrhundert einen feudalen Charakter angenommen habe. Für uns ist es besonders bedeutungsvoll, als von ihm eine derartige wirtschaftliche Entwicklung und die in ihren Spuren vor sich gehende soziale Entwicklung im Rahmen des chasarischen Chaganates charakterisiert wird, da ja das Ungartum längere Zeit hindurch im Schosse dieses Reiches gelebt hat. Diese Ergebnisse stimmen überein mit den Lehren des Chasarenbuches M. I. Artamanovs (Istorija Hazar, Leningrad 1962). Es erhebt sich also die Frage, welchen Grad die Schichtung bzw. Reife der Gesellschaft der landnehmenden Ungarn erreicht haben mag; ob die Vorbedin­gungen zum Ausbau einer festeren politischen Organisation wirklich gegeben waren und womit das alles — nach zwei-drei Generationen — zur Stiftung der Grund­lagen des ungarischen Königreiches beigetragen haben mag. Hier müssen wir bemerken, dass sich mehrere von unseren Historikern (wie Váczy, Bonis, Lederer, I. Szabó, Székely, Elekes usw.) mit diesen Problemen befasst haben und durchaus nicht zu einer gleichartigen Auffassung gelangt sind. Für ihre Arbeiten ist es im allgemeinen charakteristisch, dass sie an Stelle eines unveränder­lichen Gesellschaftsbildes — sehr richtig — die gesellschaftliche Entwicklung mit der feinen Analyse der Daten der Quellen, der ältesten Gesetze und der Urkunden in seiner Bewegung zu verfolgen trachteten. Einen Hergang versuchten sie zu be­leuchten, im Laufe dessen sich der Feudalismus mit dem Auftauchen einer führenden Schicht und parallel mit dem Zustandekommen der Alleinherrschaft des feudalen Bodenbesitzes bis zum Zeitalter der Könige László I. und Kálmán befestigte. Die Darstellung dieses Herganges stösst besonders bei der Skizzierung der Zustände des X. Jahrhunderts auf Schwierigkeiten, weil wir ja über diese Periode über wenige Quellen verfügen, und auch deren Daten verschiedenartig deutbar sind. In der Tat ist es nicht leicht zu entscheiden, inwiefern die an der Spitze der Landnehmenden stehende herrschende Schicht in bezug auf Vermögen und Macht gleichrangig gewesen sei, welche Formen der Abhängigkeit diese Gesellschaft durchdrungen haben sollen. Dann ist es zweifelhaft, was die wirtschaftliche Lage des gemeinen Volkes in der die Klassenverhältnisse verhüllenden geschlechtlich-territorialen Organisation in der Wirklichkeit gewesen sei und in wie weit sich auf sie die Macht der Vornehmeren erstreckt habe und auch ob es in grösserer Zahl von der Ab­hängigkeit irgendeiner Form freie Leute (Freien) gegeben habe. Auf weitere Klärung, auf feinere Analyse wartet noch das Problem, welche Änderungen während des X. Jahrhunderts in dem gegenseitigen Verhältnis der verschiedenen Interessengruppen, in der Klassenstruktur eingetreten seien; dann * Bartha Antal: A honfoglaláskori magyar kovácsmesterség társadalmi hátterének kérdésé­hez ['Zur Frage des sozialen Hintergrundes des ungarischen Schnmiedehandwerkes der Land­nahmezeit']. Történelmi Szemle IV [1961] 133—54; A korafeudáliskori kutatás néhány kérdése a Szovjetunióban ['Einige Fragen der frühfeudalen Forschung in der Sowjetunion']. Történelmi Szemle IV [1961] 229—32; A kelet-európai és belső-ázsiai feudalizmus történeti kapcsolatai ['Die historischen Verbindungen des osteuropäischen und innerasiatischen Feudalismus']. Századok XCVII [1963] 261—292, 503—527. 76

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