Ujváry Zoltán: Kultusz, színjáték, hiedelem (Miskolc, 2007)
Játék és maszk. Dramatikus népszokások I.
waren die Faschingsspiele im allgemeinen an die letzten drei Tage des Fasching (Faschingssonntag, Rosenmontag und Fastnachtsdienstag) gebunden. Mancherorts, wie z. B. in Ostungarn, kam es auch vor, dass der Beginn der Faschingszeit — gewöhnlich am 6. Januar — mit lärmenden Umzügen bekanntgemacht wurde. Dieser Brauch kann aber auch mit den Bräuchen der vorhergehenden Zeit, mit dem Lärmschlagen und Herdenwenden zu Sylvester und Neujahr, in Verbindung gesetzt werden. In der Periode des Faschings kommen fast alle maskierten Verkleidungen vor, dies zum Teil in Spielen unter freiem Flimmel, zum Teil in Zimmerszenen. Die Spiele im Zimmer aus der Faschingszeit stehen mit der Spinnstube in Verbindung. Diese Spiele kommen im Verlauf des Winters eigentlich von Herbstbeginn an zu den verschiedensten Zeitpunkten und Gelegenheiten (beim Maisrebeln, Federzupfen, Schlachtefest udgl.) vor. So haben wir hier in erster Linie jenen Spielen unsere Aufmerksamkeit zugewandt, die auf Strassen, öffentlichen Plätzen in aller Offendichkeit vor der Dorfgemeinschaft aufgeführt wurden. In den Umzugs- beziehungsweise in den Hausiererspielen waren zahlreiche Typen der maskierten Mummen bekannt, wie unter den antropomorphen Masken die Genre-Gestalten, der Zigeuner, der Jude, der wandernde Händler, der Barbier, der Arzt, der Soldat, der Spitzbub, der Bettler usw. sowie unter den teriomorphen Masken in erster Linie der Bär und andernorts das Pferd und die Ziege. Mit letzteren beschäftige ich mich in gesonderten Kapiteln, da ihre eigenständigen Szenen nicht während des Umzugs, sondern bei den Spielen im Zimmer aufgeführt wurden. In den ungarischen Umzugsspielen zum Fasching können das Winterbegraben, die Totens^enen sowie die Gerichtsund Vollstreckungsmomente als allgemein betrachtet werden. Aufgrund von Aufzeichnungen, die aus dem vergangenen Jahrhundert oder aus noch früheren Zeiten stammen, sowie anhand von rezenten Beispielen kann festgestellt werden, dass in den Umzügen zum Faschingsausklang Scheintote, oder statt dieser Strohpuppen oder Tiere, sowie andere Dinge begraben, zerrissen oder ins Wasser geworfen wurden. Analoge Parallelen aus den Uberlieferungen der benachbarten oder weiter entfernt lebenden Völker weisen eine hohe Ähnlichkeit mit den europäischen Bräuchen zum Faschingsausklang auf. Das gleiche bezieht sich auch auf den für die Tradition des ungarischen und der anderen erwähnten Völker typischen Brauchs des sog. Pflug oder Blockziehens. Diese Ähnlichkeiten, ja, oftmals überraschenden Übereinstimmungen lassen sich kaum mit der Theorie der Brauchmigration erklären. Es ist offensichtlich, dass sich hinter diesen Spielen jene ganz allgemeinen menschlichen Vorstellungen verstecken, deren Ursprung in tiefster Vergangenheit zu finden ist und sich in gesellschaftlichen Formationen herausgebildet hat, deren Grundlage noch die vorschriftliche Kultur bildete. Die ideologische Quelle dieser Archäform kann von uns in dieser Kultur aufgespürt werden. Was die Funktionsuntersuchung angeht, so zeigen die Spielvariationen allein das, dass die Archäformen im Verlaufe der Jahrhunderte, ja, vielleicht sogar Jahrtausende, spezifische Umgestaltungen, Veränderungen von Inhalt und Form durchgemacht haben. In Beachtung all dieser Tatsachen lenke ich im weiteren die Aufmerksamkeit auf einige Fragen der funktionellen Erklärungen. Ein für die Faschingszeit typischer und in ganz Europa verbreiteter Brauch ist das Blockziehen (ung.: tőkehúzás, tuskóhúzás), dessen spezifische kontaminierte Variationen in den westlichen Gebieten Ungarns bekannt sind. Dieser Brauch hat sich, indem er den Rahmen eines alten magischen Ritus erweiterte, in unserer Zeit zu einem komischdramatischen Spiel umgestaltet. Unter den beiden gut voneinander trennbaren Teilen des Brauches, dem Stumpfziehen (ung.: rönkhúzás) und der Scheinhochzeit, hat vom ethnologischen Standpunkt her ersterer besondere Aufmerksamkeit verdient. Obgleich seine ursprüngliche Funktion heutzutage schon recht unklar ist, setzen analoge Beispiele das Stumpfziehen mit den magisch ausgerichteten Handlungen des Pflugziehens in Verbindung. Das Wesen des Pflugziehens besteht darin, dass man in der Faschingszeit oder zu einem anderen Zeitpunkt einen Pflug auf den Strassen der Dörfer und Städte entiang zog. In die Furche streute man dann Saat. Unter den dramatischen und den Maskenspielen zeigt der Brauch des Pflugziehens wohl am deutlichsten und am eindeutigsten die Beziehung zum Agrarkult. Jeden Zweifel ausschliessend, gehört das Pflugziehen in den Kreis der Agrarriten. Sein Ziel war die Fruchtbarkeitsbeschwörung. Es handelt sich hierbei um eine magische Zeremonie, die auf die Fruchtbarkeit, die Ernte und darauf gerichtet ist, die ausgestreute Saat zum Leben zu erwecken. Ausgehend von der Tatsache, dass sich dieser Brauch in seiner primären Funktion in der Tradition der Balkanvölker bis in jüngste Vergangenheit erhalten hat, zählen wir das Pflugziehen zu den wichtigsten Riten des Agrarkultes. Nachdem der Sinn des ritenhaften Pflügens verblasst war, trat der Pflug in den Kreis der Faschingsbräuche über, um sich hier mit der symbolischen Hochzeit zu verbinden. Im Hintergrund sowohl der ursprünglichen als auch der nachträglichen Form dieses Brauches verbirgt sich ein und derselbe funktionale Gedanke: die Sicherung der Fruchtbarkeit. Unter den Umzugsbräuchen zum Fasching sind auch solche anzutreffen, bei denen in Form eines Narrengerichts vermummte Gestalten oder Puppen bzw. Tiere zum Tode verurteilt wurden. Und diese Personen imitierend, wurden dann tatsächlich Tiere umgebracht, getötet. Die Urteilsspiele sind in der europäischen Volkstradition in weiten Kreisen verbreitet. Den bisherigen Forschungen zufolge kamen im Ungarntum die Spiele, in denen Personen verurteilt wurden, in erster Linie in den oberungarischen Gebieten und bei den Paloczen vor, während die Spiele, bei denen