Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Edith A. Weinlich: A privát fényképek történetéhez, valamint a régebbi privátfényképek jelenkori fogadtatásához

hisantentum mit der sozialdemokratischen bzw. kommunistischen Partei oder einer ihrer Organisationen die Antwort auf die „soziale Frage". Während der Ersten Repub­lik bis zu deren Ende 1934 und mit Beginn der Zweiten Republik 1945 stellen die Sozialdemokraten die Mehrheit im Gemeinderat. War die Zuckerfabrik für Siegendorf Zeichen des technischen Fortschritts, der „modern times", so symbolisierte die auf Betreiben des Gemeinderates errichtete und 1926 eröffnete „Volks- und Bürgerschule" als Gegenstück dazu den Aufbruch in eine bessere Zukunft, in die „neue Zeit". Bis 1939 konnte diese Schule allerdings nur als Volksschule geführt werden. Der Wille zum sozialen Fortschritt setzte auf Wissen als den Weg dazu. Lehrer trugen Plaketten mit der Aufschrift „Bildung macht frei". Dieser Merksatz ließ sich aber erst in der Wirtschaftswunderzeit verwirklichen. Bildung wurde dabei nicht wie in bürgerlichen Schichten als Distinktionsmittel gebraucht, sondern als Berufsaus-bildung verstanden und angewandt. Private Fotografie ist gewiß eine äußerst spezifische, begrenzte Quelle. Die Gründe dafür sind sowohl bei den Kosten zu suchen als auch bei der ritualisierten Bindung an außergewöhnliche Anlässe bis hin zu einer fast normativen Festlegung, was fotografier­bar ist und was nicht. 12 Werthierarchien und Normengefüge können allerdings aufgrund der individuellen sozialen Lage durchbrochen oder außer acht gelassen werden, so wie sie umgekehrt aufgrund der kollektiven sozialen Lage, bei der neben zeitgeschichtli­chen auch regionale bzw. nationale und ethnische Momente mitzudenken sind, gestützt und bestätigt werden. Wahrscheinlich erklärt sich daraus die thematische Vielfältigkeit der privaten Fotografie, in welcher kaum ein bedeutender Bereich fehlt: Arbeit, Fami­lie, Fest, Freizeit, Freundschaft und Liebe, Geselligkeit, Hausbau, Haushalt, Hygiene, Kleidung, Militär, Nahrung, Organisationen und Vereine, religiöses Leben, Schule, Tourismus und Verkehr sind da in Szene gesetzt und aufgenommen worden. Bloß ist dies eine schlagwortartige Aufzählung, welche gar nichts über Aufnahmeweise, Arran­gements, gewählte Ausschnitte, Verhalten gegenüber der Kamera etc. besagt und vor allem der Gewichtung der einzelnen Sujets entbehrt. Was an den frühen Fotografien, und das bedeutet für Siegendorf Fotografien von 1900 bis 1925, vor diese Zeit reicht kaum ein Fotobestand zurück, augenfällig scheint, ist, daß sie fast ausschließlich jene Lebensstationen belegen, welche auch von den kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten registriert worden sind: Schule (Abb. 7), Kommunion (Abb. 8), Firmung (Abb. 9), Wallfahrt (Abb. 10) (wir befinden uns hier in einem katholischen Gebiet), Musterung bzw. Kriegsdienst (Abb. 11), Hochzeit (Abb. 12), Nachkommenschaft (Abb. 13). Insofern könnte man sie als ein zwar dem Privaten zugehöriges, aber im Interesse von Kirche und Staat wirkendes Medium sehen, denn die Fotografien setzen unübersehbar visuelle Akzente, woran man sich erinnern kann oder zu erinnern hat. Dieser Aspekt stellt aber nicht den wichtigsten oder einen im privaten Gebrauch intendierten dar. All die genannten Anlässe bedeuteten in der traditionellen Gesell­schaft einen Aufstieg in die nächsthöhere Altersgruppe, einen Wechsel des sozialen Status und damit einhergehend eine Stärkung des sozialen Ansehens und Gewichts. Die Fotografie eines Klassenjahrgangs, eines Firmlings und seines Paten oder eines Hoch­zeitspaares hielt nicht so sehr ein individuelles Ereignis fest als vielmehr soziale Kon­takte und verbindliche Beziehungen. In diesem Milieu wurde die Fotografie zunächst als soziales Gedächtnis angeeignet. Ein weitgespanntes soziales Netz, geknüpft aus Verwandtschaft, Patenschaft, Bekanntschaft, Standes-, Vereins-, religiöser, politischer Zugehörigkeit etc., verlieh Prestige und, da es als verpflichtend aufgefaßt wurde, auch Sicherheit. So ging der Taufpate, meist ein naher Verwandter, mit seiner Patenschaft die Verpflichtung ein, im Falle des Todes der Eltern für sein Taufkind zu sorgen; die Verwandten in der Neuen Welt waren hilfreiche Anlaufstation nach der Ankunft; ein Bekannter aus dem Gesangsverein vermittelte Arbeit; beim Hausbau halfen Männer

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