Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Edith A. Weinlich: A privát fényképek történetéhez, valamint a régebbi privátfényképek jelenkori fogadtatásához
und Frauen aus dem Dorf mit, die selbst vor hatten, ein Haus zu bauen; das soziale Netz beruhte auf Gegenleistung, auf der Bereitschaft, sich zu „revanchieren", kleinere und größere Gefälligkeiten zu erledigen. Durch Einladungen und Besuche, durch gegenseitige Geschenke und gebührende Umgangsformen, die man erwarten durfte, wurde es intakt gehalten, erneuert und bekräftigt. Die Beziehungen mußten nicht notwendigerweise herzlich sein, unbedingt aber beständig. Es galt also, Zeichen zu setzen. Und hier konnte die Fotografie einhaken. Nicht als mnemotechnisches Stimulans, sondern als Andenken an. . . (Schulzeit, Firmpatin, Arbeitskollegen etc.) fand die Fotografie Eingang in das hier beschriebene Milieu. Weder der Anlaß zur Aufnahme noch die Situation, in der diese entstand, waren vorerst intim. Vielmehr waren sie der Adressaten, der Mitfotografierten und des Fotografen (anfänglich immer ein Professionist) wegen öffentlich. Wer sich zum Porträtieren in ein fotografisches Atelier begab, befand sich zudem in einer inszenierten Umgebung wieder, die nichts mit seiner gemein hatte, eher schon mit dem Ersehnten, Erträumten vielleicht, und mit der Vorstellung vom besseren Leben (Abb. 14). Die verwendeten Requisiten sind gleichsam als verliehene positioneile Güter, wenn auch aus Pappmache, zu verstehen. Sie waren den großbürgerlichen Salons und der herrschaftlichen Gemäldemalerei entlehnt. Die fotografische Sitzung im Atelier geriet zum Spektakel, das ungewohnt nach Bühne und Theaterluft roch. Gegen diese Verfremdung, mußte sich das „persönliche Bild", das mit der Person an sich und deren Ambiente auskommt (Abb. 15), erst durchsetzen. Ein Prozeß, der fast unbemerkt vor sich ging, je mehr die Fotografie zur 'Gewohnheit' wurde und je mehr der Fotoapparat zum Standard einer Familie gehörte. Der „private Blick" (Abb. 16) verlangte nach dem eigenen Apparat (Abb. 17). Der Blick, welchen ich auf die Fotografien werfe, Jahre, Jahrzehnte später, ist ein ferner. Ein Geschehen fällt der Vergangenheit anheim, sobald der Augenblick, in dem es stattgehabt hat, vorüber ist. Der „Lauf der Zeit", die nachträglichen Erfahrungen, Erlebnisse, Einsichten und Entwicklungen verändern das an sich unveränderliche damalige Jetzt. Was jemand bei der Betrachtung seiner Fotografien, welche die selben bleiben, empfindet und bedenkt: auch daran arbeitet die Zeit; sie formt und verändert Erinnerung, aber auch, was erinnert wird. Beim Forscher und Sammler tritt zur zeitlichen Distanz sowohl eine soziale als auch eine empirische hinzu. Sein Blick ist dereines Fremden. Selbst wenn er dem Milieu seiner Gewährspersonen entstammen würde, verliefe zwischen deren und seiner Erfahrung von „Welt" ein Bruch, über den Brücken zu bauen ja gerade das Ziel der oral history und der biografischen Methoden ist. Dieser Bruch ist seiner Intensität und Universalität nach einmalig in der Geschichte unserer Zivilisation. Binnen der Spanne eines Lebens haben sich mehr radikale Umwälzungen ereignet und vollzogen als seit dem Mittelalter bzw. dem Ende der Antike zusammengenommen. Himmel und Hölle der Menschheit scheinen ausgelotet und als Möglichkeit vorhanden. Es heißt, die Welt sei zum Dorf geworden. Heimatlicher aber wurde sie nicht. Ein umsichtiger Umgang mit den natürlichen und elementaren Ressourcen, wie ihn z.B. gerade die dörfliche Gesellschaft auszubilden gezwungen war, hat sich bislang kaum eingestellt. Die Auflösung überschaubarer Strukturen brachte eine Entlastung individuellen und kollektiven Handelns von der „sozialen Kontrolle", jener informellen und ambivalenten Instanz, welche in der dörflichen Welt alles Handeln regelte sowie bewertete und die, wiewohl nur bedingt autonom und dominiert von hegemeonialen Institutionen, vor allem die Fähigkeit zur lokalen ökonomischen, sozialen und kulturellen Reproduktion zu erhalten trachtete. Als hervorragendste kulturelle Leistung der unteren Schichten wurde deren kreatives Potential zur Improvisation beschrieben, 11 welches wesentlich das Überleben unter widrigen und unwirtlichen Bedingungen sicherte. Die Kultur respektive „Ökonomie