Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Edith A. Weinlich: A privát fényképek történetéhez, valamint a régebbi privátfényképek jelenkori fogadtatásához
des Notbehelfs"' verweist treffend auf die Eigenheit einer Volkskultur jenseits der Konsum- und Technologiegesellschaft, in der populäre Kultur, überspitzt formuliert, industriell produziert erscheint. So sind uns die Lebens- und Arbeitsverhältnis der vorangegangenen Generationen unvorstellbar und ihre Techniken und Strategien zu deren Bewältigung unbekannt. Die Improvisation besitzt heute keine Bedeutung mehr und soll es auch nicht. Dafür sorgen der technologische Standard ebenso wie gesetzliche Verordnungen. Nun hat sich aber das gleichsam kulturelle Programm der Eliten von schneller-stärker-mehr als lebensbedrohend, als die Lebensgrundlagen zerstörend erwiesen. Es steckt in der Krise und trotz Überfluß geht es ums Überleben. Daher muß eine neues „Programm", neue Wertorientierungen,- hierarchien und Verhaltensweisen gesucht und entworfen werden. Die Vergangenheit auf Anleihen hin zu prüfen, zumal jene, welche lange geschichtslos gehalten blieb, ist in dieser Situation durchaus sinnvoll. Durch die Beschäftigung mit Geschichte und Kultur des Volkes, kann, was in jener der Eliten Verpöntes ist, zur Sprache gebracht und zur Diskussion herangezogen werden. Dabei ist nicht die Entlehnung konkreter Handlungsanweisungen anzupeilen, sondern die Entwicklung einer erweiterten historischen und kulturellen Identität, welche um die Bedeutung und Folgen von hehren Idealen ebenso weiß wie um die eines fehlenden Stückes Brot. Private Fotografie ist (neben dem privaten Film), wiewohl noch kaum angezapft, die umfangreichste und authentischste Bildquelle zum jüngeren und jüngsten Volksleben. Sie kann als sozial- und kulturhistorischer „comic strip" entziffert werden, etablierte sich doch die Fotografie genau zu jener Zeit in der privaten Welt, als die improvisierte Autonomie der traditionellen Volkskultur aufgeweicht wurde. Die private Fotografie enthält die Spuren dieses Übergangs und die Wahrnehmung davon. Sie ist selbst sowohl Vorbote der technisierten Gesellschaft als auch eine Referenz an sie. Der wissenschaftliche Gebrauch versachlicht, enthebt die private Fotografie dem persönlichen Umfeld und Umgang und führt sie in vollkommen andere Kommunikationssysteme ein. Wie andere Fotografie auch, nimmt die private einen parteiischen Standpunkt ein. Mir scheint, daß private Fotografie eine Geste, einen Ritus der Beschwörung „dokumentiert": Das Leben möge gut sein. Das Schicksal gnädig. In dem Augenblick, in dem man vor den Fotografen tritt oder der Knipser zu seiner Kamera greift, ist das Böse gebannt und das Leben so, wie man es gerne hat und/oder gerne hätte. Wielleicht mögen wir „anachronistische" private Fotografien heute deshalb, weil wir über sie von unseren privaten Wünschen und Ängsten sprechen können angesichts all der glatt geschliffenen Gesellschaftsanalysen und profanen Katastrophenberichte. ANMERKUNGEN 1. Der „oral history"-Boom spiegelt dieses Verlangen deutlich wider; kaum ein anderer Zweig der historischen Forschung wurde so rasch populär, was auch daran liegen mag, daß der Gegenstand solcher Forschung fast immerein populärer ist (Arbeiterlebcn, Landleben, Kriegscrinnerungen, Trümmerfrauen, Modernisierung und Motorisierung des Lebens etc.). Zur breiten Rezeption trägt auch wesentlich eine Art der Wiedergabe solchen Quellenmaterials bei, nämlich Passagen aus biogräfischen Interviews oder Autobiograficn, zwar sprachlich überarbeitet, aber Ton und Stil beibehaltend, zu veröffentlichen. Allerdings, zumal der sozialemanzipatorische Ansatz, welcher die oral history-Forschung als Gegenstück und Ausgleich zur herrschaftlichen Geschichtsschreibung verstand, verschliffen wurde, verloren ging, und sowohl kritische Diskussionen als auch Interpretationen zu (auto-)biografischen Erzählungen in der Öffentlichkeit kaum Resonanz fanden. Somit verblieb die Theorie zur Praxis dann doch