Ujváry Zoltán: Kultusz, színjáték, hiedelem (Miskolc, 2007)
Játék és maszk. Dramatikus népszokások I.
364 Spiele und'Massen im Jahresbrauchtum dramatischeMomente können auch in der Beziehung zwischen den akti ven und passiven Teilnehmern beobachtet werden. Betrachtet man das Kalenderbräuchtum von dieser Seite, so treten das Spiel und die Maske in den Vordergrund, ganz unabhängig vom konkreten Anlass der Bräuche. Auffallend ist, dass Spiele und Masken gleichen Typs an verschiedenen Kalendertagen und auch zu einem vom Kalenderdatum völlig unabhängigen Anlass aufgeführt werden. Auch dies weist auf den diffusen Charakter der Maskenspiele hin, und wenn wir unser Augenmerk auf einen bestimmten Maskentyp lenken, so stellt der Vorkommensanlass nur eine Komponente im Verlauf der Untersuchung dar. Ich bemühe mich in meiner Arbeit darum, über die maskierten Gestalten und die dramatischen Spiele zu den Kalenderbräuchen aufgrund rezenter Sammlungen sowie über die bekannten Parallelen der benachbarten und weiter entfernt lebenden Völker aufgrund von Parallelen in der Literatur einen Überblick zu liefern. Die Kalenderanlasse dienen einerseits hierzu und andereseits zur Funktionsuntersuchung und zur Erklärung der Spiele und Masken als Grundlage. Hier werden in erster Linie jene Spiele und Masken vorgestellt, zu denen genaue Beobachtungen an Ort und Stelle vorliegen. Unter den Zyklen der Kalenderfeste stellt, was die dramatischen Spiele und die Masken angeht, zweifelsohne der Zyklus der Winterfeste den bedeutsamsten dar. Es handelt sich hierbei um die Zeitspanne vor und nach Weihnachten bis einschliesslich Fasching. In diesem Zeitraum nimmt wiederum der 13. Dezember, der Luciatag, eine wichtige Stellung ein. Innerhalb des diesbezüglichen vielschichtigen und reichen Traditionsstoffes sind die Angaben zu der Lucia-Maske und zu der Maskierung am Luciatag wenig bekannt. Auch noch aus jüngster Vergangenheit ist es von zahlreichen Orten aus den nördlichen und westlichen Gegenden des ungarischen Sprachgebietes bekannt, dass man sich zum Luciatag mit weissen Kleidern maskierte. Neueren Forschungen zufolge war dieser Brauch aber auch bei anderen Gruppen des Ungarn turns nicht unbekannt. Die in der ungarischen Überlieferung in weiten Kreisen bekannten weissverhüllten, maskierten Gestalten, die zu den verschiedensten Zeitpunkten im Herbst und Winter auftreten, gehören zu den Luciamasken. Und ihre Inbeziehungsetzung mit gewissen Kalenderanlässen, sei dies nun der Lucia-, Nikolaus-, Barbara- oder Martinstag, oder gar Weihnachten, bedeutet nur die Verankerung des Brauches innerhalb der Kalenderfeste. Denn in der Funktionsuntersuchung ist es nicht entscheidend, um welchen Tag es sich genau handelt. Ein Vergleich der an die Kalendertage gebundenen oder von ihnen unabhängigen Formen der ungarischen Lucia-Frauen und der in weisse Hüllen gekleideten Gestalten sowie ein Vergleich ähnlicher Überlieferungen aus den umliegenden slawischen und deutschen Sprachgebieten weist daraufhin, dass in Bezug auf die Übergabe und Übernahme von einer direkten interethnischen Verbindung nicht die Rede sein kann, sondern eher von Parallelen sowie von einer im Verlauf des mehrere Jahrhunderte andauernden Lebens dieses Brauches eigenständigen - wenn zugleich auch parallelen — Entwicklung. Zu den festlichen Gelegenheiten — wie Weihnachten, Sylvester und Neujahr —, die sich um die Wintersonnenwende ranken, waren im Ungarntum überall jene Bräuche bekannt, bei denen eine mehr oder weniger kleine oder grosse Gruppe von Teilnehmern durch den Ort zog. Dieser Umzug war vom Lärmschlagen — Läuten, Hornblasen, Peitschenknallen - begleitet. Dieser lärmende Um^ug wiederholte sich dann zum Fasching, hauptsächlich am Fastnachtsdienstag. Diesen ähnelnde Bräuche wurden in der europäischen Volksüberlieferung mit dem Martinstag beginnend bis hin zum Georgstag zu den verschiedensten Zeitpunkten ausgeübt. Hier traten die mit dem Spiel und dem Vergnügen verbundenen Bräuche demonstrativ in den Vordergrund. Aus der ungarischen Überlieferung geht eindeutig hervor, dass der Brauch des Lärmschlagens grösstenteils zu den Hirtentraditionen gehörte. Mit ihren Bittgesängen (ung.: koledálás) zu Weihnachten, Sylvester und Neujahr wollten die Hirten Glück und Reichtum wünschen, gleichzeiüg war dieser Brauch aber auch mit dem Bitten um Gaben und Geschenke verbunden. Das sogenannte Herdenwenden (ung.: nyájfordítás), welches eine Variante dieses Traditionskreises darstellt, trug von seiner Funktion her ebenfalls magischen Charakter, und auch das Dröhnen, Lauten und Lärmschlagen zum Fasching gehört auf gleiche Weise in diesen Traditionskreis. Hierzu darf auch der Brauch des Block^iehens (ung.: tőkehú^ás) gezählt werden. Der Fasching gilt als Sammelbecken der verschiedensten Volksspiele und Masken. So sind im Bereich der Faschingstraditionen nahezu alle Typen und Varianten der Schauspiele und des Mummenschanzes vertreten. Die Faschingsbräuche lassen sich in zwei grosse Gruppen unterteilen: wobei in die eine Gruppe die individuellen, vor allem Hülle und Fülle beschwörenden Handlungen des Individuums gehören, während die andere Gruppe öffentliche, sich auf die gesamte Gemeinschaft oder kleinere und grössere Gruppen ausdehnende gemeinschaftliche Mummenspiele bilden. In der Ausübung und Überlieferung der individuellen rituellen Handlungen kommt der Frau die vorherrschende Rolle zu, während das Sich-Vermummen in Gruppen ausschliesslich eine Tätigkeit der Männer ist. Die Faschingsbräuche unserer Zeit und der jüngsten Vergangenheit haben im Laufe der Jahrhunderte starke inhaltliche und formelle Veränderungen durchgemacht. In einigen Momenten können jedoch in der gegenwartigen Form und im gegenwärtigen Inhalt gleicherweise zahllose Erinnerungen an den einstigen Zustand nachgewiesen werden. Bei einer eingehenden Durchsicht der Faschingstraditionen können jene wichtigsten Züge ausgemacht werden, die die Spiele und maskierten Verkleidungen in der Zeit des Faschings charakterisieren. Im ungarischen Sprachgebiet