Veres László: Üvegművességünk a XVI-XIX. században (Miskolc, 2006)
UNSER GLASGEWERBE IM 16-19. JAHRHUNDERT
des 20. Jahrhunderts — als Glasgegenstände noch in stattlicher Anzahl hätten gesammelt werden konnten —, nach eigenartig bäuerlichen, autochtonen Kunstgattungen. Durch diese Ansicht wurde der Entdeckung der Bauerngläser Einhalt geboten. Das Mißtrauen gegen die Glasgegenstände, welche meistens die Bauern benutzten, wurde auch dadurch gesteigert, dass diese Gläser solche Gegenstände waren, die sich sowohl an das Leben des Adels und des Bürgertums, als auch an das der Bauernschaft hätten binden lassen dürfen. Es hat die Zweifel ferner auch vergrößert, dass die Glasherstellung ernste Vorbereitungen in jeder Hinsicht und grössere Industrieeinrichtungen erfordernd eine organisierte Arbeit von mehreren Leute vorausgestzt hat. Es wurde die Frage mit Recht aufgeworfen, ob der Charakter der Glaskunst ermöglicht, dass sie zur Volkskunst wird. So ist es nicht erstaunlich, dass bei der Vorführung der gegenständlichen Umgebung der Bauernschaft die Volkskunde des Ungarntums nur einziges Glasgegenstandes, einer gläsernen Form zum Kerzengießen Erwähnung getan hat. Die Sammlung von Bauerngläsern ins Museum begann erst in den 1950er Jahren. I n Siebenbürgen haben Károly S^pcs und Jenő Tá%ár Gläser in grosser Menge aus Bauernhaushalten und aus Haushalten von Kleinadligen zusammengesammelt. Neben dem Brukenthal Museum Ín Nagyszeben bildete sich auch die gewaltige Glassammlung des Historischen Museums in Kolozsvár heraus. Béla Takács hat nach der Anleitung von Iván Balassa die in Hütten gefertigten Gläser der Bauernhaushaltc im ZemplénGebirge in Nordungarn, dann in der Umgebung von Párád zusammengesammelt. Die ausgebildeten Methoden und nicht zuallerletzt die nicht erwarteten Ergenisse dienten auch anderen Aiuseen als Beispiel. Der Mitarbeiter des Otto-Herman-Museums in Miskolc, Ge\a Megay hat im Bükk-Gebirge, Aurél Vajkai und István Tri haben im Bakony-Gebirge für das Museum in Veszprém wunderschöne Glasgegenstände gesammelt. Dank der Publikationen von Aurél Vaj kai rezipiert auch die Glaskunst die mit einfacher Technik hergestellten Erzeugnisse von bewundernswerter Schönheit, welche in den Dörfern des Bakony-Gebirges, besonders in den Haushalten von Kleinadeligen in Szentgál gebräuchlich waren. Die Forschungen in Siebenbürgen, im Bakony-Gebirge und in Nordungarn haben eine inspirierende Wirkung auf die Aufdeckung der Geschichte der Glaslandschaften im Karpatenbecken und auf die Zusammensammlung der erhalten gebliebenen Gegenstände der einstigen Glashütten ausgeübt. In ihren Sammlungen haben die Museologen aus den Komitaten Zala und Baranya, aus Südland und Oberungarn bis in unsere Zeit neben den Gläsern von Herrschaften auch zahlreiche Gläser vom Volk in Reihe aufgestellt. Die Museen im Karpatenbecken verfügten in den letzten Jahrzehnten zum größten Teil über Sammlungen mit antiken Gläsern und aus dem 17—19. Jahrhundert stammenden Gläsern. Die Gläser aus dem Mittelalter wurden zu den Raritäten gezählt. Die Mehrheit dieser Gläser war vorwiegend aus dem Ausland, venezianische Produkte. Das Ungarische Nationalmuseum bewahrt den sogenannten Matthias-Vokal, ein Meisterstück des venezianischen Glasgewerbes, welcher wegen seinem gewaltigen Ausmaßes (seine Höhe beträgt 42,8 cm) und seiner historischen Beziehungen von grosser Bedeutung ist. Der Kelch des trichterförmigen, unverzierten, dickwandigen Glasgefäßes ist von einem schmalen Ringteil umgeschlossen, sein Nodus ist innen mit einer dünnen, weissen Fadenverzierung geschmückt. Der fehlende Fuß des Glases wurde mit einem vergoldeten Silberfuß ersetzt, der mit Türkisen geschmückt war. Ein Gedicht, das um die Wende des 16—17. Jahrhunderts in die Unterlage aus Edelmetall eingeschliffen wurde, faßt die Geschichte des Pokals von großem Ausmaß zusammen. Laut Beschreibung ist das Gefäß ein altes Geschenk vom König Matthias, das er von Venezianern gekauft hat, man hat mit dem Wein darin nach der Besiegung des Feindes angestoßen. Dann kam der Pokal zum König Ludvig IL, den er im Jahre 1524 seinem Oberstmundschenk, Ferenc Batthyány geschenkt hat. Die wertvolle Reliquie wurde in der Burg der Batthyánys aufbewahrt. Der Pokal kam im Jahre 1852 — nachdem das Vermögen des Außenministers des Freiheitskampfes, Kázmér Batthyány beschlagnahmt worden war — in fremde Hände. Die Familie Erdödy hat ihn am Ende des 19. Jahrhunderts von einem Händler in München zurückgekauft und im ]ahre 1929 dem Ungarischen Nationalmuseum geschenkt.