Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Herbert Wolf: A parasztság képhasználata a századfordulótól a harmincas évekig levelezőlapok alapján

Taferlbäume, Bildstöcke, kleine Feldkapellen und mancherorts auch Totenbretter, die alle von den Bauern mit Brauchtum bedacht wurden. Man betete und musizierte vor einigen dieser Bildweke, man bekreuzigte sich im Vorbeigehen, die Männer zogen verehrungsvoll den Hut vom Kopf und die Wundmale Christi an den Kreuzen wurden geküßt. In Bayern und in Österreich werden noch heute manche Flurdenkmäler mit Blumen, Kränzen oder Girlanden geschmückt, vor allem am 1. Mai. Zu Ostern steckt man einen geweihten Palmzweig und nach der Ernte einige Ähren aus der letzten Garbe ans Feldkreuz. Früher opferte man auch Lichter, Steine und Geld vor solchen Bildwer­ken, all diese Verehrungs- und Opferbräuche sind auf Ansichtskarten dargestellt. Ein solcher Brauch, der allerdings noch Fragen aufwirft, soll hier durch eine Postkarte vorgestellt werden (4). Man muß kein Geomorphologe sein, um vor dem Bildstock am Wallfahrtsweg nach St. Anna im Egerland einen kleinen künstlich aufge­führten Hügel zu erkennen, der nur durch das Deponieren von Steinen entstanden sein kann. Da der bergwärts vorbeiführende Weg bei starken Regenfällen erodiert, was im Vordergrund deutlich erkennbar ist, wundert es den Betrachter, daß die Steine, sollten sie Lesesteine aus den benachbarten Feldern sein, nicht als Wegeschotter benutzt wurden. Die Frage, weshalb sie vor dem Bild niedergelegt wurden, muß vorerst aber noch offen bleiben. Anton Seibt schreibt im Jahre 1892, daß man im Egerland am Fuße von Feldkreuzen, beziehungsweise Marterln, „fast immer einen kleinen Steinhaufen aufgeschlichtet findet". 4 Seibt konnte zwar erfragen, daß die Steine von Vorübergehen­den niedergelegt wurden, doch über den Sinn des Brauches erfuhr er nichts. Hier regt die Ansichtskarte an, erneute Umfragen bei älteren"Egerländern durchzuführen. In einem ähnlichen Fall hat eine Ansichtskarte mit der Darstellung eines kleinen Wall­fahrtsortes, der „Steinhäufl" genannt wird, Befragungen ausgelost, die zu überraschen­den Ergebnissen führten. Heute steht eine kleine Kapelle unmittelbar neben der Stelle, an der sich früher ein von Steinwällen umgebener Bildbaum, ein sogenannter Taferl­baum, befand. Dahin trugen Jungfrauen heimlich schwere Steine, die sie dort niederleg­ten, um einen braven Mann zu bekommen und um fruchtbar zu werden. 5 5. Das Deponieren und Opfern von Bildern an Wallfahrtsstätten Eine Ansichtskarte von einer Waldandachtsstätte in Österreich zeigt Bilder, die wohl als Votivgaben dorthin gebracht wurden, ähnlich, wie wir dies von zahlreichen Wallfahrtskirchen her kennen (5). Solche Waldandachten gab es noch in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts in den katholischen Gegenden Bayerns, Österreichs und der Tschechoslowakei recht häufig, was unter anderem durch Ansichtskarten belegt werden kann. Man wird aber nicht ohne weiteres alle diese Bilder an Andachtsstätten als Votivbilder betrachten dürfen. Aus Bayern ist nämlich bekannt, daß Wallfahrtsstät­ten unter anderem auch als Devotionaliendeponien dienten, zu denen man Heiligenbil­der aus dem Nachlaß verstorbener Familienangehöriger gebracht hat, weil man sie selbst nicht mehr aufhängen wollte, sich aber scheute, die oft geweihten Bilder zu vernichten. 6 Interessant ist die Darbringung von Porträtfotos an einer Marienstatue in der Kirche „Madonna Dei Campi" zu Stezzano in Italien, was auf einer Ansichtskarte aus dem Jahre 1925 (6) gut dokumentiert ist. Lenz Kriss-Rettenbeck bezeichnet solche Bilder als „Votiv- und Weihephotos" und bringt Beispiele aus Brasilien. 7 Rudolf Kriss und Hubert Kriss-Heinrich belegen diesen Brauch für den Libanon. 8 Auch im Bayeri­schen Wald gibt es eine Kapelle, zu der man allerdings nicht die eigenen Fotos, sondern die der verstorbenen Verwandtschaft brachte. 9 6. Trauerandachten vor Porträtbildern Verstorbener Im Ersten Weltkrieg hat man für die Totenmesse gefallener Soldaten in der Kirche

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