Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Heidrun Wozel: Néprajzi-ikonográfiái vonatkozások Ludwig Richter grafikai művében (1803-1884)
schenkfest zu popularisieren und zu stabilisieren. Dabei sei auf seine Zeichnungen von Weihnachtsbäumen, gabenbringenden Engeln oder dem Christkind und dem Knecht Ruprecht verwiesen. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Weihnachtsfest zum Höhepunkt bürgerlichen Familienlebens, zum Kindergeschenkfest unter dem Lichterbaum, zu einem gemütvollen Fest in einer angeblich heilen Welt. Es erhielt einen betont privaten, familiären und kindbezogenen Charakter. Das Spielzeug bekam eine neue Funktion im pädogogischen wie im humanen Bezug. Die Spielzeugproduktion wurde jetzt zu einem regelrechten Gewerbe- und Industriezweig, der einen raschen Aufschwung erlebte. Gleichzeitig wuchs das Repertoire der Spielmöglichkeiten. 11 Für das handgefertigte Spielzeug gab es in Deutschland drei große traditionelle Herstellungszentren: Berchtesgadan, den Thüringer Wald und das Erzgebirge. Gehandelt und gekauft wurde das Spielzeug auf den Märkten und Messen, vor allem auf den Weihnachtsmärkten. Zu den ältesten dieser Märkte zählten der Nürnberger Christkindlmarkt, der Dresdner Striezelmarkt, der Berliner Weihnachtsmarkt und der Frankfurter Christkindchesmarkt. 12 Der Berliner Weihnachtsmarkt begann 2 Wochen vor dem Christfest. Pflaumenmännchen, Schäfchen und Puppen, Ruprechte und Pyramiden zählten zum Angebot. 13 Ludwig Richter läßt seinen „Schnitzelmann aus Nürnberg" verschiedenes Holzspielzeug anbieten: Handpuppen und Harlekine, Steckenpferde und Schäfchen, zum Turnier gerüstete Ritter und Soldaten. Vom musik- und lärmerzeugenden Spielzeug sind Trommeln, Trompeten und Harfen vertreten. Als Ludwig Richter den Spielzeugstand von Caspar Mops aus Chemnitz zeichnete, führte dieser ebenfalls Handpuppen im Angebot, deren Vorführung die Kunden anlockte. Außerdem gab es Holzflinten, Trommeln und Reiter, Planwagen mit Pferden und Tiere auf Rädern für die Kleinsten. Kegel und Kugel wurden offenbar in Spanschachteln aufbewahrt. Die Schachteln könnten jedoch auch Miniaturspielzeug aus der erzgebirgischen Heimindustrie enthalten haben. Akten des Dresdner Stadtarchivs belegen, daß die Preise für Spielzeug in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr gering waren: Man gab für Trompeten das Dutzend 1 Groschen 6 Pfennige, Kegel je nach Größe das Dutzend 3-16 Groschen, Kinderflinten das Dutzend 7-11 Groschen (unbemalte Ware). Um den Absatz ihrer Erzeugnisse auf den Dresdner Märkten zu gewährleisten, versuchten sowohl die Meister der einheimischen Drechslerinnung als auch die erzgebirgischen Schachtelleute die Preise zu unterbieten. Die Arbeitslöhne waren niedrig. Auch aus diesem Grund wurden vielfach Kinder zum Verkauf der Spielwaren beschäftigt. 14 Der Transport des Spielzeugs zu den Märkten erfolgte entweder mit Pferd und Wagen, auf der Schubkarre oder in Kraxen auf dem Rücken ihrer Träger. Die patriarchalischen Familienvorstellungen des „Biedermeier" kamen auch beim Kauf der Geschenke für die Kinder zum Ausdruck. Die Auswahl der Geschenke entsprach ganz der Rollenverteilung in der Familie: Die Knaben wurden mit ihrem Spielzeug auf ihre spätere gesellschaftliche Stellung, auf den zukünftigen Beruf und auf praktisch-handwerkliche Tätigkeiten vorbereitet. Die Mädchen wurden auf ihre Bestimmung als Hausfrau und Mutter verwiesen (Abb. 2 „Die Hausfrau") Zweifellos sind diese Gedanken nicht neu, doch wurden sie seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts durch aufklärerische Erziehungsideen weiterentwickelt. Die Kinder sollten mit Hilfe des Spielzeugs an die Umwelt, an den späteren Beruf, an das Erwachsensein herangeführt werden. Das Kind sollte im Spiel zum Welt- und Lebensverständnis finden. In Friedrich Fröbels Familienbuch werden die pädagogischen Absichten bei der Geschenkauswahl für Knaben und Mädchen in folgenden Versen deutlich: