Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Ingeborg Weber-Kellermann: A vidékiek kultúrájáról és múzeumi ábrázolásukról
über Trageanlässe und den Stellenwert von Kleidung im Leben des Einzelnen und der Gruppe, über Liebe und Abscheu für bestimmte Kleidungsgegenstände, über Kleidung und Erziehung usw. kann das Museum Auskünfte geben; solche Erkenntnisvermittlung verläuft nicht nur auf dem Weg der kleinen Münze, - auch große Zusammenhänge können durch Kleidung aufgezeigt werden, denn Dorftrachten wie historische Kostümme haben in ganz besonderem Maße Zeichencharakter - nicht nur, was den Geist der modischen Epochen anbetrifft, sondern auch innerhalb dieser Epochen für die Abgrenzung der sozialen Schichten, die Durchsetzung sozialer Prozesse - (wie z.B. die „culottes" und „sansculottes" der Französischen Revolution und die ihnen folgenden Röhrenhosen) 11 . In besonderem Maße betrifft das alles natürlich auch die Ausstellung von Wohnverhalten, was ich hier nur andeuten kann. Die Sünden der Museen im Hinblick auf mangelhafte bis falsche Inszenierung von sogenannten „Bauernstuben" würde eine ganze Ringvorlesung füllen! Oft lag der Einrichtung der Bauernstuben mit schönen alten, handwerklich wertvollen Möbeln einfach das bürgerlich ästhetische Empfinden des Museumsleiters zugrunde, der Qualität vorzeigen wollte entsprechend seinem Kulturverständnis, aber von der Funktion und Lebenswirklichkeit der Räume und Möbee wenig Ahnung hatte. Kein Wunder, denn mit solchen komplexen Dingen hatte er ja sonst wenig zu tun, wenn er Gemälde in Hängeausstellungen und Schloßmöbel in edler Vereinzelung darbot. Vor allem war den meisten Museumsleitern an einer Stiluniformität gelegen, die es jedoch in der gezeigten Reinheit kaum je gegeben hatte. Erst in den 70er Jahren gelangte man zu der Uberzeugung, daß weniger die Einzelstücke, sondern wielmehr „das Wohnen" im Mittelpunkt des Interesses stehen müsse, und das bedeutet die Veranschaulichungeines Prozesses- und nicht die Anhäufung kunstgewerblicher Prunkstücke. Bei einer modernen Präsentation müßte also z.B. in Norddeutschland ersichtlich werden, wie sich der anfänglich multifunktionale Pesel allmählich zum bäuerlichen Wohnraum entwickelte. Im Landesmuseum Meldorf mit seiner Tonbandführung als pädagogisches Modell heißt es z.B. vorbildlich: „Dieser Pesel war ein Universalraum. Man schlief in ihm, aß in ihm, bewirtete seine Gäste darin und wohnte täglich darin. Der Schlaf war damals (um 1800) noch keine Intimsache wie heute. Es dürfte Frau Swin kaum geniert haben, wenn Gäste sie im Bett antrafen. Sicherlich stand sie in Gegenwart von Hausbewohnern und auch Besuchern ganz gelassen auf, konnte man doch auch in die alten Bauernhäuser sowieso ohne weiteres hineinsehen, da es keine Gardinen gab. Das Leben im Hause spielte sich also immer in der Gesellschaft ab. Ein Unterschied zwischen Öffentlichkeit und Privatheit war noch nicht ausgebildet - und ist wohl auch mehr ein Produkt bürgerlicher Gesinnung." 12 Hier hält also die Gesellschaft für die Gesellschaft Informationen über gesellschaftliche Prozesse der Vergangenheit bereit. Hinzu kommt die bereits anfänglich angesprochene Frage nach der typischen Ästhetik, nach den spezifischen Wertvorstellungen bei Bauern und Adel, bei Arbeitern und Bürgern. Was ist für sie Kultur? Was ist zu verstehen unter „Volkskultur" oder gar „Bauernkultui "? Auf dem Lande war, wie wir sahen, die Quantität der Kleidungsstücke zum Prestigezeichen geworden: die reichste Bauerntochter in der Schwalm ging mit 16 Röcken auf die Kirmes! 13 Die Aristokratie hatte sehr ähnliche Wertvorstellungen, was die Zahl der Dinge betraf. Im Schloß Eggers bei Graz gibt es einen Salon, der mit Massen von Tellern aus China und Japan ausgestattet ist. fest eingefügt in die Wände. Der Schloßherr wollte ganz offensichtlich seinen großen Besitz an solch wertvollem Porzellan zeigen, ohne dem Einzelstück besondere Bedeutung zuzusprechen. - Dem gleichen Gedanken begegnete ich in einer ungarischen Bauernstube, in der die Bäuerin ihre böhmischen Steingutteller, die sie vom Lumpenhändler eintauschte, über Jahre