A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

V. Gábori–Csánk: Vorläufiger Bericht über die paläolithische Fundstelle von Érd

400 Holzkohlen bestimmt, es waren Stückchen von „brechbarer" Grösse, nach sei­nem Bericht sind noch von keiner paläolithischen Fundstätte so viel Stücke unter­sucht worden. Aus der diesjährigen Ausgrabung gibt es schon viel mehr Überreste von der Flora, aus verschiedenen Horizonten. Es besteht also die Möglichkeit, dass sogar 10 Radio-Karbon-Untersuchungen aus dem obersten und untersten Horizont der Kulturschicht ausgeführt werden könnten, was unzweifelhaft interessante Daten ergeben würde. Die Untersuchung von C-14 befindet sich übrigens schon im Laufe. Endlich einiges noch über das archäologische Fundmaterial. — Von der Ansied­lung sind ungefähr 1000 Stück Geräte und zweimal so viel Herstellungsabfälle zum Vorschein gekommen. Und was bei diesen vielleicht die erste charakteristische Eigen­tümlichkeit ist, dass diese bei uns mit keiner Industrie identifiziert werden können. Über das archäologische Material kann ich noch keine konkretere Typologie geben, sondern nur ein allgemeines Bild. Der Vorrat an Geräten gehört in einen breiteren Kreis des Moustérien, eine Fazies dessen. Für sie ist besonders charakte­ristisch, dass die ganz überwiegende Mehrzahl der Geräte aus Quarzit hergestellt wurde, als Erzeugnisse einer ausserordentlich altertümlichen, aber charakteristischen Abschlagindustrie. Es wurden aus Geröll stammende Kiesel von grösserem Format benützt, die Gerätetypen sind sehr bestimmt. Trotz des anderswo als „schlecht" bezeichneten Rohmaterials lassen sich hier vollkommen perfekt ausgebildete Geräte finden. Es hat den Anschein, dass diese Menschengruppe hier ausdrücklich dieses Material benützt habe, — „Quarzit-Moustérien-Kultur". Darin standen sie nicht allein. Der grösste Teil der Geräte sind aus Kieseln gespaltene und retuschierte Schaber.. Typologisch sind fast alle Moustérien-Formen anzutreffen. Sehr charakteristisch sind die „Zitrus-Schaber", die Schaber a spicchio. Das charakteristischste Gerät ist ein La-Quina-Schaber, der auch auf französischem Gebiet „Leit-Тур" sein könnte. Dieses Gerät ist einigermassen auch zeit- und kulturbestimmend. Es bedeutet das oberste Niveau der Geräteherstellung, aus einem guten Rohmaterial, aus Holzopal erzeugt. Auch den Block des Rohmaterials und die „Versuchsexemplare" habe ich aufgefunden. Dieses Stück kann jedoch höchstens als eine „leitende Versteinerung" in Betracht kommen. Typisch ist hingegen die Quarzit-Industrie, die abwechslung­reichen, stark altertümlichen Mousterien-Geräte. Ausser diesem Hauptgestein kom­men in kleineren Mengen auch andere Gesteine vor. Diese sind auf den ersten An­blick bestimmbar: es kommen unter ihnen typische Moustérienschaber, Jabrud­Schaber, usw. vor. Auch 4 Geräte aus Geweih kämmen zum Vorschein. Auf der Ansiedlung waren auch die kleinen Werkstätte, die Schlagsteine, die Retusche­Werkzeuge anzutreffen. Ich habe den Eindruck, dass das Ausmass der Werkzeuge von unten nach oben hin immer kleiner wird. Sollte nun die Kultur von Erd ohne Bearbeitung, ohne typologische Untersuchun­gen und ohne typologische Statistik usw. bestimmt werden, so lässt sich als erster Eindruck folgendes aussagen: Sie war eine am Anfang von Wurm 1 lebende Kultur, die zum Kreise des Mous­térien gehört, sie ist eine Fazies desselben. Möglisherweise eine Gruppe von ethog­raphischer Bedeutung. Und zwar eine solche Gruppe, die trotz ihres Siedeins unter freiem Himmel Bärenjäger war. In ihrer Kultur sind nicht die klassischen, sondern die Kennzeichen von La Quina vorherrschend, einer Frühform des Moustérien. Sie ist nicht ein „Derivat", weil ja hier die Quarzit-Geräte mit Vollendung bearbeitet wurden, und ein ähnliches Ethnikum mag auch das Alpen-Moustérien gewesen sein. Wahrscheinlich wurden die schweizerischen und ostalpischen Fundstätten auf diese Weise bestimmt, weil das klassische französische Moustérien als Schema galt. Jetzt 8

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